Ich hatte versprochen, ich komme wieder. Nach meiner ersten Reise im Jahr 2011, der Pannen bedingten zweiten Reise in 2011, der Reise in 2015 als Tourguide und nach der Reise mit Freunden in 2018 bin ich nun erneut auf dem Weg nach Island. Trotz 2-facher Umbuchung der Hinfahrt habe ich nun viel mehr Zeit im Gepäck, als bei allen vorherigen Reisen zusammen. Ich will den Norden und den Osten erkunden, die Westfjorde sehen und meine Lieblingsstrecken fahren.
Und sollte der eine oder andere Allrad Tourist seinen Weg nach Island finden und sich mit (s)einem 4x4 Leihwagen/SUV unsicher im Hochland fühlen, kann er/sie sich gerne bei mir melden. In kleinen Gruppen von max. 5 Fahrzeugen erkunden wir Island auf den unbefestigten Wegen. Offroad Einlagen sind auf Island strengstens verboten und die sensible Natur dankt es uns. Ansonsten scoute ich ein paar neue Tracks, sobald es die Gegebenheiten vor Ort zulassen.
- Smyril Line
https://www.smyrilline.de/ - Campingcard
https://utilegukortid.is/ - COVID-19
https://www.covid.is/english und
https://www.covid.is/sub-categories/tourists, zur Vorabregistrierung: //visit.covid.is/ - Gesundheitsministerium
https://www.landlaeknir.is/koronaveira/english/ und für Reisen ab dem 15. Juni
https://www.landlaeknir.is/servlet/file/store93/item41745/Passengerinfo.pdf
- SEYÐISFJÖRÐUR TOURIST INFORMATION, Ferjuleira 1, 710 Seyðisfjörður
- Karte https://kortasja.lmi.is/en/ oder http://map.is/base/
- Wetter https://en.vedur.is/
- Straßenzustand http://www.road.is/ und im Speziellen der Zustand der
Bergstraßen http://www.road.is/travel-info/condition-and-opening-of-mountain-roads/
Anreise nach Island
Heute ist Samstag, der 13. Juni 2020 und endlich hat das Warten ein Ende. Über Zwischenstopps in Lengerich und Hamburg führt mich der Weg nach Hirtshals, von wo aus die MS Norröna am 16. Juni 2020 in See sticht. Die Ankunft in Seyðisfjörður ist am Morgen des 18. Juni 2020 und dann beginnt mein Abenteuer Island.
Als sich am Horizont die ersten dunklen Regenwolken zeigen, rolle ich meine Markise ein. Auch der dänische Nachbar verstaut Teile seines Vorzeltes. Zusammen mit seiner Frau und ihrem Golden Retriever verbringen sie noch 6 Wochen hier auf dem Campingplatz. Das alte Haus ist verkauft und das Neue ist noch nicht bezugsfertig.
Die kurze Regenschauer am Nachmittag ist nur ein Vorbote von dem, was am Abend und in der Nacht folgt. Vorsorglich habe ich die Nase vom Landy mit der Dachschale in den Wind gestellt. Beim abendlichen 1-Gang Menü genieße ich den Blick durch die Heckscheibe auf die Nordsee, der Sonnenuntergangstourismus bleibt aus.
Heute ist Abreisetag. Auch am Morgen regnet es und das Frühstück genieße ich im Trockenen. Für unterwegs schmiere ich mir ein paar Klappstullen und mache im Landy klar Schiff. Der Rucksack ist gepackt, die Leselektüre eingepackt und der medizinische Grundvorrat ergänzt.
Die Regenpause ab 10:00 nutze ich, um das Hubdach zu trocknen und in diesem Zustand zu verstauen. Die Reservekanister finden ihren Weg vom Dach in die 1-Raum Wohnung und mit den verbleibenden Zargesboxen auf dem Dachgepäckträger habe ich noch 3 cm Luft bis zur gebuchten Höhe von 2,50 m. Maßarbeit, oder einfach nur Schwein gehabt.
Ich verabschiede mich von den netten Nachbarn, mit denen ich hier schöne 4 Tage verbracht und interessante Gespräche geführt habe. Von Micha bekomme ich zum Abschied eine Dose Starkbier mit 8,2 % Alkohol geschenkt. Für den Fall, dass ich mir die Überfahrt schöntrinken muss.
Vom Campingplatz zum Check-in sind es nur wenige Minuten. Ich fahre am Hafen entlang, wo gerade eine Fähre aus Norwegen angekommen ist und leider den Blick auf die MS Norröna versperrt.
Beim Check-in angekommen, reihe ich mich in eine der zwei langen Warteschlangen ein. Die Mitreisenden sind bunt gemischt. Camper, Wohnwagen, LKW, Geländewagen und Motorräder aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Norwegen, Schweiz und dem Vereinigten Königreich.
Die Wartezeit verkürze ich mir, indem ich mich auf der isländischen Webseite für den Covid-19 Test registriere. Diese Vorabregistrierung ist zwingend vorgeschrieben, um zusammen mit dem Test die 14 Tage Quarantäne zu umgehen. Es werden ein paar persönliche Daten abgefragt und aus welchem Land man anreist. Die Fragen für die Flugreisenden mögen anders aussehen.
Wagenlänge um Wagenlänge nähere ich mich dem Check-in Schalter. Dort angekommen, überreiche ich meinen Personalausweis und mein Smartphone mit der geöffneten PDF Datei, welches das aktuelle Reiseticket ist. Die Abfertigung geht sehr schnell und ich fahre zur Wartespur 6. Dort händige ich dann das von mir ausgefüllte und unterschriebene Covid-19 Formular der Smyril Line aus. Minuten später darf ich schon auf die Fähre fahren und werde auf Deck 4 eingewiesen. Der rechte Außenspiegel wird eingeklappt und ich stehe eine handbreit neben einem Bulli. Ich klappe noch den linken Außenspiegel ein und suche meine Kabine auf Deck 8.
Smyril Line hat mir ein Kabinenupgrade geschenkt. Von der ursprünglich gebuchten 2-Bett Innenkabine ist nicht viel übrig geblieben und nun genieße ich den Luxus einer 3-Bett Außenkabine mit einem großen, rechteckigen Bullauge. "Vielen Dank!" an Smyril Line in Kiel.
Frisch geduscht gehe ich zum Außendeck und schaue mir das Verladeschauspiel vom Heck aus an. Eine paar Neuwagen und ein Bentley Oldtimer werden verladen, was allerdings nicht ohne Fremdstarthilfe funktioniert. Die Batterien scheinen alle sehr schwach zu sein.
Mit etwas Verzögerung geht es um viertel nach vier endlich los. Das lange Warten hat endlich ein Ende und eine 65 stündige Seereise steht mir bevor. An Bord gehen die Uhren anders und ich stelle meine Uhren um eine Stunde zurück. Das Gleiche darf ich dann auf Island erneut machen.
Als ich beim Abendessen auf Georg und Christel treffe erzählen sie mir, dass nur 460 Personen an Bord sind. Normalerweise sind es an die 1.100 Personen, wenn die Fähre voll ist. Das erklärt auch die Leere auf den Gängen und im Restaurant.
Um 22:00 werden wir freundlich aus dem Restaurant gebeten und tingeln rüber in die Bar. Auch hier sind viele Tische und Stühle unbesetzt und wir haben die freie Auswahl. Ich bin nicht darauf vorbereitet, dass an diesem Abend noch eine Herausforderung auf mich wartet. Bei der Bestellung von einem Bier stellt mir der Barkeeper 2 Biergläser a 0,75 L mit dem Kommentar "It is happy hour and 2 drinks for 1" auf den Tresen. Die Herausforderung nehme ich an, aber schaffe den letzten Rest nicht. Gegen Mitternacht bin ich zurück in meiner Kabine und schlafe schnell ein.
An Bord wird generell die Bezahlung per Karte gewünscht und dank NFC Technologie brauche ich nicht einmal einen PIN einzugeben. Alles läuft absolut kontaktlos und berührungsfrei. Meine neue Kreditkarte hat die Bewährungsprobe bestanden. Über die zugehörige App auf meinem Smartphone werde ich auch direkt über die jeweilige Zahlung informiert und kann mir jederzeit den Kontostand ansehen.
Beim Frühstück ist nicht viel los. Wegen der geringen Anzahl an Passagieren ist die Auswahl im 'Diner' auch sehr übersichtlich. Aufschnitt, Käse und Obst werden aber nachgelegt. Am Kaffeeautomaten bildet sich keine lange Schlange und so genieße ich mein übersichtliches Frühstück.
Dann geht es raus an die frische Luft auf Deck 9. Die See ist ruhig, die Sonne verwöhnt und sowohl in den Liegestühlen als auch an Deck entspannen die Passagiere. Ich ziehe mir die kurze Hose an und genieße die Sonnenstrahlen. Wir werden den ganzen Tag auf See sein, am Nachmittag die Shetland Insel passieren und dann Kurs auf die Färöer nehmen. Ankunft ist dort am Montag um 07:30 und Weiterfahrt um 12:00. Passagiere nach und von Island dürfen das Schiff auf den Färöer nicht verlassen. Hoffentlich ändert sich das für Georg und Christel in den nächsten 8 Wochen noch, da sie einen 1-wöchigen Stopp auf der Rückfahrt auf den Färöer gebucht haben.
Bei diesigem Wetter erreichen wir um 07:30 die Färöer. Eine Durchsage macht uns darauf aufmerksam, dass Reisende von oder nach Island in Torshaven nicht von Bord gehen dürfen.
Ich bleibe beim Frühstück dann etwas länger sitzen und werfe hin und wieder einen Blick aus den Heckfenstern auf die Lade- und Entladetätigkeiten. Meine Mitreisenden und auch ich selbst staunen nicht schlecht, als die MS Norröna weit vor der geplanten Abfahrtszeit die Motoren anwirft und ablegt. Unser Staunen wird noch größer, als die MS Norröna im Hafenbecken dreht und mit der anderen Schiffsseite erneut am Kai festmacht. Per Kran wird ein Aggregat eingeladen und um die Konfusion weiter zu erhöhen, legen wir abermals ab, drehen im Hafenbecken und machen mit dem Heck an der Rampe fest. Die Ladetätigkeiten gehen weiter. Auch verzögert sich die Abfahrt nach Island um 2 Stunden und erst um 14:00 stechen wir in See.
Der Kapitän informiert uns über das Wetter bis Island und wir stellen uns mental auf 4 bis 5 m hohe Wellen und Windstärke 7 bis 8 ein. Aber zuerst fahren wir durch die Inselwelt der Färöer. Es ist etwas bewölkt, was der ganzen Szenerie etwas mystisches verleiht. Ein Großteil der Campingplatztruppe genießt das Schauspiel von Deck 9.
Als wir den schützenden Felsen der Färöer entschwinden, nimmt die Dünung auf See zu. Der kleine Hunger ruft und Kaffee und Kuchen befriedigen ihn. Halb lesend, halb ruhend lasse ich den Nachmittag ausklingen und treffe ein paar Leute erst beim Abendessen wieder.
An der Bar ist ab 20:00 erneut Happy Hour aber diesmal verzichte ich auf 1,5 L Bier und genieße einen einzigen Mojito. Relativ zeitig verschwinde ich in der Koje und trotz der arbeitenden See schlafe ich schnell ein.
Als ich aufwache ist es schon hell, besser gesagt immer noch hell. Die Nacht hier oben im Norden ist extrem kurz und im Moment wird es nicht wirklich dunkel.
Es ist kurz nach 06:00, als ich bei wunderbarem Licht auf dem Oberdeck stehe. Genau die richtige Zeit, um Fotos zu machen. Sven aus Berlin ist schon da und auch Irmi dreht eine Runde.
Am Horizont sehe ich schon die noch schneebedeckten Berge von Islands Ostküste. Im Sonnenlicht sieht Island noch einmal viel einladender aus. Der Wind ist kühl und so bin ich schon um 07:00 beim Frühstück. Der Käse ist aus und auch der Kaffeeautomat zickt. Wir bekommen einen Kaffee aus den Tiefen der Kombüse gebracht. Dieser hat deutlich mehr Crema als das Zeug aus dem Automaten.
Nach dem Frühstück schlendere ich erneut auf dem Oberdeck herum und es ist richtig voll geworden. Auf den Mindestabstand von 1 m zum Nachbarn achten nicht alle Reisenden. Wir biegen in den Fjord ein und bis Seydisfjördur ist es jetzt nur noch eine Stunde. Da es ganz oben doch recht windig ist, gehe ich ein Deck tiefer und setze mich zu Georg und Christa, die einen windgeschützten Platz gefunden haben. Majestätisch ziehen langsam die Felsen an uns vorbei. Sobald wir von Bord sind, möchte ich genau die Strecke dort drüben an Land fahren. Ich bin schon sehr gespannt.
Überaus pünktlich laufen wir in den Hafen von Seydisfjördur ein und die MS Norröna macht fest. Die Lautsprecherdurchsage wiederholt zum x-ten mal, dass sich nun alles Passagiere auf ihre Kabinen begeben und auf weitere Anweisungen warten sollen. Das dauert fast 30 Minuten.
Dann werden die auf den Färöer zugestiegenen Fahrgäste gebeten, sich an Deck 5 im Barbereich einzufinden. Danach folgen Deck 5, Deck 6, Deck 7 und zum Schluß Deck 8. 90 Minuten sind zu diesem Zeitpunkt rum. In der Warteschlange stehen Otto und Irmi und sagen mir, dass wir uns alle unten auf dem Schotterparkplatz zum Verabschieden treffen. Das ist eine prima Idee, haben wir doch eine schöne Zeit auf dem Campingplatz in Hirtshals und auf der Fähre zusammen verbracht.
Das Covid-19 Testteam steckt in grünen Kitteln, hat jeweils eine Plexiglasmaske auf und bei jedem Reisenden werden neue Einmalhandschuhe angezogen. Personen die keinen Barcode vorweisen können, werden aus der Reihe herausgezogen. Es wird ein Abstrich im Rachen und einer in der Nase gemacht. Dann bekommt jeder einen abgestempelten Passierschein mit Handlungsanweisungen. Ohne diesen Schein, wird man nicht auf die Insel gelassen.
Das Parkdeck ist schon eine Weile auf und nach dem erfolgten Test hole ich meine bereits gepackten Klamotten und gehe zum Landy runter. Noch ist er zugeparkt, aber schon wenige Minuten später ist der Zugang frei. Auf geht es und ich fahre die Rampe runter zur Ausfahrt. Im Hafen ist eine sehr kurze Fahrzeugschlange. Ein Polizist kontrolliert, ob jeder im Besitz eines Passierscheins ist. Beim nächsten Stopp muss ich ein paar Fragen beantworten und es sieht so aus, als ob ich auf einer Liste stehe und abgehakt werden. Dann darf ich das Gelände verlassen, ohne dass mir Fragen zur Verzollung gestellt werden.
Es dauert eine Weile, bis unsere Truppe komplett ist. Mann/Frau sieht sich die Fahrzeuge von innen an, wir vervollständigen die Liste der Telefonnummern und machen ein Gruppenfoto zur Erinnerung.
Austurland - Der Osten Islands
Dann entschwindet so fast jeder in eine andere Himmelsrichtung. Mein Weg führt mich zum Supermarkt in Seydisfjördur und ich arbeite meine vorbereitete Liste ab. Und nach dem Einladen und Hände desinfizieren geht es los. Ich will an das Ende der Straße, die am südlichen Fjordrand entlang läuft. Ist im Ort noch Asphalt vorhanden, geht die Straße doch sehr schnell in eine Schotterstraße über.
Die Schotterpiste führt an den sehr spärlichen Überresten einer Vikingerkirche vorbei, führt über eine Flugzeuglandebahn und geht dann weiter am Fjord entlang. Ich passiere ein Schild, nach dem das Campen verboten ist. Lupinen säumen den Straßenrand und ein Achtung Schild macht auf Furten aufmerksam. Keine 15 km fahre ich und durchquere 3 Bäche. Die Uhrzeit ist etwas ungünstig, da am Nachmittag der Wasserstand der Bäche höher ist als vormittags. Mit eingelegter Untersetzung und aktivierter Differentialsperre rolle ich langsam durch das felsige Bachbett. Das Wasser geht bis zur Unterkante der Türe und nach erfolgter Flussdurchquerung kontrolliere ich, ob die Türen dicht waren. Es ist nur minimal Wasser eingedrungen und ich fahre weiter.
Ich halte an und genieße den Geruch der Lupinen. Vögel fliegen umher und sind ganz aufgeregt. Sie brüten wohl ganz in der Nähe.
Es folgen Furt Nr. 2 und 3 und als die Anzahl der Vögel kurz vor dem Straßenende dramatisch zunimmt, kehre ich um. Obwohl am Ende der Straße ein Haus steht, alle Schranken und Ketten offen waren, möchte ich die Vögel nicht weiter stören. Die Gegend ist wunderschön und untermauert das isländische Klischee.
Auf dem Rückweg passiere ich erneut die drei Bäche, lege eine Menge Fotostopps ein und alles geht gut. Das Wetter soll hier im Fjord bereits heute Abend umschlagen und so entschwinde ich Richtung Norden, wo es morgen schöner sein soll.
In Bakkagerði schlage ich mein Nachtlager direkt unterhalb des Elfenhügels Álfaborg auf. Unter dem Schutz der isländischen Elfenkönigin Borghildur und im Windschutz einer zarten Baumreihe geparkt, verbringe ich meine erste Nacht in Island. Es ist schon etwas frischer als in Dänemark und ich schließe den Reißverschluss meines Schlafsacks.
Noch in der Nacht bekomme ich eine SMS und keinen Anruf.
Da hat sich mein umsichtiges Verhalten der letzten Monate bewährt und auch in Island gilt es nun, die Regeln zu befolgen. Und ich bin mir sicher, daß ich jetzt auch unter dem Schutz der Elfenkönigin Borghildur stehe.
Das Hochland ist immer noch nicht frei und so werde ich den Osten erkunden.
Über die 947 fahre ich nur ein paar Minuten bis Höfn. Im Kutterhafen liegen die Fischkutter aber mein eigentliches Interesse gilt den hier brütenden Puffins. Auf einem dem Hafen vorgelagerten Felsen brüten Puffins, Möven und Eiderenten. Über Holzstege kann man den putzigen Kerlchen ganz schön nah auf das Gefieder rücken. Bevor es so weit ist, warte ich den Regen auf dem Parklatz im Landy ab.
Als die ganz üblen Schauern nachlassen, schultere ich meine Fototasche und werfe den Regenponcho über.
Zuerst streife ich etwas durch den Hafen, der ein sehr modernes Hafengebäude hat. Fischer sind weit und breit nicht zu sehen.
Über ein paar Holzstufen geht es zu den beiden Aussichtsplattformen und zu einer Beobachtungshütte. Durch Plexiglascheiben kann man die Puffins beobachten und zum Fotografieren die Scheiben halb nach oben schieben.
Auf den Plattformen und Stegen kommt man ganz schön nah an die Puffins ran. Mit einem ordentlichen Teleobjektiv sieht man bestimmt das Weiße in den Augen der Puffins, sofern es denn weiß ist.
Mein Poncho macht bei dem Wind zu viel Lärm für die Vögel und ich versuche ihn etwas zu bändigen, damit sie sich nicht so erschrecken. Ein tolle Erfahrung, die Puffins so nah zu sehen. Hoffentlich sehen die das auch so.
Nach den Tieren steht die Maschine im Vordergrund. Ich fahre ein Stück zurück und biege vor der Brücke nach links in einen schmalen Schotterweg Richtung Breidavik ab. Im Kortabók ist dieser Pfad nicht eingetragen. Ich folge dem kombinierten 4x4 und Wanderpfad und die Piste schlängelt sich kurvenreich höher und höher. Die Aussicht in die Bucht von Borgafjördur wird leider von den Wolken etwas getrübt. Als der Untergrund loser und die Piste steiniger wird, schalte ich in die Untersetzung und das Sperrdifferential dazu. Somit fährt es sich schon viel ausgeglichener.
Die Strecke ist echt Klasse und ich bin ganz alleine unterwegs. Leider sind die Wolken so dicht, dass ich die umgebenden Berge nicht einmal erahnen kann. Zu schade. Rechts und links der Straße liegen noch Schneereste. Die Menge an Schnee sieht gar nicht nach Resten aus und ist ganz ordentlich.
Und da liegt dann auch plötzlich noch Schnee auf der Straße. Nicht viel, nur gut 5 m lang. Langsam wälzt sich der Landy durch das flache Schneebrett und ich komme ohne negative Überraschungen auf der anderen Seite an.
Das nächste Schneefeld liegt zum Glück gar nicht auf der Straße, die wie ein Damm durch den Schnee führt. Links fällt der Damm steil ab und wer hier den Weg verfehlt, kann seinen Wagen vergessen. Tja und dann kann ich meine Strecke auch vergessen, denn ein Eis- und Schneefeld versperrt die Piste. Ich kenne weder den Streckenverlauf noch will ich etwas riskieren. Das war es dann auf diesem Weg und ich drehe um.
Auf dem Berg gibt es nun eine ordentliche Brotzeit, damit ich gestärkt ins Tal fahren kann.
Ich fahre zurück nach Bakkagerdi. Bei der Ortsdurchfahrt schaue ich mich um, ob ich irgendwelche bekannte Fahrzeuge erkenne. Das ist nicht der Fall und so nehme ich die nächste Piste unter die Räder.
Die 946 führt Richtung Süden und geht am Ende dann nach links in die F946 über. Es stehen die üblichen Warnschilder da, dass die F Straße nur mit Allradfahrzeugen zu befahren ist. Erst geht es ganz zügig in die Bergwelt hinein, aber dann sind wieder Untersetzung und Differentialsperre gefragt.
Als ich ein Stückchen weiter vorne ein paar Schneewände an der Piste erkenne, wird am linken Straßenrand eine Raupe von Hand betankt. Ich halte an und frage nach, ob die Piste frei ist. Das wird bejaht und weiter geht die Fahrt.
So wie die Piste aussieht, hat die Raupe diese gerade erst geräumt und an einigen Stellen mit Erdbewegungen erst für deren Befahrbahrkeit gesorgt. Wenn jetzt auch noch die Sonne scheinen würde, wäre das eine grandiose Szenerie. So nehme ich mit dem Vorlieb, was mir zur Verfügung steht. Und das sind tolle Fahrerlebnisse in einer menschenleeren Umgebung. Die F946 ist eine Sackgasse, aus der nur Wanderwege und Reitpfade hinausführen. Es stehen viele Hinweistafel entlang der F946, die diese Wander- und Reitwege, zum Teil sogar mit Koordinatenangaben, beschreiben.
Ich komme an die Weggabelung, an der es links nach Húsavik zur Kirche hinunter geht. Geradeaus führt die F946 zum Lodmundarfjördur. Ich passiere die Wanderhütte Húsavik Hut. Diese sieht sehr leer aus aber es ist geflaggt. Also wird schon jemand zu Hause sein.
Ich fahre noch weitere 3 km. Da die Sicht mittlerweile fast null ist, drehe ich um und fahre zurück zur Húsavik Hut. Die Hüttenwirtin mit ihren beiden Kindern ist da und ich darf mit dem Landy auf dem geschotterten Platz vor der Hütte stehen. Neben dem Gebäude mit den Schlafplätzen gibt es einen Waschplatz, einen Kochbereich, ein WC Häuschen und eine Dusche.
Ich bin dieses Jahr der erste Gast und genieße durch die offene Hecktür die Aussicht. Der Ausblick ändert sich im Minutentakt, so schnell ändert sich das Wetter. Wie das Wetter morgen wird und in welche Richtung ich fahre, kann ich nicht planen. Hier gibt es absolut keinen Mobilfunkempfang. Ich bin im absoluten OFF und tippe diese Zeilen erst einmal ins Smartphone, um sie später dann zu veröffentlichen.
Am Abend haue ich mir drei Spiegeleier in die Pfanne, würze diese mit Salz und Pfeffer und lege sie auf die vorbereiteten Käsebrote.
Da mir noch etwas die 2 Stunden Zeitverschiebung im Nacken sitzen, gehe ich zeitig in den Schlafsack und ziehe den Reißverschluss zu.
Um 04:38 werde ich durch Sonnenstrahlen geweckt. Ich schaue kurz nach draußen, sehe eine grandiose Bergwelt im Sonnenschein, blauen Himmel und drehe mich noch einmal rum.
Bis 07:00 halte ich es im Schlafsack aus, aber dann muss ich raus, Fotos machen und Berge bestaunen. Die oberen Bergränder sing schneebedeckt, an den Hängen tosen Wasserfälle mit Schmelzwasser zu Tal. Aus solch einem Bach kommt auch das Trinkwasser bis zum Wasserhahn der Húsavik Hut. Der frisch aufgebrühte Kaffee schmeckt herrlich, die getoasteten Scheiben Brot ebenfalls. Die Stullen werden für unterwegs geschmiert und in der Kühlbox bis zum Verzehr gelagert.
Um 08:00 wird die isländische Flagge gehisst. Es gibt strenge Regeln auf Island, an die sich auch Hüttenwirte halten müssen. Aber auch an die Regeln im Umgang mit Feen und Trollen.
Das Wasser aus Dänemark kippe ich aus und bunkere frisches, isländisches Bergwasser. Mit genug Proviant an Bord fahre ich um 09:00 los. Ich erkenne die Landschaft nicht wieder. Da gestern alles grau in grau und Null Sicht war, bin ich wirklich froh darüber, die Nacht abgewartet zu haben.
Oben am Berg soll auch wieder GSM Empfang sein und so ist es. Ich tausche ein paar Mitteilungen aus, telefoniere mit Silvia und fahre weiter hinunter zum Lodmundarfjördur. Die Landschaft ist viel zu schön um sie einfach nur zu durchfahren. Ich lege viele Fotostopps ein und genieße jeden Meter. Was ist das nur für ein tolles Land, dieses Island. Und was für eine Jahreszeit. Alles grünt und blüht und die Berge sind noch von Schnee bedeckt. Eine Symphonie für die Augen.
Nach einer kleinen Brücke biegt ein Pfad hinunter zum Wasser ab. Entlang eines Bachs schlängelt sich der Pfad zuerst durch eine saftige Wiese, um weiter unten auf einem Felsplateau zu enden. Es scheint eine Bootsanlegestelle zu sein, die ihre besten Zeiten schon hinter sich hat. Ich vertrete mir am Felsenstrand die Füße, ehe es weiter Richtung Westen geht.
Hier im Fjord ist erneut keinerlei Mobilfunkempfang. Hoffentlich setzt mich keiner auf die Vermisstenliste.
Am Fjordende steht eine Holzkirche ganz alleine inmitten einer Blumenwiese. Laut tosend stürzt nördlich von ihr ein Wasserfall ins Tal und endet in einem rauschenden Bach. Ein paar steinerne Ruinen sind stille Zeitzeugen einer ehemaligen Ansiedlung.
In Sichtweite der Kirche ist die Lodmundarfjördur Hütte. Hier bleibe ich für den Rest des Tages und auch die Nacht stehen. Die isländische Flagge weht am Flaggenmast, aber weit und breit ist kein Hüttenwirt zu sehen. "Will soon be back" steht an der Tür. Ich laufe schon nicht weg.
Auf einer Wanderkarte sehe ich eine Verbindungsstraße von der F946 nach Breidavik. Mal sehen, ob ich die morgen fahren kann. Auf jeden Fall geht es nach der Húsavik Hut zur Kirche nach Húsavik hinunter. Und dann den ganzen Weg zurück nach Bakkagerdi. Von der 94 habe ich Wege nach Héradssandur gesehen. Vielleicht ist da etwas Tolles dabei.
Am Nachmittag kommt die Hüttenfamilie mit kleinem Sohn. Der Toyota RAV4 mit Straßenbereifung hat die Strecke gemeistert. Allerdings wird es mit den Straßenreifen problematisch, wenn viele Fahrzeuge der Piste stark zusetzen. Dann kommt der Hüttenwirt mit einem anderen Fahrzeug.
Der Morgen ist diesig. Es ist kurz nach sieben in der Früh. Der Hüttenwirt nimmt es hier nicht so genau mit den Regeln und die Flagge hängt noch von gestern am Flaggenmast. Vielleicht haben alle zusammen mit den Großeltern noch lange in der Hütte gesessen. Sie kamen gestern Abend zu Besuch. Der kleine Sohn ist allerdings von meinem Landy mehr begeistert, als von dem Discovery 4 seiner Großeltern. Als er hinter dem Lenkrad saß, ging sein Grinsen von einer Wange zur anderen. Und das Funkgerät fand er auch ganz prima. Seine Mutter sprach allerdings immer von Jeeps. Ich habe es einfach ignoriert.
Ich hin früh unterwegs und sehr froh, den gestrigen Sonnentag so ausgekostet zu haben. Die ersten Kilometer bis zum Pass fahre ich ganz gemütlich in den normalen Gängen. Erst als die F946 nach Norden in die Berge abzweigt, lege ich Untersetzung und Sperre ein. Meter um Meter kraxelt der Landy nach oben. Die Wolken hängen tief und bald kommt die Sonne zum Vorschein. Und auch das G4 Netz ist wieder da. Ich lege eine Kommunikationspause ein, ehe ich erneut in der internetlosen Bergwelt verschwinde.
Dort wo kein Schmelzwasser die Straße entlang läuft, geht es ohne Probleme voran. Wo sich aber der Schnee beidseitig der Piste auftürmt, ist der Boden aufgeweicht. Kurze Stücke sind generell kein Problem, aber die langen Strecken zwischen 15 und 50 Metern sind nicht ganz ohne. Tiefe Furchen sind schon im Schlamm auszumachen. Wenn hier noch weitere 10 Fahrzeuge durchfahren, kann es für Fahrzeuge ohne geeignete Reifen sehr problematisch werden. Mit meinen M/T Reifen komme ich im 1. Gang mit Untersetzung prima durch.
Oben auf dem Pass angekommen, genieße ich den Ausblick in das Tal. Ich komme an der Húsavik Hütte vorbei und biege kurz darauf nach Osten Richtung Húsavik ab. Die Piste ist weniger gut ausgebaut und es wird schön rumpelig. Zwei kleine Bäche sind zu durchqueren. Die stellen keinerlei Problem dar.
Außer ein paar zotteligen Schafen und wild schnatternden Vögeln begegnen mir keine Lebewesen. Ein blaues Gebäude zu meiner Linken sieht gänzlich unbewohnt aus und auch die Kirche und das angegliederte Gebäude sehen verlassen aus. Wohnen wird Mann/Frau hier wohl nur im Sommer. Wenn der Pass zugeschneit ist, gibt es keinen Weg hierher.
Auf dem Rückweg Richtung Bakkagerdi komme ich auch wieder an der Raupe vorbei. Diese steht an der Weggabelung nach Breidavik. Vorgestern habe ich diesen Weg komplett übersehen. In einer Woche wird die Piste befahrbar sein und ist eine schöne 4x4 Alternative zur 946.
Über die anfänglich gut ausgebaute 94 geht es weiter. Nach der Anhöhe wird wieder schwer gebaut und es staubt ganz ordentlich. Kurz vor der Flußüberquerung biege ich nach links ab. An einer Schafverladestelle lege ich eine Rast ein und sehe mir die Anlage genauer an. Erst auf den zweiten Blick erkenne ich die ganzen Sandbleche, die hier als Zaun zwischen den einzelnen Gattern herhalten. Wer die wohl alle nach Island mitgebracht hat?
Es geht weiter über die staubige 944 und 925. Bei Kirkjubaer wird gerade das Grün um die Kirche gepflegt. Bei der Geirsstadir Torfkirche war der Gärtner schon da. Der Campingplatz für die Nacht befindet sich quasi in Sichtweite, aber ich muß noch ein paar Kilometer flußaufwärts bis zur nächsten Brücke fahren.
Unterwegs halte ich bei einem imposanten Wasserkraftwerk an. Die Gischt war von weitem schon zu sehen. Das aufgestaute Wasser donnert eine, in den Fels gehauene, Rutsche hinunter. Außer einem Hinweisschild gibt es keine Reglementierung. Keine Absperrungen, reinweg gar nichts.
Über ein klitzekleines Stück Ringstraße 1 geht es bis zum nächsten Abzweig auf die 917. Der Campingplatz ist nur wenige Kilometer entfernt. Bei meiner Ankunft wird auf ein geschlossenes Gästehaus hingewiesen, aber Camping sei kein Problem. Eine riesengroße Campingwiese habe ich für mich alleine. Ich stelle mal wieder die Nase in den Wind und fahre gerade so weit auf die Wiese, dass ich immer noch im Landy das kostenlose Wifi nutzen kann.
Am Abend kommt die Sonne zum Vorschein und in den warmen Sonnenstrahlen kann ich es gut aushalten.
Am Morgen betrete ich das Hotel und erkenne direkt, warum kein Hotelbetrieb ist. Es ist für eine Geburtstagsfeier eingedeckt und wie mir die nette Dame erklärt, handelt es sich um einen 100 jährigen Geburtstag. Die Feier hat nur einen Haken: das Geburtstagskind ist nicht dabei und die Verwandten und Bekannten feiern alleine. Ist das isländischer Humor oder todtraurig?
Ich mache mir keinen Kopf, bezahle bar und fahre los. Über die 917 geht es nach Vopnafjördur zum Tanken und Einkaufen.
Im Ort gibt es nur die N1 Tankstelle und der Dieselpreis ist (zumindet) hier im Norden überall gleich: 210,4 ISK. Dafür ist die Autowäsche kostenlos. Drei Waschplätze mit Bürste, sehr langem Schlauch und kaltem Wasser sind vorhanden. Es kommt ganz schön viel Dreck vom Landy runter und raus. Da hat sich die Wäsche wirklich gelohnt.
Ein Besuch im lokalen Supermarkt hingegen lohnt sich überhaupt nicht. Die Regale sind leer gefegt und nicht einmal Brot gibt es hier. Alles sehr seltsam und es sieht nach Ausverkauf aus. Hoffentlich gibt es im nächsten Ort eine bessere Auswahl.
Auf dem Parkplatz steht ein Pickup mit einem Aufkleber zur amerikanischen Präsidentschaftswahl. Den Slogan: "Trump 2020. Finally somebody with balls." lasse ich unkommentiert hier im weltweiten Raum stehen.
Weiter geht es über die 85. Für gut 2 Stunden habe ich die Straße/Piste für mich ganz alleine, treffe keine Menschenseele und begegne keinem Fahrzeug. Erst ein Trupp Bauarbeiter, die mächtig an der 85 bauen, sind die ersten Menschen auf dieser Strecke. Wie ich später erfahre, sind die Straßenbauarbeiten lange herbeigesehnt und werden von den Isländern sehr begrüßt.
Ohne besondere Vorkommnisse erreiche ich im Nieselregen Porshöfn. Der dortige Supermarkt macht seinem "Super" im Namen alle Ehre und ich kann meine Vorräte hemmungslos aufstocken. Der örtliche Campingplatz liegt ruhig am Ortsrand und eine schöne grüne Wiese lädt zum Verweilen ein. Bevor ich das Hubdach öffne, fädel ich mein Tarp in der Kederleiste ein und habe so einen vor Regen geschützten Eingang.
Gegen 20:00 kommt der Platzwart vorgefahren und kassiert per Kreditkarte. Alles ganz problemlos und schnell. Wenn das doch überall in Europa so unkompliziert wäre.
Es ist Sonntag und ich trödel ordentlich lange rum. Erst gegen Mittag soll die Sonne rauskommen und viel früher komme ich auch nicht los.
Heute lockt die Halbinsel Langanes und über die "Jeeppiste" 869 will ich bis zum Leuchtturm Fontur fahren. Mit einem LKW darf man hier nicht entlang, da die max. Achslast 2 t beträgt. Es gibt ein paar kleine, altersschwache Brückchen.
Am alten Flugfeld bei Saudanes liegen die Überreste eines notgelandeten Flugzeugs. Der Weg dorthin liegt auf Privatgelände und deshalb kann das Wrack auch nur zu Fuß erreicht werden. Aber selbst dagegen scheinen die hier brütenden Vögel etwas zu haben und schweben laut meckernd über meinem Kopf. Mir wird das zu viel und ich verschiebe den Besuch auf einen späteren Termin im Sommer.
Bei Skálanesvik liegen Unmengen an Treibholz am Strand, zum Teil weit im Land. Es müssen ganz ordentliche Wellen sein, die hier an Land schlagen und die Baumstämme wie Spielzeug mit sich bringen. Für die Schifffahrt sind sie sicherlich auch eine Gefahr.
Für einen englischen Fischtrawler ist die Küste auch zur Gefahr geworden und 17 Seeleute starben, nur zwei haben das Unglück überlebt. Anhand der metallenen Überreste kann man erahnen, um was für ein Schiff es sich gehandelt hat. Der Zahn der Zeit nagt unerbittlich an dem Metall und zersetzt Stück für Stück. Und Mutter Natur erobert sich ihren Lebensraum zurück.
An der Steilküste bei Hraunnes brüten Unmengen an Vögeln. Damit die Touristen sich an der ungesicherten Steilküste nicht in Gefahr begeben müssen, wurde bei Stóri Karl eine Aussichtsplattform errichtet. Und auch hier bin ich wieder alleine. Das letzte Teilstück bis Fontur wird in meinem Reiseführer als schlechte Piste bezeichnet. Das ist aber nicht der Fall und es fährt sich ganz angenehm.
Am Leuchtturm bläst ein wirklich ordentlicher Wind. Die wenigen Besucher verweilen nicht lange und sind schnell wieder verschwunden.
Die Sonne hat sich auch rar gemacht und bei dem Nieselwetter lege ich auf der Rückfahrt keine ausgedehnten Fotostopps mehr ein. Nächster Halt: Saudanes
In 11- jähriger Bauzeit (immer nur 2-3 Sommermonate im Jahr) wurde das Haus von Grund auf kernsaniert. Alles im Haus verbaute Holz ist aus Treibholz entstanden. Im Untergeschoß ist ein Cafe untergebracht, das Museum in den anderen Bereichen ist gerade im Aufbau, der englische Text soll die Tage befestigt werden. Lange unterhalte ich mich mit dem Museumschef und erfahre eine Menge über die Gegend und das Treibholz. 98% des Treibholzes kommt aus Sibirien. In dem Packeis wird es konserviert und driftet so in den Atlantik. Die kürzeste Zeit, die ein Baumstamm von Sibirien bis Island benötigt, sind 6 Jahre. Andere Baumstämme haben über 100 Jahre benötigt.
Da es schon spät am Nachmittag ist und ich genug für heute erfahren und erlebt habe, kehre ich auf dem mir bekannten Campingplatz der vergangenen Nacht ein. Der Platzwart kommt erneut gegen 20:00, erkennt mich wieder und wir halten ein Pläuschchen über das Wetter und die Ferien. Im Salzwasser kochen die 6 Minuten Nudeln und isländisches/italienisches Pesto kommt dazu. Ich muß meine Schwester am Telefon abwürgen, kalte Nudeln schmecken mir nicht.
In der Nacht geht ein ordentlicher Regenschauer nieder, am Morgen nieselt es nur noch ganz leicht. Im Vergleich zur gestrigen Nacht haben deutlich weniger Camper hier übernachtet. Mit mir zusammen sind es gerade einmal 7 Fahrzeuge.
Während bei den anderen Campern keine Aufbruchstimmung zu verspüren ist, verlasse ich als Erster den Platz. Ich fahre weiter auf der 85 in nordwestliche Richtung, ehe es auf der 875 direkt nach Norden geht. Der Wind ist stark und bei Raufarhöven brechen sich die Wellen am Strand. Vom Leuchtturm Gegnisvik genieße ich nur kurz die Aussicht, ist der Wind doch echt schäbbig.
Am nördlichen Ortsausgang ist schon von weitem Heimskautsgerdid, ein Polarsonnenkreis, zu erkennen. Ein großzügiger Parkplatz ist neu angelegt und eine breite Zugangstreppe windet sich durch die Lupinen. Steinsäulen markieren das Zentrum und alle vier Himmelsrichtungen. Das Kunstwerk ist noch im Entstehen, oder aber die 68 Zwerge haben sich aus dem Staub gemacht.
Über die 870 fahre ich gegen den Uhrzeigersinn. In den angrenzenden Naturschutzgebieten nisten Eiderenten. Das befahren dieser Gebiete ist strikt verboten. Tieffliegendes Vogelgetier ist über Kilometer an der Tagesordnung und Schilder weisen darauf hin.
In Kópasker drehe ich eine Runde durch den Ort. Der dortige Campingplatz scheint auf dem Gelände einer ehemaligen Tankstelle errichtet worden zu sein. Der Autowaschplatz ist nämlich erhalten geblieben. Eine Wiese mit Sitzbänken lädt zum Zelten ein.
Meine Bemühungen, die 85 Richtung 867 querfeldein zu verlassen, scheitern kläglich. Straßen sind gesperrt oder entpuppen sich als private Feldwege. Dann soll es heute so sein und ich steuere einen mir sehr bekannten Campingplatz bei Asbyrgi an. Der Parkplatz an der Info wird komplett erneuert und nun ist ein Check-in direkt am Campingplatz errichtet worden. Ab 16:30 ist dort jemand anzufinden.
Ich füttere unterdessen die Waschmaschine und richte mich häuslich ein. Vor dem Abendessen hänge ich die Wäsche in den Trockenschrank, dessen Benutzung kostenlos ist. Hoffentlich wird es morgen wieder etwas sonniger.
Was waren das nur für zwei geniale Tage. Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich Richtung Westen aufbrechen soll, wo Georg und Christa lauter Sonnentage erleben, oder ob ich die Chance nutzen soll und etwas ins Hochland aufbrechen. Ich ließ die Entscheidung auf mich zukommen und habe zuerst einmal dem Dettifoss meine Aufwartung gemacht.
Für mich zum ersten mal, fahre ich über die 864 von Norden den Dettifoss an, um den Wasserfall von der Ostseite zu betrachten. Die Anfahrt auf der 864 ist etwas ruppig. Der Abzweig gut ausgeschildert. Der Parkplatz ist viel kleiner, als der Parkplatz auf der Westseite und es ist auch sehr wenig los. Ein felsiger Wanderpfad führt zu einer Aussichtsplattform und von dort weiter zu den tosenden Wassermassen. Alles auf eigene Gefahr, denn Absperrungen gibt es keine.
Mit der Sonne im Rücken ist der Dettifoss super ausgeleuchtet und der Regenbogen in seiner ganzen Pracht sichtbar. Meine Kamera mit dem Superweitwinkel ruht auf dem letzten Felsen vor dem Wasser und vor dem freien Fall aus 40 m Höhe. Einfach genial und super beeindruckend. Nur schön vorsichtig muss Mann sein.
Komplett zufrieden mit meiner Fotoausbeute trete ich den Rückweg an. Der südliche Abschnitt der 864 ist deutlich angenehmer zu fahren, als der nördliche Teil. Der Belag ist mehr erdiger und sandiger als felsiger.
Unterwegs sehe ich eine ziemlich coole Tankstelle, die aber nicht für Touristen gedacht ist.
An dem kleinen Flughafen bei Grimsstadir wird der Sttaßenbelag neu abgezogen. Und kurz vorher habe ich mich sehr darüber gewundert, dass die Straße mit Salz abgestreut wurde. Da muß ich mal nachfragen, warum das gemacht wird.
Ich erreiche die Ringstraße 1 und fahre nach Reykjahlid am Myvatn. Im Supermarkt kaufe ich ein und besorge mir ein spätes Mittagessen. Ein Franzose, der mit seiner Tochter in einem Suzuki Jimny und Dachzelt unterwegs ist, fragt mich nach einer Möglichkeit der Hochlandquerung. Nach den aktuellen Plänen sind die F26 und weitere Pisten immer noch geschlossen und ich weise auf die F88 und dann die F910 hin. Das ist im Moment eine der ganz wenigen Möglichkeiten im östlichen Hochland zu fahren um wieder auf die Ringstraße 1 zu kommen und doch eine Menge Natur zu sehen.
Ich tanke an der N1, wasche den Pistenstaub vom Landy ab und entscheide mich, auch über die F88 ins Hochland zu fahren. Mein Plan: die Ranger bei der Dreki Hütte nach weiteren Informationen zur Befahrbarkeit im Hochland zu fragen.
Also geht es bei allerbestem Sommersonnenwetter 30 km zurück bis zur F88. Ich wollte schon immer mal auf dem Campingplatz am Herdubreid übernachten und das ist ein gutes Etappenziel für heute.
Die Flussdurchfahrten sind kein Problem und ich halte beim Hüttenwart. Der hier brütende Vogel läßt nicht mit sich spaßen und fliegt ein paar Angriffe. Der Campingplatz liegt nicht direkt an der schönen Hütte, sondern etwas nördlich und damit etwas abseits. Mein Plan, mit der Landynase im Wind zu parken, geht heute nicht auf, da sich eine Menge Fliegen im Windschatten am Heck aufhalten. Also drehe ich den Spieß rum und parke mit dem Heck schön im Wind. Und schon habe ich Ruhe vor den Fliegen.
Der Campingplatz ist sehr rudimentär. Ein paar offene Waschstellen stehen verteilt in der Gegend herum, von denen nicht einmal alle funktionieren. Zum WC sind es ein paar Meter zu laufen, der Weg führt über eine kleine Brücke. Alles macht einen sauberen und gepflegten Eindruck.
Ich bin heute der einzige Gast und die Sonne scheint bis weit nach 23:00 von einem wolkenlosen Himmel. In der Nacht ist es so ruhig hier draußen, wie es nur abseits jedweder Zivilisation sein kann. Was für ein Erlebnis.
Der Morgen startet früh und Sonne und Himmel versprechen einen super Tag.
Ich bin um 7:30 reisefertig und treffe vorne beim Hüttenwart auf die beiden Franzosen von gestern mit ihrem Jimny. Thomas und Lucie sind hoch erfreut mich zu sehen und wir beschließen, den Tag gemeinsam zu verbringen.
Wir fahren die F88 bis zur Einmündung der F910. Von hier aus sind es noch weitere 14 km bis zur Dreki Hütte und von dort noch einmal 8 km bis zur Askja. An der Dreki Hütte wird gerade eine weitere Hütte errichtet und nach Aussage der Rangerin, soll der Rohbau diese Woche abgeschlossen sein.
Auf dem Weg zur Askja passieren wir Schneefelder und zusammen mit dem Lavagestein in der Sonne sieht es sehr bizarr aus. Wir parken direkt neben dem Landy der Ranger und machen uns bereit zur Wanderung. So einen Sonnentag an der Askj muss man einfach mit einer Wanderung zum Viti nutzen.
Die Ranger haben den Wanderweg neu abgesteckt, führt dieser im Moment noch über Schneefelder. Nur an wenigen Stellen kommt der Lavaboden durch und entpuppt sich gleich als ein Matschweg. Wir treffen auf eine Rangerin, die gerade den normalen Pfad austestet. Der sei aber sehr matschig und wir sollen lieber auf dem Schneepfad bleiben.
Zum Glück ist der Lehmboden vor und um den Viti schön trocken und wir gelangen ohne Probleme zum Aussichtspunkt. Was für ein Wetter.
Auf dem Rückweg müssen wir unsere Schritte auf dem durchweichten Boden mit Bedacht wählen, wollen wir nicht in der Matsche versinken. Der Schnee trägt noch gut und nach knapp zwei Stunden sind wir zurück an den Fahrzeugen.
Thomas kocht eine vitnamesische Tütensuppe für drei und ich steuere die isländische Würstcheneinlage und ein paar Küchenutensilien bei. So wird die Deutsch-Französische Freundschaft der Mitterand/Kohl Ära hier auf gut 1.000 Höhenmetern weiter gefestigt.
Der Abwasch geht schnell und Thomas und Lucie sind sehr erstaunt, wie gut ich organisiert bin.
Von der Rangerin hatten wir erfahren, dass die F910 südlich der Askja noch gesperrt ist und auch bleibt, da auf der F26 noch Straßenarbeiten zu erledigen sind. Das Schmelzwasser hat dort einige Schäden hinterlassen. So fahre ich mit Thomas und Lucie die F910 Richtung Osten zurück. Die Piste ist sehr interessant, abwechslungsreich und gut zu fahren. Es sind zwei Flüsse zu durchfahren, wobei beide keine Herausforderung sind.
Unsere Wege trennen sich am Ende der F709. Die beiden müssen in Egilsstadir tanken und einkaufen, ich möchte im Laugarfell in den Hot Pot. Uns dreien wird dieser wunderschöne Tag noch lange in Erinnerung bleiben.
Meine Anfahrt zum Laugarfell gestaltet sich als etwas mühsam, ist die Piste am Ende vom Tal doch noch gesperrt. Ich finde aber eine neue Felspassage über einen Bergrücken, der mir weitere 60 Minuten Fahreindrücke verschafft. Dann erreiche ich endlich wieder Asphalt, bin um 20:00 im Laugarfell und sitze wenige Minuten später in 36 Grad warmen Wasser. Das habe ich mir heute verdient.
Am nächsten Morgen sehe ich mich im Sonnenschein zu etwas Hausputz veranlasst. Nach gut einer Woche hat sich auf dem Armaturenbrett schon wieder eine feine Staubschicht aus Erde, Sand und Lavaasche niedergelegt. Mit einem feuchten Schwammtuch reinige ich die Oberflächen. Dann packe ich alles zusammen und weiter geht es über die 910 Richtung Egilsstadir.
Auf dem Hochplateau vertreiben sich ein paar Schwäne die Zeit. Sonst ist weit und breit nicht viel zu sehen. Das ändert sich erst kurz vor Erreichen der 931. In mächtigen Schwüngen führt die Straße den Hang hinunter. Ein Kurveneldorado für Motorradfahrer.
Ich biege nach links ab und gleich darauf erneut nach links auf den Parkplatz am Hengifoss. Schon vom Parkplatz aus höre und sehe ich den Wasserfall. Um diesen aus der Nähe zu betrachten, führt ein 2 km kurzer Wanderweg recht steil nach oben.
Es geht durch mehrere Gatter hindurch und unterwegs bieten sich angelegte Verschnaufplätze mit Bank und Erklärungstafeln zum Luftholen und fotografieren an.
Die letzten Meter geht es durch ein kleines Flußtal, am Ende muss ich etwas über Felsen kraxeln. Der Weg hat sich wirklich gelohnt und ich verweile eine Zeit sitzend und sinnend.
Der Rückweg geht ganz gut in die Knie. Ich lege mehrere Pausen ein, um die Knie zu entlasten. Auf dem Parkplatz angekommen, biegt ein isländischer MAN 8.136 um die Ecke. So ein Zufall. Das Fahrzeug war ursprünglich ein deutsches Feuerwehrfahrzeug, genau wie unser MAN. Er ist nur etwas älter als unserer , da er die runden Scheinwerfer in der Stoßstange verbaut hat.
Ich fahre nach Egilsstadir und nehme die südöstliche 931. Es ist richtig voll dort, da die Fähre heute angekommen ist. Ich gehe erst Autowaschen, dann tanken und danach genehmige ich mir einen leckeren Burger im Diner. Im Netto kaufe ich schnell ein paar Kleinigkeiten ein und weiter geht es auf der N1 nach Norden, anschließend nach Südwesten.
Mein Plan geht auf und der kleine Campingplatz am Saenautavatn ist wirklich nicht überfüllt. Trotz der nahen Lage zur Ringstraße mit einer kurzen Anfahrt über die 901 und 907 ist er komplett leer. Eine Wiese lädt zum Verweilen ein und als selbst alle Bewohner vom nahen Bauerhof (mit integriertem Pfannekuchenschlemmern) vor 20:00 das Weite suchen, bin ich komplett alleine mit den Schafen, Gänsen und Vögeln.
Das Licht und die Abendstimmung ist nicht in Worte zu fassen und um 23:00 steht die Sonne noch über dem Horizont. Draußen pfeift ein kühler Wind, aber im Landy ist es angenehm. Die Standheizung habe ich jetzt schon ein paar Tage nicht mehr benötigt. Und so unterbricht auch nicht das Ticken der Spritpumpe die Stille des Abends.
Wärmende Sonnenstrahlen wecken mich am Morgen, aber es ist noch viel zu früh zum Aufstehen. Ich drehe mich im Schlafsack rum und versuche noch etwas zu schlafen. Als die Intensität der Sonne mich dann doch aus dem Schlafsack treibt, bin ich sehr überrascht, wie frisch es draußen ist. Noch mehr bin ich darüber erstaunt, dass ich unter dem tropfenden Wasserhahn der Außenwaschstelle eine Eissäule sehe. War es in der Nacht wirklich um oder unter dem Gefrierpunkt?
Um 10:00 kommt Leben in den Hof auf der anderen Flußseite und ich mache mich auf, nicht ohne noch die sterblichen Überreste aller möglichen Insekten von der Frontscheibe zu entfernen.
Über die 901, mit einem kleinen Stopp in Mödrudalur, mache ich mich auf in den Westen.
Nach einer Zwischenmahlzeit am Myvatn geht es über die Passstraße nach Akureyri runter. Im Hafen und in der Bucht liegt kein einziges Kreuzfahrtschiff. Trotzdem ist der Autoverkehr etwas zähfließend. Ampeln sind wieder im Straßenbild zu finden und das Rot leuchtet hier in Herzform.
Nach 82 km auf der Ringstraße, entlang saftiger Weiden und blühender Blumenfelder, biege ich in Varmalid auf die 75 nach Norden ab. Im Hafen von Saudárkrókur liegt ein mächtiger Fischtrawler an der Pier.
Kurz nach dem Hafen ist der Ort auch schon wieder zu Ende und dann sind es nur noch 19 km bis nach Grettislaug. Rechts und links der Straße grasen Islandpferde, ein Reiterhof folgt dem Nächsten. In Reykir liegen Campingplatz und der Hot Pot Grettislaug direkt am Skagafjördur. Der Wind ist biestig, soll aber am Abend nachlassen. Ich bin gespannt. Auf jeden Fall ist das Abendlicht eine Wucht.
Entgegen der Vorhersage hat der Wind nicht nachgelassen. Draußen ist die wärmende Wintermütze angesagt, sonst fallen mir die Ohren ab. Die Sonne hat Kraft und dort wo kein Wind pfeift, ist es sommerlich warm.
Vor der Abfahrt quatsche ich noch mit den Nachbarn aus Recklinghausen und ihrem grünen T3 Doka Synchro. Sie wollen in den Osten und ich teile mit ihnen meine schönen Erfahrungen der ersten Woche in Island. Der T3 wird nach und nach von anderen Familienmitgliedern und Freunden gefahren, so daß ich ihn bestimmt noch einmal sehen werde.
Ich fahre die Piste zurück nach Saudarkrókur, tanke bei der neuen OB Tankstelle im Nordosten der Stadt und peile die Umfahrung des Fingers über die 745 an. Das Wetter ist bescheiden und die Ausbeute an Fotos entsprechend dürftig.
Gegen Nachmittag habe ich die Wahl zwischen einem Campingplatz in Skagaströnd oder Blöduós und der Erstgenannte gefällt mir deutlich besser. Saftige Wiesenplätze mit und ohne Strom sind vorhanden, ein schönes Holzhäuschchen mit WCs, Waschbecken, Waschmaschine und sogar Trockner. Ich bleibe für 2 Tage und spanne am Wochenende mal aus.
Am Sonntag konstruiere ich mir eine Wäschespinne und füttere die Waschmaschine. Ich habe zwar genug Klamotten dabei, aber ich nutze gerne die vorhandene Waschgelegenheit. In dem Wind und mit der Sonne ist die Wäsche nach zwei Stunden trocken und alles wird fein säuberlich in den Schränken verstaut.
Im Ort ist nicht viel los. Lediglich im Supermarkt und an der Tankstelle ist etwas Leben und manch ein Isländer werkelt im Vorgarten. Nach dem Spaziergang gibt es Kaffee und Kuchen und ich wundere mich, woher auf einmal die unzähligen Wohnmobile herkommen.
Es sieht schwer nach einem Club oder Treffen aus. Am Abend geht der Megaphonmann über den Platz und verkündet was auch immer. Gegen 22:00 versammelt sich ein Großteil der Reisegruppe auf der Wiese vor dem Felsen und zur Gitarre wird kräftig gesungen. Eine Melodie erinnert mich sehr stark an ein deutsches Weihnachtslied. Ich kann bei dem Gesang gut einschlafen.
Die Isländer sind im Sommer lange auf und bleiben dafür auch lange liegen. Vor 10:00 sieht man nur ganz vereinzelt Isländer auf dem Platz. Mit mir zusammen brechen um 08:30 zwei isländische Wohnmobile auf. Ansonsten ist es mucksmäuschenstill.
Das es für mich ein langer Tag werden wird, ahne ich am Morgen noch nicht. Im leichten Nieselregen fahre ich die 22 km bis Blönduós, wo ich wieder auf der Ringstraße 1 lande. In Südwestliche Richtung fahre ich durch das Nordurland vestra und komme dem Vestfirdir näher. Die Landschaft ist immer noch sehr grün. Heu wird an wirklich jeder Wiese gemacht und eingetütet. Mal sind die Heuballen in schwarz, weiß, hellblau, rosa oder auch gelb gekleidet.
Am Ende vom Hrutafjördur biege ich auf die 68 ab und folge ihr bis zum Ende. Mein erster Stopp ist in Bordeyri. Mit gut zwei Dutzend Einwohnern hat dieser kleine Ort große Geschichte erlebt. Durch seinen natürlichen Hafen bedingt, verließen im 19. Jahrhundert die meisten Auswanderer nach Nordamerika Island über diesen Ort.
Die Straße schlängelt sich immer an der Küste entlang und geht vor Hólmavik in die 61 über. Hólmavik liegt abseits der Magistrale und ich lasse es rechts liegen.
Am Ende vom Steingrimsfjördur biege ich auf die 643 und kurz darauf auf die 645, um weiter entlang der Küste zu fahren. Bei Drangsnes genieße ich den wunderschönen Ausblick auf Grimsey mit seinem Leuchtturm.
Erneut biege ich nach rechts ab und kurz hinter Bakki ist der Asphalt zu Ende. Für 47 km folge ich erneut der Küstenstraße bis nach Djúpavik. Mich interessiert die stillgelegte Heringsfabrik als Fotomotiv. Die späte Nachmittagssonne steht gut, um Teile der Fabrik und das Schiffswrack auszuleuchten.
Ich habe allerdings mal wieder die angriffslustigen Seeschwalben unterschätzt, die wie Jäger vom Himmel fallen. Mit lautem Rufen und wildem Mützenschwenken halte ich mir die Viecher vom Leib. Ich muß mich beeilen, um die Motive in den Kasten zu bekommen.
Dann fahre ich den ganzen Weg zurück bis zur 61, wo ich auf der Hinfahrt ein Campingplatzschild gesehen hatte. Das Schild zeigt zu einem verlassenen Hof, wo ich leider keinen Campingplatz vorfinde. Es geht also weiter durch das Hochland Steingrimsfjardaheidi, wo reinweg gar nichts außer Natur ist. An den Hängen liegt noch reichlich Schnee.
Ein potentieller Stellplatz an einem Wasserfall ist leider mit kleinen Fliegen überfüllt und dazu habe ich heute keine Nerven mehr. Eigentlich habe ich nie Lust auf Fliegen.
Also fahre ich weiter auf der 61 der tiefstehenden Sonne entgegen. Bei Reykjanes gibt es einen Campingplatz und einen Pool. Leider ist alles geschlossen und der freundliche Isländer am Telefon stellt mir einen offenen Campingplatz in 15 Minuten in Aussicht.
Nach 2 Minuten Fahrt auf dem Asphalt geht es 12 km auf einer extrem staubigen Piste zum Campingplatz, den ich bis jetzt auf keiner Karte eingezeichnet hatte.
Es ist weit nach 21:00, als ich mir ein Müsli mache und danach in den Schlafsack klettere. Was für ein Tag.
Am nächsten Morgen geht es erneut über die sehr staubige 633 zurück zur 61. Ich sehe schon in der Ferne eine große Staubwolke auf mich zukommen. Diese entpuppt sich als ein MAN LKW, der auf meiner Fahrbahnseite auf mich zuhält. Der Fahrer deutet mit Handzeichen, ich möge doch die andere Straßenseite benutzen. Gesagt, getan, und dann hoffe ich nur, dass in der über mich rollenden Staubwolke keine überholender PKW steckt.
Im Vorbeifahren erkenne ich, warum der MAN nicht die Seite wechseln konnte. Er besprüht "meine" Straßenseite für die anstehenden Arbeiten mit Wasser.
Mein heutiges Etappenziel kann ich fast schon sehen, aber da bin ich noch lange nicht. Immer schön am Wasser entlang folgt die 61 den Fjorden Skötafjördur, Hestfjördur, Seydisfjördur, Alftafjördur und bei Isafjördur dem Skutulsfjördur.
Die Landebahn des Flughafens Isafjördur liegt zwischen dem Wasser und der Landstraße und ist mit den umliegenden Bergen bestimmt eine fliegerische Herausforderung. Der Pilot muß die Landebahn in einer Kurve anfliegen um dann direkt aufzusetzen. Der Flughafen von Reykjavik wird täglich angeflogen.
Der Campingplatz ist schon ganz gut belegt. Kein Wunder bei dieser schönen Lage. Direkt hinter dem Golfplatz, an einem Wasserfall mit anschließendem Bachlauf, liegt der Campingplatz. Ich stelle mich auf die freie Wiese hinter den Steyr von Georg und Christa, die noch mit dem Motorrad unterwegs sind. Ich koche mir einen Kaffee und genieße diesen zusammen mit isländischen Vanillekeksen in der Sonne.
Als am Abend die Sonne hinter den Bergen verschwindet, wird es gefühlt direkt 10 Grad kühler. Zum Abendessen ziehe ich mich in den Landy zurück und starte die Standheizung. Der Plan für den nächsten Tag steht.
Der Plan: an das Ende der Welt, sprich über die 630 nach Skalavik, zu fahren.
Vorher allerdings lockt Isafjördur bei strahlendem Sonnenschein. Beim Cruisen entlang der Stadt fällt mein Blick direkt auf den Hafen mit seinen Fischkuttern und die am Pier verteuten Segler. Es sind ein paar ganz schöne Brocken dabei.
Ich parke den Landy in Hafennähe und lege die Parkscheibe sichtbar hinter die Frontscheibe. Ich bin nicht der Einzige, der hier parkt aber der einzige Deutsche auf dem Parkplatz. Gute 2 Wochen in Island haben noch nicht ausgereicht, ein paar Verhaltensregeln abzulegen.
Unter den Segelschiffen fällt mir die NanuQ aus Holland direkt ins Auge. Mit den Solarpanel überzogenen Carbonmasten fällt der Segler auch ungemein auf. Rumpf und Deck sind aus Aluminium und der Segler ist für die Polarregionen ausgelegt. Das Energiekonzept entspricht dem eines Passivhauses an Land und Wissenschaftler nutzen die NanuQ für ihre Expeditionen nach Grönland. Gebaut wurde die NanuQ in Makkum am Ijsselmeer.
Ich schlendere weiter am Pier entlang, wo drei Fischtrawler festgemacht haben.
Ganz am Ende des Hafens, auf der Landzunge Nedstikaupstadur, befindet sich die älteste städtische Häusergruppe Islands. Zwischen 1757 und 1784 von den Dänen erbaut. Tjöruhuis, Krambud, Faktorshús und Turnhús bilden ein nettes Ensemble.
Am Ortsausgang erinnert das Fischerdenkmal an diejenigen, die vor der Küste Islands ums Leben gekommen sind.
Aus der Stadt heraus führt die 61 als einzige Straße nach Bolungarvik. Die Küstenstraße ist wegen Bergrutsch im Moment nicht befahrbar und so bleibt nur der gut 5 km lange Tunnel.
Direkt nach dem Tunnel biege ich nach rechts ab, um mir die restaurierte Fischerniederlassung Ósvör anzusehen. Ich kann mir die Häuser nur von außen ansehen, da kein Mensch vom Museum vor Ort ist. Die Ruderboot-Epoche der Fischerei erschließt sich mir trotzdem.
In Bolungvarik biege ich nach links ab und folge der 630. Kurz nach dem Ortsausgang geht es steil und staubig in die Bergwelt hinein. Der Skipper der NanuQ ist in Begleitung mit dem Fahrrad unterwegs. Bei den Schneefeldern zweigt die Straße zur Radarstation ab. Diese liegt ganz oben auf dem Berg. Das Wetter rechtfertigt den Weg. Ganz ohne Absturzsicherung zieht sich die Straße, eng an die Bergflanke geschmiegt, in zwei Abschnitten nach oben.
Vom Parkplatz aus kann man auf einem Fußweg, der gerade neu angelegt wird, sich dem über 600 m tiefen Abgrund nähern. Warnschilder weisen auf die Böen und die Gefahren hin. Obwohl auf sicherem Boden stehend, werden meine Knie am Abgrund doch etwas weich.
Die Abfahrt ist auch nicht weniger spektakulär, da man nun das Tal vor seinen Augen hat.
Die weitere Strecke hinab nach Skálavik ist dagegen richtig erholsam. Eine handvoll Gebäude sind verstreut in der Bucht anzufinden. Nicht alle machen den Eindruck, als ob sie bewohnt sind. Aber dort, wo die isländische Flagge am Mast weht, ist auch Leben im Haus.
Der Campingplatz bietet ein WC und fließend Wasser, zumindest nachdem die Wartungsarbeiten der zwei Männer vor Ort abgeschlossen sind. Die Campingsaison ist damit in Skálavik offiziell eröffnet und dann auch noch komplett kostenlos.
Mit Spaziergängen und Fotografieren vertreibe ich mir die Zeit. Der Landy ist derweil im Windschatten vom Steyr geparkt. Nur wenige Tagestouristen finden den Weg an diesen Ort und ich verbringe eine ruhige Nacht.
Am nächsten Morgen heißt es "Raus aus dem Tal", aber vorher muss ich noch die 4x4 Piste zum Strand ausprobieren.
Über Bolungarvik führt die Straße zurück nach Isafjördur. Eine andere Strecke gibt es nicht. Von Isafjördur führen zwei Tunnel nach Sudureyri und Flateyri, aber ich will den alten Pass über die Berge erkunden. Er ist nicht mehr in jeder Straßenkarte eingezeichnet, aber kurz nach dem Ortsausgang Richtung Südwesten ist der Abzweig von der 60 nach links gut zu erkennen.
Die ersten 200 Meter finde ich noch Asphalt vor, der erst löchriger wird und dann ganz verschwindet. Auf losem Geröll geht es hoch in die einsame Bergwelt. Es gibt ein paar wenige Abzweige und ich muß mich an Karte und Himmelsrichtung orientieren. Straßenschilder sind hier keine anzutreffen.
Ich erreiche den Pass, aber kurz darauf ist die weitere Abfahrt ins Tal durch ein Schneebrett versperrt. Felsbrocken auf der Piste untermauern die Sperre auch eindeutig. Ein kleiner Abzweig steil nach oben entpuppt sich als Piste zur GSM Relaisstation. Laut Garmin bin ich nun genau oberhalb vom Tunnel. Mir bleibt nur der Rückweg zur 60 und die Straße durch den Berg.
Kurz vor dem Tunnelportal befindet sich der große Parkplatz des lokalen Skigebietes. Zwei Schlepplifte führen hinauf in die Berge.
Der Tunnel selbst weist zwei Besonderheiten auf: a) er ist einspurig mit Ausweichstellen b) er besitzt eine Kreuzung mit Abzweig nach Sudureyri
Beides ist absolutes Neuland für mich. Meine Fahrtrichtung hat den roten Pfeil und muss bei Gegenverkehr in die Ausweichen. Vor mir habe ich einen schweren LKW, hinter mir einen isländischen PKW mit Anhänger.
Ich halte Abstand zu dem LKW, damit wir beide unterschiedliche Ausweichbuchten nehmen können. Der PKW hinter mir versteht das System nicht ganz und schließt sehr dicht auf. Und nach 2-3 reibungslos funktionierenden Ausweichen passsiert es dann doch mitten im Tunnel. Der LKW steht in der Lücke, ich eng dahinter, der PKW dicht hinter mir und sein Anhänger auf der Straße.
Der Gegenverkehr ist also gezwungen, vor dem Anhänger stehen zu bleiben. Zum Glück sind es nur zwei Fahrzeuge und so kann der LKW aus der Bucht ausscheren, sobald das zweite Fahrzeug an ihm vorbei ist. Dann folge ich dem LKW, der PKW mit Anhänger folgt mir und dann setzt sich auch der vorfahrtberechtigte Gegenverkehr erneut in Bewegung.
Das ganze Schauspiel wiederholt sich noch zweimal. Zum Glück ist wenig los auf der Straße.
Bei Erreichen des Önundarfjördurs biege ich auf die 64 nach Flateyri ab. Eine Campingmöglichkeit soll es am Litlabyli Gästehaus geben. Außer zwei Parkplätzen neben dem Haus finde ich nichts vor. Also bleibt nur der ausgeschilderte Campingplatz am Ortseingang, direkt zwischen N1 Tankstelle und Friedhof mit Kinderspielplatz. Georgs Frage über Funk "wo bist du?" beantworte ich mit "50 m hinter Dir und in ein paar Sekunden da".
Wir suchen uns eine windgeschützte Stelle hinter den Bäumen und machen anschließend die Stadt unsicher.
Die Hauptstraße scheint neu geteert zu sein. Die historischen Häuser sind mit dreisprachigen Hinweistafeln versehen. Wer, wann, mit wem und wieviel jeweils in welchem Haus gewohnt hat wird dort erklärt. Auch wann der erste Strom da war und wie die Reste des Trockendocks zu interpretieren sind. Der Buchladen wird in der fünften Generation geführt und isländische Werke werden nach Gewicht verkauft. Selbstgestrickte Wollpullover finden wir in Haus Nr. 11 leider nicht vor. Da muss die Erfüllung meiner Mission noch etwas warten.
Das Schwimmbad wird gerade komplett renoviert und ist deshalb geschlossen. Wie lange, steht nicht angeschlagen.
Flateyri wurde Ende 1995 von einer zerstörerischen Schneelawine überrollt. Es mußten erst 29 Häuser zerstört werden und 20 Menschen ihr Leben lassen, um Lawinenschutzmaßnahmen zu veranlassen. Heute schützt ein gewaltiger Damm den Ort vor zukünftigen Lawinen.
Am Abend grillen wir zusammen. Georg und Christa steuern die Familienpackung Grillfleisch und Salat bei, während ich die Bratkartoffeln zubereite. Mit dem speziellen Bratkartoffelgewürz, dem Balsamico Dressing am Salat und dem auch mit Honig mariniertem Fleisch wird es ein richtig leckeres und warmes Abendessen. Warmes Wasser zum Spülen müssen wir selber zubereiten, da aus den Wasserhähnen nur kaltes Wasser kommt.
Satt und zufrieden krieche ich in den Schlafsack.
Für heute steht uns ein fahrerisches Highlight in den Westfjorden bevor. Allerdings erst am Nachmittag, ist die Allradpiste doch nur bei Ebbe befahrbar. Also fährt ein jeder seine eigene Tour bis zum gemeinsamen Ausflug am Nachmittag.
Ich verlasse Flateyri über die 64 und 60 Richtung Süden. Beim Dyrafjördur folge ich der 624 bis zum Ende und lande auf der anderen Seite des Önundarfjörsurs bei Saeból. Wenige Höfe und Häuser, eine verwaiste Landebahn und zerfallene Fischerhütten. Mehr gibt es vor Ort nicht. Eine Plakette weist auf die ursprünglichen Bewohner eines Hofes hin.
Auf dem Rückweg besuche ich den botanischen Garten Strúdur in Núpur. Ehemals von einem Pfarrer als Schulgarten angelegt, dann verfallen und neu entdeckt, bietet dieser Garten eine Übersicht über regionale Nutz- und Zierpflanzen. Im geschützten Gartenhaus ist es schön warm und ein Bildband (leider nur auf isländisch) liegt zum Stöbern aus. 300 ISK werden in Münzform als Eintrittsgeld zur Erhaltung der Anlage am Parkplatz erbeten.
Niedrigwasser ist heute für 17:30 vorgergesagt und ich habe noch ausreichend Zeit bis dahin. Der 367 m hohe Berg Sandafell kann auch mit einem Allradfahrzeug befahren werden und das probiere ich aus. Die Piste ruft nach Untersetzung und Differentialsperre und ist in einigen Bereichen einspurig. Über den Bergkamm führt die Straße nach oben auf ein kleines Plateau, groß genug um den Landy zu wenden.
Beim Rundgang durch Pingery fallen mir ein paar Motive vor die Linse.
Für das fahrerische Highlight des Tages verabreden wir den Start um 16:00. Georg und Christa wollen mit dem Motorrad fahren. Für mich stellt sich die Frage nach dem Fahrzeug nicht. Ich nehme mein rollendes Allradhaus.
Zur Stärkung für die bevorstehende Tour bestelle ich mir in der Grillstube der N1 Tankstelle ein Sandwich mit Fritten, werde glatt vergessen und komme mit etwas Verspätung auf dem Campingplatz an. Doch dann geht es endlich los.
Die Piste Svalvogar/622 ist ausschließlich im Sommer, bei Ebbe und mit Allradfahrzeugen befahrbar. Otto und Irmi mußten mit ihren Motorrädern letzte Woche leider umkehren, da die Piste unter Wasser stand. Das sollte uns jetzt nicht passieren. Ein Warnschild weist noch einmal eindrücklich auf den 4x4 Umstand hin und dann geht das Abenteuer Svalvogar los.
Die Piste ist atemberaubend und faszinierend. Sie führt mitten durch Steilhänge. Auf der linken Seite türmen sich der blanke Felsen und Geröllhalden in der Höhe, auf der rechten Seite der Abgrund bis zum Wasser. Die Augen bleiben fest auf die Piste gerichtet, es ist höchste Konzentration angesagt.
Gregor und Christa fahren voraus, da sie mit dem Motorrad etwas zügiger unterwegs sind als ich im Landy. An geeigneten Stellen machen wir eine Pause, um Landschaft und Aussicht zu genießen. Neben dem Leuchtturm bei Hafnarnes gibt es zwei verlassene Häuser. Selbst die Stromleitung ist in dieser verlassenen Gegend von den Masten gekappt.
Und dann dauert es auch nicht mehr lange, bis wir an die Schlüsselstelle dieser Strecke kommen. Die Piste fällt auf Meeresniveau ab und dann sehen wir auch schon den Streckenabschnitt mit den großen Kieselsteinen, der bei Flut überspült ist. Deswegen ist es so sinnvoll, sich im Vorfeld über der Niedrigwasserstand zu informieren. Nur dann kann dieser Teilabschnitt passiert werden.
Felsüberhänge lassen auch nicht beliebig hohe Fahrzeuge passieren und bei der Schräglage spricht das Popometer an. Von außen betrachtet sieht es gar nicht so schräg aus.
Georg meistert die Strecke alleine und Christa steigt zu mir in den Landy. Zu zweit auf dem Motorrad ist die Strecke nicht machbar und an den ganz wilden und instabilen Abschnitten wird das Motorrad geschoben bzw. durch eine zweite Person abgesichert. Meine Empfehlung: macht diese Piste nicht alleine mit dem Motorrad sondern sorgt für Unterstützung. Und mit einem vollbeladenen Reisemotorrad würde ich es auch nicht versuchen. Pingeyri bietet sich geradezu als Basis an, um weitere Pisten unter die Räder zu nehmen.
Nachdem ein zweiter Kieselsteinabschnitt gemeistert wurde, führt die 622 noch einige Kilometer am Arnafjördur entlang. Am Ende der Strecke muss man sich auf angriffslustige Seeschwalben einstellen, geht es doch durch ein Brutgebiet.
Für einen Kaffee oder eine andere isländische Köstlichkeit ist es leider zu spät und es geht über die 60 zurück nach Pingeyri. Der Gebirgspass ist breit aber nicht asphaltiert. In den Kurven müssen wir recht vorsichtig fahren. Georg muss auch etwas zaghaft mit dem Gasgriff umgehen, läuft seine Maschine schon auf Reserve. Als wir in Pingeyri ankommen, fahren wir auf direktem Weg zur Tankstelle. Georg tankt, ich wasche den Lehm vom Landy.
Das war ein sehr ereignisreicher Tag. Müde und kalt geduscht verkrieche ich mich nach dem Abendessen in den Schlafsack.
Da wir eine zweite Nacht bleiben, ist am kommende Morgen kein übertriebener Aktionismus auszumachen. Die Isländer sind eh vor 10:00/11:00 nicht unterwegs und das gibt mir die Chance, im Geschäft vor Ort nach einem handgestrickten Wollpullover zu schauen. Alex hat mich nämlich gebeten, ihr solch einen Islandpullover mitzubringen. Und das sollte ja wohl hier in den Westfjorden, wo die Isländer selbst die Pullover tragen, möglich sein.
Ich betrete die schwarze Holzscheune und steuere direkt auf die Pullover zu. Der Verkäuferin schildere ich mein Anliegen und sie sucht mir ein paar schöne Pullover heraus. In die engere Auswahl kommen zwei sehr unterschiedliche Pullover und da Umtauschen ja etwas problematisch ist, rufe ich Alex kurz an und schildere ihr die Möglichkeiten. Die Auswahl ist getroffen und schon ist der Pullover gekauft. Eine Stofftüte mit Bestickung gibt es gratis dazu. Alex bekommt ein paar Fotos von dem Geschäft geschickt aber nicht vom Pullover selbst. Der soll eine Überraschung bleiben.
Das Cafe im Ort hat geöffnet und es ist Zeit für ein zweites Frühstück. Kaffee und Waffel mit Sahne und Rhabarber genieße ich im Kreis der Isländer. Das Cafe ist sehr gut besucht. Ob das wohl auch am kostenlosen Wifi liegt?
Für den Nachmittag haben wir uns erneut zu einem Ausritt verabredet. In der Nähe des Flughafens führt eine Piste quer durch die Berge auf die andere Seite zum Arnafjördur. Zuvor jedoch besuchen wir den französischen Friedhof.
Der Abzweig in die Berge ist gut zu finden, doch mein Navi führt uns zuerst in eine Sackgasse. Auf einem Bauernhof müssen wir drehen und uns etwas weiter östlich orientieren.
Es geht durch ein wasserreiches Gebiet mit mehreren kleinen Bächen. Die Piste ist mit Schotter angelegt und führt mal parallel zu, mal durch die Bäche. Nach ein paar Kilometern sind wir dann auch wieder auf der vom Navi vorgeschlagenen Piste.
Das Motorrad kämpft sich durch das lose Geröll und an einer ganz frisch bearbeiteten und sehr steilen Passage wird Hilfe benötigt. Der Raupenfahrer staunt nicht schlecht, als erst das Motorrad und dann der Landy an ihm vorbei fahren. So sind wir quasi nach der Raupe die Erstbefahrer der Piste.
In mehreren engen Serpentinen führt die Piste auf knapp 560 m hoch. Ohne den Raupenfahrer hätten wir hier oben umdrehen dürfen. Er hat für eine neue Schneise durch den Schnee gesorgt und wie auf rohen Eiern gleitet Georg über die Eisdecke. Für den Landy auf 4 Rädern ist das kein Problem.
Zurück am Campingplatz geht ein weiterer ereignisreicher Tag zu Ende.
Heute wollen wir mal wieder einen größeren Schlag machen. Ob wir uns am Abend treffen, steht noch in den Sternen.
Über die 60 geht es erst einmal Richtung Süden. Ich umrunde den Borgafjördur und steuere das nächste Highlight, den Dynjandi Wasserfall an. Der namentlich Genannte ist der oberste und höchste Wasserfall einer ganzen Staffel an Wasserfällen. Ein angelegter Weg führt vom Parkplatz bis zu der Stelle, wo man so richtig nass wird. Viele Stellen sind abgesperrt, um der Vegetation die Möglichkeit zur Erholung zu geben. Das stört die Schrulle in blau aber nicht und wirft sich hinter der Absperrung für ihren Macker vor dem Wasserfall in Pose. Der zückt bereitwillig seine Kamera und drückt auf den Auslöser.
Nach ein paar weiteren Fjorden lege ich einen Stopp in Bildudalur ein. Die Tankstelle ist belegt und sie hat auch keine Waschgelegenheit.
Bis zum nächsten Ort komme ich noch. Also auf nach Patreksfjördur. Erst an der N1 Tankstelle den Landy waschen, dann tanken und dann auf dem oberhalb der Tankstelle gelegenen Campingplatz eine Parzelle sichern und das Nachtlager aufschlagen. Der Steyr nebst Besatzung ist schon da.
Beim Spaziergang in den Ort entdecken wir so einiges, aber so richtig etwas los ist hier nicht. Egal, morgen haben wir wieder Großes auf dem Plan stehen.
Von Patreksfjördur fahren wir über die 62 Richtung Südosten und biegen am Ende vom Osafjördur auf die 612, der wir bis zum Ende treu bleiben. Bei den Klippen von Latrabjarg erreichen wir nicht nur die Vogelkolonien der brütenden Vögel, sondern auch den westlichsten Punkt Europas.
Zwischendurch gibt es noch ein interessantes Flugzeugmuseum, welches sich nicht nur auf Flugzeuge beschränkt.
Um an unser Tagesziel zu kommen, müssen wir fast die ganze Strecke zurück, ehe es über die 614 zum Sandstrand Raudasandur geht. Der Anblick nach der Passüberquerung ist einfach phantastisch. Einen so großen Sandstrand hätte ich hier auf Island nicht erwartet.
Der Campingplatz von Melanes ist der letzte anfahrbare Punkt in der Gegend. Direkt am Strand gelegen, muss ein Spaziergang natürlich sein.
Das Meerwasser ist extrem kalt und läßt fast das Blut in den Adern gefrieren. Genug Energie zum Rumalbern ist trotzdem noch vorhanden.
Einzig die vielen Fliegen stören enorm, insbesondere in den windstillen Bereichen hinter den Fahrzeugen. Dort bereite ich heute erneut Bratkartoffeln zum Grillfleisch vor. Die Scheiben sind etwas dünner geschnitten, da nicht mehr so viele Kartoffeln übrig sind. Es reicht aber für 3 Personen.
Gespült wird mit heißem Wasser bei den kleinen Holzhäuschen, in denen Küche, WCs und Duschen untergebracht sind. Alles macht einen sehr gepflegten und einladenden Eindruck.
Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege. Der Steyr macht sich Richtung Reykjavik auf, ich will das Vesturland erkunden. Damit verlassen wir heute die Westfjorde.
Ich habe keine Lust, die ganze Zeit über die 60 entlang der Fjorde zu fahren und suche nach einer Alternative. Die finde ich in Form eines Tracks durch die Berge zwischen Flókalundur und der Halbinsel zwischen Kerlingarfjördur und Skalmarfjördur.
Bereits am Einstieg zeigt ein Hinweisschild an, dass es sich um einen anspruchsvollen Abstecher handelt. Und ich darf auch gleich Sperre und Untersetzung einlegen, um die felsige Treppe zu bezwingen. Für Stunden sehe ich weder Troll noch Elfe und genieße die Einsamkeit der Berge. Fahrerisch sehr anspruchsvoll, erfordert die Piste meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
Dort wo der Container des Energieversorgers steht, verlasse ich beim Überqueren einer sehr felsigen Flusspassage meine Komfortzone deutlich. Zwei nachfolgende Flußquerungen sind auch nicht ohne und ich bin froh, den Streckenabschnitt gemeistert zu haben. Eine ganz schön derbe Piste, die ich mir da ausgesucht habe. Am Ende lande ich wieder wohlbehalten auf dem Asphalt der 60.
Durch den stundenlangen Ausflug ist es spät geworden und ich suche nach einem Campingplatz. Auf Kunstrasen, inmitten von Nichts, möchte ich nicht stehen, direkt an der Landstraße auch nicht und so bleibt nur einer der Campingplätze in Reykhólar übrig.
Was für ein Zufall. Der Steyr ist auch nicht weiter gekommen. Für einen Spaziergang bin ich zu groggy und erfreue mich stattdessen an der Standheizung, bevor der erfüllte Tag für mich zu Ende geht.
Der Landy strotzt vor Dreck und die erste Fahrt führt mich zur Waschstraße. Die kleine N1 Tankstelle verfügt über nur einen einzigen Waschplatz, der eine gewisse Zeit nun von mir belegt wird.
Fast in Sichtweite der Tankstelle befindet sich eine Trecker- und Fahrzeugausstellung, mitten auf der grünen Wiese. Bei allen Fahrzeugen stecken die Zündschlüssel und neben den ausgestellten Treckern stehen zwei Landys und ein Käfer mit in der Reihe.
Ein noch nicht aufbereiteter Landy macht leider einen sehr heruntergekommenen Eindruck. Er scheint schon sehr lange hier so zu stehen.
Ich verlasse die Westfjorde und meine anschließende Fahrt über die 590 verläuft unspektakulär. Interessant wird es wieder, als ich die 60 erneut nach Westen verlasse und auf die 54 einschwenke. Ganz am Ende lockt der Snaefellsjökull. Aber das ist Geschichte von morgen.
Erst einmal helfe ich einem isländischen Pferdezüchter, die Pferde seines Nachbarn auf eine sichere Weide zu bringen. Diese liefen frei auf der Straße herum und gerade als ich ankomme, blockiere ich den Pferden den Fluchtweg über die einspurige Brücke. Somit müssen sie durch ein offenes Tor auf eine Weide und sind in Sicherheit. Der Isländer bedankt sich bei mir, dass ich ihm geholfen habe und verständigt daraufhin seinen Nachbarn per Telefon.
Es braut sich schlechtes Wetter zusammen und ein kräftiger Sturm ist angekündigt. In Stykkishólmur checke ich auf dem großen Campingplatz ein und spanne mein Hecktarp als Regenschutz auf.
Das war eine blöde Idee und gegen 01:00 darf ich das Tarp im weiter auffrischenden Sturm abnehmen. Es schlägt einfach zu heftig. Nass wie es ist, klemme ich es unter einem Hinterrad fest. Der Rest der Nacht verläuft ruhig und ich schlafe bis zum anderen Morgen.
Der Wind ist noch da, aber der Regen hat aufgehört. Das nasse Tarp verstaue ich in einer Mülltüte und fahre in den Ort. Als ich den Landy im Hafen parke, kommt sogar die Sonne zum Vorschein und ich packe die Kamera aus. Ein paar historische Gebäude stehen in der Nähe des Hafens. Die Futterbuden für die Touristen sind (noch) geschlossen.
Ein paar Kilometer weiter westlich verändert sich die Landschaft und mit Moos und Flechten bewachsene Lavafelder tun sich auf. Die 588 scheint mitten durch diese Landschaft zu führen und ich folge ihr. Das war genau die richtige Entscheidung. Was für eine Landschaft.
Am Ende der 588 wartet eine große Überraschung auf mich. Ich treffe Laurent Cochet, der gerade erst von seiner abgebrochenen Motorradreise Kap2Cap zurück und nun für neue Abenteuer mit seiner BMW auf Island unterwegs ist. Ein Motorrad mit Schnorchel und Winde habe ich auch noch nicht gesehen. Wir unterhalten uns eine ganze Weile und tauschen Reise- und Fahrzeugerfahrungen aus, ehe Laurent auf seiner BMW entschwindet. Es muss sich etwas sputen, denn die ganze Filmarbeit ist sehr zeitintensiv.
Ich fahre fast bis ganz ans Ende der Halbinsel und bin fasziniert von der tosenden Brandung bei Svörtuloft.
Da noch genug Zeit für Abenteuer vorhanden ist, drehe ich eine Runde um den Snaefellsjökul. Erst fahre ich über die F575, dann die 570 Richtung Süden und über die 574 wieder hoch bis Hellissandur. Beim dortigen Campingplatz lockt eine warme Dusche. Der Landy steht eng an eine Felswand geschmiegt und wettert den Sturm ab. Diesmal ohne das störende Hecktarp.
Weil die Strecke um den Snaefellsjökul so schön war, fahre ich sie am nächsten Morgen ein zweites mal. Diesmal "nur" die 570 von Nord nach Süd. Der Sturm ist heftig und von den Schneefeldern wird die oberste Schicht vom Wind mitgerissen und legt sich über das Land. Die Sicht ist heute sehr begrenzt, aber das Fahrerlebnis zählt.
Der weitere Vormittag verläuft unspektakulär und die Strecke über die 54 bis nach Borgarnes zieht sich ganz schön.
Mein nächster Termin ist ab 13:00 und bis dahin unternehme ich etwas gegen den kleinen Hunger. Im Restaurant des Settlement Centers gönne ich mir das Mittagsbuffet und gehe wohlgestärkt zu den heiligen Hallen, in denen der ortsansässige Oldtimerclub seine Fahrzeuge ausstellt. Der junge Mann vor Ort kennt viele Details von Fahrzeugen und Besitzern und gibt bereitwillig Auskunft.
Ich erfahre eine Menge interessanter Dinge. So kennen die Isländer erst seit den 90er Jahren Asphaltstraßen und deswegen konnte bei jedem Neufahrzeug auf Island ein Steinschutzgitter als Option bestellt werden.
Die "aus 2 mach 1" Restauration des Camaro nebst 8 Zylinder Implantat hat 10 Jahre gedauert.
Der Ford T wird gerade wieder aufgebaut.
Voll neuer Eindrücke fahre ich mit vollem Tank nach Nordosten. Bevor ich mein Tagesziel in Húsafell erreiche, zeigen mir die Jungs vom Bergrettungsteam noch ihre Fahrzeuge. Zwei schwimmfähige Raupenfahrzeuge und zwei Superjeeps. Sie haben sich sehr darüber gefreut, dass ich mich für ihre Aufgaben und Fahrzeuge interessiere.
Da der Übernachtungspreis auf dem Campingplatz Húsafell Waschmaschine und Wäschetrockner inkludiert, nutze ich die Gelegenheit. Sicherheitshalber spanne ich noch meine Wäscheleine im Landy, so dass zusammen mit der Standheizung die Klamotten auf jeden Fall trocken werden.
Heute begebe ich mich auf für mich unbekannte Pisten im Hochland. Zuerst geht es über die 550 bis zum Abzweig der 551. Diese Piste führt auf den Langjökull, dem ich mich nun nähere. Auf dem Weg zum Gletscherrand stehen Hinweisschilder, bis wohin der Gletscher alle vorherigen 20 Jahre ging. Ich habe die Positionen in meinem Garmin gespeichert und will zu Hause die Distanz zwischen den jeweils 20 Jahren messen.
Die Sicht am Gletscherrand geht gegen Null und für mich lohnt sich die Fahrt mit dem MAN Kat auf den Gletscher nicht. Trotzdem wird er angeheizt, denn ein paar Touristen warten schon.
Meine Fahrt geht zurück zur 550 und weiter Richtung Süden. Als mir ein deutsches Wohnmobil entgegen kommt, bleibe ich stehen, kurbel die Scheibe runter und frage den Fahrer, ob er sich sicher ist, diese Straße fahren zu wollen. In seiner Landkarte sei die 550 als asphaltierte Straße dargestellt, antwortet er und setzt seine Fahrt fort. Man hätte ja auch umdrehen können.
Ich fahre weiter bis zur nächsten Kreuzung und folge der F338, die Richtung Westen immer entlang der Hochspannungsleitung führt. Die Piste ist eher für die Servicefahrzeuge des Energieversorgers als für touristische Zwecke ausgelegt; extrem ruppig.
Zu meiner Linken liegen die Gletscher Pórisjökull und Langjökull, zu meiner Rechten die Berge Skjaldbreidur und Hlödufell. Beim Hlödufell verlasse ich die F338 und folge der F337 nur für ein kurzes Stück Richtung Süden, ehe ich mich auf das Nachmittagsabenteuer einer nicht nummerierten und mir unbekannten Piste einlasse.
Was für ein Highlight. Mal auf Sandboden, mal unterhalb der Grasnarbe und für lange Zeit führt die Piste durch ein ausgetrocknetes Flussbett . Ein paar ganz ordentliche Felsbrocken liegen nicht unweit der Piste. Ein sehr markanter Stein liegt so auf dem schrägen Hang, als ob er jeden Moment herunterkugeln könnte. Also schön auf der Hut bleiben und nicht nur die Lage vor dem Landy, sondern auch oberhalb sondieren.
In einem schrägen Sandstück am Flußlauf komme ich zu sehr von der Piste ab und der Landy gräbt sich im weicheren Flußsand ein. Zum Glück komme ich mit eingelegter Differentialsperre und Untersetzung mit eigenen Kräften rückwärts aus dem Sand und kann meine Fahrt fortsetzen. Schaufel und Sandbleche können weiterhin ein Nickerchen machen.
Die Informationen zu der Piste habe ich nicht aufmerksam genug gelesen und so entscheide ich mich am Ende der Strecke für die falsche Richtung, um wieder auf einem Asphaltband zu landen. An den Rändern eines ausgetrockneten Sees verlieren sich die Spuren. In dem See will ich nicht fahren, da ich die Tragfähigkeit des Untergrunds nicht einschätzen kann. Weiter in der Ferne erkenne ich wieder Spuren und halte auf diese Stelle zu.
Eine Piste führt offensichtlich steil nach oben aus der Misere heraus und nach einem steilen Abstieg über lose Steine, trennt mich nur noch ein geschlossenes Gitter vom rettenden Asphalt.
Draussen pfeift ein ordentlicher Wind und beim Öffnen von Autotür und Gatter muss ich mich mit Macht gegen den Wind stemmen. Den sicheren Asphalt erreiche ich kurz darauf und rolle sichtlich erleichtert über die 550 ins Tal nach Pingvellir.
Auf dem ersten Campingplatz schlage ich mein Nachtlager auf und hoffe auf eine ruhige, sturmfreie Nacht.
Ein Hubdach mit Zeltstoff hat Vor- und Nachteile. Am Morgen genieße ich einen der Vorteile: die Sonne erwärmt den Innenraum sehr schnell, was hier im Sommerurlaub auf Island wirklich schön ist.
Nach dem Frühstück fülle ich meine Wasservorräte auf und treffe auf Jürgen mit seinem blauen Toyota Landcruiser aus Hamburg, der die Welt schon gesehen hat. Wir philosophieren etwas über die Reifenfrage und er erzählt etwas über die Optimierung seiner Reiheneinspritzpumpe bei DEM Spezialisten in Köln. In 4 Wochen, wenn er wieder zu Hause ist, darf ich mich bei ihm melden und er gibt mir dann die Adresse.
Die Sehenswürdigkeiten in Pingvellir liegen dicht beieinander, sind gut ausgeschildert und Bewegung darf ja auch mal sein. Ich parke den Landy auf dem kostenlosen Parkplatz nördlich vom P2 und klappere die Sehenswürdigkeiten der Reihe nach ab: Wasserfall, Versammlungsplatz, Kontinentalspalte, neue Aussichtsplattform und für meinen Kollegen Alex noch die Taucher- und Schnorchlerspalte Silfra zwischen den Kontinenten. Bei einer Wassertemperatur von 2-3 Grad sind alle Wassermänner, -frauen und -kinder in Trockenanzüge gepackt. Es sieht schon etwas komisch aus, wie die alle in Gruppen aus dem Wasser kommen. Und ein Vorher- und Nachherfoto scheint obligatorisch zu sein.
Bis ich beim Landy zurück bin dauert es eine Weile und so darf ich mich auf dem Rückweg mit den vielen Fliegen rumärgern und mir Gedanken machen, wo es heute hingeht.
Da bis auf zwei alle weiteren "F" Pisten geöffnet sind, entschließe ich mich für das Hochland. Ich fahre Richtung Nordosten und plane noch einen Tankstopp. Die Tankstelle am Geysir hat keine Waschgelegenheit und da nutze ich die Waschmöglichkeit in Laugarvatn. Nachdem der ganze Dreck außen abgewaschen ist widme ich mich dem Innenraum, als ich ein mir bekanntes und sehr prägnantes Motorengeräusch vernehme. Georg traut seinen Augen nicht, als er mich schon wieder beim Autowaschen sieht. Trotzdem ist die Freude über das Wiedersehen groß und wir verabreden uns beim Geysir, der eh auf dem Weg liegt.
Obwohl der Parkplatz ganz gut gefüllt ist, tummeln sich nicht viele Menschen am Geysir bzw. Strokkur. Trotzdem ist das Gekreische jedesmal groß, wenn der Strokkur seine Wasserfontäne in die Höhe schießt. Und das passiert regelmäßig. Mal höher, mal niedriger.
Im Restaurant ist sehr wenig los. Ich muß erneut schmunzeln, als ich die separaten Toiletten für Guides & Driver sehe. Ich glaube sie wären ganz froh, wenn hier wieder Busse vorfahren würden. Diesen Sommer kommen die allermeisten Touristen aus Island. Und mit den Isländern, mit denen ich gesprochen habe, will auch keiner ins Ausland. Island ist Corona frei.
Ich nutze die N1 Tankstelle, um für das Hochland gerüstet zu sein. Wir wollen ein Stück die 35 Richtung Norden und dann nach Westen auf die F335 zum Haugavatn abbiegen. Ganz am Ende der Piste soll es laut Landkarten eine Übernachtungsmöglichkeit geben.
Die Piste durch das Geröll ist staubtrocken und sehr ruppig. Aber die Gegend scheint auch anderen zu gefallen, denn ganz vereinzelt haben wir Gegenverkehr.
Nach einem kurzen Anstieg tut sich plötzlich ein kleines grünes Fleckchen Erde auf. Um eine Wanderhütte herum, stechen das wiesengrün und die im Wind wogenden Äste der wenigen Bäume ins Auge und heben sich sehr wohlwollend vom umgebenden Gestein ab. Eine ebene Schotterfläche neben der Wiese wird wohl unsere Übernachtungsstelle werden.
Noch haben wir aber nicht das Ende der Piste erreicht und erst jetzt wird es auch so richtig spannend. Die Piste verläuft zuerst durch ein felsiges, aber trockenes Flussbett. Den Weg muss man sich suchen und darf nicht jedem Streckenverlauf folgen.
An einem Fluß entlang geht es noch ein Stück höher auf ein Plateau, von wo man einen guten Blick auf den Wasserfall hat, über den sich der Haugavatn entleert. Für die ganz Mutigen gibt es jetzt noch die Möglichkeit, eine sehr steile Rampe zu überwinden, bis das Ende der F335 mit Blick auf Haugarvatn und Eystri-Hagafellsjökull erreicht ist. Ein Isländer mit seinem Pickup hat Spaß daran und schafft es auch. Untersetzung, Mittelsperre und 15 Psi auf den Reifen braucht es schon. Christa und ich kraxeln zu Fuß rauf, Georg überläßt der Drohne das Erkunden des Territoriums.
Das Abendbrot gibt es im Sonnenschein an einem windgeschützten Platz neben den Fahrzeugen. Was für ein schöner Ort, findet auch Ingo, der vom/für das Online Magazin der Allianz auf Island unterwegs ist. Er hat auf der Wiese neben der Wanderhütte sein Zelt aufgeschlagen.
Der kommende Tag soll uns weiter ins isländische Hochland führen und deswegen müssen wir ein Stück zurück. Wir fahren am Gullfoss vorbei und über die 349 rackern wir uns zur 332 durch, die uns über endlose Steine und Steinchen zum Haifoss bringt. Dieser Wasserfall und die Gegend drumherum sind im nachmittäglichen Sonnenlicht einfach wunderschön.
Zum Glück war diesmal kein Schneebrett auf der Piste anzutreffen, welches meine Tourteilnehmer in 2015 ordentlich geärgert hat. Damals mußte der Renault TRM 2000 als einziger LKW umkehren und einen anderen Weg fahren.
Mein Plan sah vor, an der letzten Tankstelle vor dem Hochland noch einmal Sprit zu bunkern und einen Hamburger in Hrauneyar zu essen. Der erste Teil schlägt komplett fehl, da der Kartenleser keine Verbindung zum Rechner aufbauen kann. Weder bei mir, noch bei den Schweizern, noch bei den Isländern. Tja, dann muss ich halt etwas sanfter mit dem Gaspedal umgehen. Der BBQ Hamburger hat mal wieder lecker geschmeckt.
Solange die 26 gut ausgebaut ist, nehmen wir Geschwindigkeit auf. Auch, solange es der Ausbauzustand der F26 erfordert bzw. ermöglicht. Über die sich anschließende Rumpelpiste sind wir ja eh noch lange genug unterwegs.
Unser Tagesziel, die Hütte und den Campingplatz bei Nyidalur, erreichen wir am frühen Abend. Windgeschützt reihen wir uns bei den anderen Campern ein, vornehmlich Isländer.
Am nächsten Morgen um 10:00 sind wir mit der Rangerin Anna verabredet. Sie will sich 30 Minuten Zeit nehmen, um den in- und ausländischen Touristen die Besonderheit gerade dieser Gegend zu erklären. Dafür dürfen wir sogar eingetretene Pfade verlassen und uns an den Fluss begeben, wo neues Leben entsteht.
An dieser Stelle Islands ist das Gestein am jüngsten, da hier die tektonischen Platten auseinander driften und immer wieder neues Gestein aus der Tiefe nach oben gedrückt wird. Dieses Gestein bewahrt die kostbare Erdschicht davor, vom Wind verweht zu werden. Jeder aufgenommene Stein bedeutet eine Wunde. Deswegen ist es so wichtig, dass keine Steinpyramiden gebaut werden und die Wunden herausgelöster Steine wieder verschlossen werden. Auf der Erde wächst dann eine sehr robuste Schicht aus Moos, auf der dann die ersten Pflanzen gedeien. Und alles nur für ganz wenige Monate im Jahr und unter extremen, klimatischen Bedingungen.
Aus den veranschlagten 30 Minuten werden 60 Minuten und als die Gruppe sich zu einer weiteren Erkundungstour mit Anna aufmacht, brechen wir die Veranstaltung ab. Wir haben ja noch etwas vor.
Wir satteln die Pferde und brechen gegen 11:30 auf. Unser Weg führt uns heute über die nördliche F910, die beiden südlichen Routen sind noch gesperrt, bis zur Dreki Hütte bei der Askja. Die Strecke sind 131 km.
Um es kurz zu machen, wir benötigen gut 10 Stunden für die 131 km und kommen kurz vor 22:00 bei der Dreki Hütte an. Ein paar Fotostopps und Pausen sind dabei, aber insbesondere die Kurverei durch die Lava und das Überwinden von unzähligen Felspassagen kostet uns eine Menge Zeit. Für den Steyr mit dem kurzen Radstand ist die Piste generell kein Problem. Mit einem längeren und breiteren LKW möchte ich nicht unbedingt dort fahren wollen.
Die Landschaft ist die Zeit allemal wert, die Eindrücke bleiben haften. Den gesunden Schlaf bis 8:30 am nächsten Morgen haben wir uns wirklich verdient.
Da durch den fehlenden Tankstopp meine Reichweite begrenzt ist, loten wir am Morgen mögliche Routen bis zur nächsten Tankstelle aus. Der Steyr könnte mir mit 20 L Diesel aushelfen, jedoch sind auch die Kurbelei durch die Lavafelder und die Sandpassagen nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. Die Reservelampe ist an.
Eine Stippvisite zum Kverkfjöll scheidet aus und es bleibt nur der direkte Weg Richtung Osten. An der Ringstraße / Ecke 923 gibt es eine Tankstelle, welche wir anpeilen. Der Ranger hat uns noch geraten, die etwas längere aber deutlich schnellere Anfahrt über die F905 zu wählen und nicht die Kombination aus F910/907/901 zu nehmen.
Vor der Abfahrt unterhalte ich mich noch mit den 3 Zimmerleuten, welche die neue und zusätzliche Hütte aufbauen. Sie sind 4 Wochen lang von Montag bis Freitag hier oben am arbeiten und das Wochenende über in Akureyri. In der Zeit soll die äußere Hülle fertig gestellt werden. Der Innenausbau erfolgt dann im kommenden Sommer. Es ist alles aus Holz und schwimmend gelagert. So können die Gebäude mit den permanenten Erdstößen auf Island umgehen.
Wir machen uns gemeinsam auf den Weg. Es ist nicht viel los, was bestimmt an uns liegt. Wir haben lange geschlafen und alle anderen sind schon unterwegs.
So folgen wir der F910 nach Osten. Bevor wir dann den empfohlenen Weg der Ranger über die F905 einschlagen, müssen wir noch zwei Furten passieren. Nummer eins ist harmlos, Nummer zwei nicht ganz, wenn man noch nie eine Furt durchfahren hat, so wie die Schweizer Reisegruppe auf der anderen Flußseite.
Alle sind ausgestiegen, beobachten und filmen, wie der Steyr die Furt bewältigt. Schön langsam und in einem Halbkreis führt hier der richtige Weg durch den Fluß. Während ich mich auf das Furten vorbereite, steht Georg den wissbegierigen Schweizern schon mit Ratschlägen zur Seite.
Nachdem auch ich ohne Probleme das andere Ufer erreicht habe, instruieren und motivieren wir die Gruppe. Die Mercedes Vito 4x4 Leihwagen sehen schon sehr mitgenommen aus. Im Armaturenbrett sehen wir keine Schalter oder Drehregler für Sperre oder Untersetzung. So bleibt nur die Möglichkeit, Geschwindigkeit und den Gang per manueller Auswahl anstelle der Automatik zu wählen. "Und immer schön langsam!" geben wir dem ersten Fahrzeug noch mit auf den Weg.
Geschafft. Das Wasser hat nicht einmal die Unterkante vom Türschweller berührt. Das macht Mut und auch Fahrzeug zwei und drei kommen wohlbehalten am anderen Ufer an. Die Schweizer Reisegruppe ist froh und total begeistert, diese Furt gemeistert zu haben. Und Mut genug haben sie nun auch, um die anderen Stellen zu meistern.
Wir setzen unsere Fahrt fort und biegen, wie von den Rangern vorgeschlagen, auf die "Hochgeschwindigkeitspiste" F905 ab und lassen es fliegen.
Kurz vor Mödrudalur liegt ein verunfallter Pickup am Straßenrand. Teile der Heckabdeckung liegen noch im Straßengraben. Der Fahrer ist mit ein paar Rippenbrüchen davon gekommen. Er fährt diese Strecke täglich und war nur für einen ganz kurzen Moment unaufmerksam. Das rechte Vorderrad kam von der Fahrbahn ab, der Fahrer wollte korrigieren aber hat dann eine 2 1/2-fache Rolle hingelegt. So schnell geht das. Erzählt hat mir das der Barkeeper und Tankwart in Personalunion des Restaurants.
Zur späten Mittagszeit gibt es nämlich Lammsuppe. Und außerdem fragen wir nach Verfügbarkeit und Preis von Diesel. Die 228 ISK pro Liter rechtfertigen keinen 60 km Umweg und schon sind Magen und Tank aufgefüllt.
Georg und Christa kennen da einen warmen Wasserfall und das soll unser Tagesziel sein. Die den beiden bekannten Wege sind alle gesperrt, aber ein neuer Weg scheint uns dem Ziel näher zu bringen. Auch ein neuer Parkplatz wurde angelegt und hier verbringen wir dann die Nacht, wie auch ein paar Isländer. Nach ca. 800 Fußweg (mit gutem Schuhwerk) erreichen wir den warmen Wasserfall. Dampf steigt aus den Becken empor und wir genießen die 39 Grad im Wasser mit Mütze auf dem Kopf. Ein schöner Tagesabschluß.
Als ich am Morgen losfahre, sind Georg und Christa schon unterwegs. Sie wollen sich mit Freunden aus Hamburg treffen, die heute angekommen sind. Ich treffe unterwegs auch auf einen Hamburger, der mit seinem Touareg für längere Zeit unterwegs ist. Jan ist Fotograf und hat sich auf den Norden spezialisiert. Wir quatschen und blockieren die Straße eine ganze Weile.
Ich will das südliche Ende des Stausees erkunden. Die Querpiste zur F909 ist gesperrt und ich muss ein ganzes Stück zurück, um trotzdem zur F909 zu gelangen. Eine Rangerin drückt mir einen Lageplan in die Hand und ich mache mich auf den Weg. Viel von der Umgebung sehe ich nicht, da die Wolken sehr tief hängen. Ich passiere die Hütte und den Campingplatz und mache mich die nächsten 18 km auf den Weg zum Gletscher.
Eine Menge Flussquerungen stehen an, die in keiner Karte eingezeichnet sind. Es wird wohl mehr Schmelzwasser als regulärer Fluß sein. Am Ende der Piste ist ein kleiner Parkplatz angelegt und aus einem Plexiglasfach nehme ich die Beschreibung des kurzen Rundgangs heraus.
Anhand von 13 markierten Punkten wird auf Besonderheiten und Wissenswertes zum Gletscher hingewiesen. Der Weg führt über Sand und Stein. Vom letzten Punkt geht es wieder zurück zum Parkplatz.
Auf der Rückfahrt zur Hütte mit Campingplatz nehme ich noch einen Abstecher zu einer Aussichtsebene mit. Den ganzen Tag ist mir auf der F909, außer der Rangerin, noch keiner begegnet. So ist das auch in der Hütte, in der gerade keiner zum Abrechnen ist. Ich komme dann später noch einmal wieder.
Der eigentliche Campingplatz, sprich eine geschotterte Parkfläche, ist etwas abseits der Hütte. Es ist schon ein Isländer vor Ort, der sein Bodenzelt im Windschutz seines Pickups aufgebaut hat. Ich parke auf der anderen Seite und richte mich nach der im Wind flatternden Flagge aus.
Am späten Nachmittag kommen noch drei Jeep Wrangler, die für längere Zeit oben bei der Hütte parken. Ich kümmere mich nicht weiter darum und bereite mir mein Abendessen.
Zu späterer Stunde kommen auch die Jeeps auf den Campingplatz gefahren und klappen alle ihre Dachzelte auf. Das wird bei denen bestimmt ganz schön frisch die Nacht. Ich bin froh, seit zwei Jahren die Standheizung eingebaut zu haben.
Über die Standheizung und einen heißen Kaffee freuen sich am nächsten Morgen auch Andy und Anna, die ich kurzerhand zu mir in den Landy einlade. Als ehemaliger Dachzelter kenne ich das Gefühl, so plötzlich ungeschützt bei 2 Grad im Schneeregen zu stehen. Die beiden freuen sich mächtig und wir tauschen ein paar Reisetipps aus.
Nach dem Frühstück verabschiede ich mich Richtung Egilstadir. Auf der 931 nehme ich zwei Anhalter mit. Sie arbeiten im Hotel bei Hallormsstadur und möchten zum Bonus einkaufen. Gar kein Problem und ich setze sie vor der Tür ab.
Mein Weg führt mich zur Orkan Tankstelle zum waschen und tanken. Danach gibt es im Diner einen leckeren Burger und zum Nachtisch ein Eis. Leider ist die Softeismaschine defekt, aber es gibt genug Eissorten für den Becher. Im Netto kaufe ich noch schnell ein paar Dinge ein und entschwinde über die 92 aus der Stadt.
Mein Ziel für heute ist der Campingplatz im Mjóifördur. Es gibt nur einen und den sollte ich nicht übersehen können.
Das Hinweisschild am Anfang der 953 (Anhänger nur mit Allradfahrzeugen) läßt Rückschlüsse auf die Piste zu. Auf der Passhöhe angekommen, geht es extrem steil und in engen Kehren in den Fjord hinunter. Die Aussicht ist einmalig. Von den Hängen kommt an so vielen Stellen Wasser herunter, dass die Wasserfälle gar keinen Namen haben.
In einer Kurve kurz vor Meeresniveau stehen ein paar Quads und ein Manitou. Ein Fahrzeug wird gerade aus dem Graben geborgen. Da ist wohl einer zu schnell durch die Kurve geheizt. Zum Glück ist keiner verletzt und auch das Quad läuft nach der Bergung einwandfrei.
Bevor ich den Campingplatz erreiche, sehe ich erneut ein Schiffswrack am Strand liegen. Diesmal ist es ein ehemaliges Landungsboot, welches zum Schluß seiner Dienstzeit Versorgungsfahrten durchgeführt hat. Seine Zeit ist schon lange abgelaufen und der Zahn der Zeit nagt mächtig an dem Stahl.
Der Campingplatz liegt direkt an einem Guesthouse. Die Wiese ist den Bodenzelten vorbehalten. Ich darf mit dem Landy auf dem etwas festeren Untergrund neben dem Fußballtor stehen.
Im angrenzenden Hafen, sprich auf der anderen Straßenseite, wird noch gearbeitet. Die Fahrzeuge stehen dort mit laufenden Motoren. Wie ich später erfahre, wird so die Batterie aufgeladen. Bei den ganzen Kurzstrecken reicht es nicht, die Batterie nur während der Fahrt zu laden.
Den Leuchtturm Dalatangi sieht man von der MS Norröna bei der Einfahrt in den Seydisfjördur. Die Strecke dorthin fahre ich am Morgen nach dem Frühstück. Erst auf dem Rückweg, kommen mir Wochenendausflügler entgegen.
Meine heutige Etappe bringt mich in den Fjord weiter südlich, aber der Weg dorthin ist deutlich länger als vermutet. Über die 92 führt der Weg durch Reydarfjördur, Eskifjördur und einen 7,9 km langen Tunnel. In Neskaupstadur ist die Straße zu Ende. Der Campingplatz liegt kurz davor. Im Dauerregen baue ich auch meine Heckmarkise auf, um wenigstens trocken in/aus dem Landy rein und raus zu kommen. Ich sitze gemütlich bei warmer Heizungsluft auf dem Lammfell und lese etwas in den mitgenommenen Büchern. So plätschert der Tag dahin.
Als Tunnelalternative existiert eine Passstraße, der ich mich am darauffolgenden Morgen widme. Allerdings gibt es kein einziges Hinweisschild. Das ist schon irgendwie komisch.
Die Landstraße führt durch eine traumhaft schöne, grüne Bergwelt, bis die Wolken dichter werden. Und dann kommt auch ein Schild mit der Erklärung, warum weiter unten kein Hinweis stand. "Tunnel unpassierbar" steht auf dem Schild. Tunnel? In der Tat. Schon bald stehe ich vor einer einspurigen Tunnelröhre, deren Eingang mit Schnee voll ist. Hier soll keiner mehr durch.
Aber links neben der Tunnelröhre sehe ich eine Piste und folge ihr. Sie ist nicht in meinem Kartenmaterial eingezeichnet. Egal. Doch auch hier ist nach wenigen Metern Schluss. Der Pass ist nicht geräumt und ein Schneebrett verhindert meine Weiterfahrt.
Also bleibt mir doch nichts anderes übrig, als erneut den 7,9 km langen Tunnel zu nehmen. Vorher genieße ich aber noch ganz alleine die Berge und die Abfahrt.
Nach dem Tunnel biege ich auf die 954, 958 und dann auf die F959 ab. Die Piste ist schon eine echte Herausforderung und bietet wahnsinns Ausblicke in die Berg- und Fjordwelt. Der Einstieg über einen Wasserfall ist schon anspruchsvoll und den Rest der Piste fahre ich fast ausschließlich mit Sperre und Untersetzung.
Am Fjord angekommen, steht malerisch ein Haus in einer Blumenwiese. Weiter unten am Wasser führt eine Fußgängerhängebrücke auf die andere Flußseite. Auf der Landzunge haben mal Vögel gebrütet.
Nur zum Übernachten ist der Platz absolut ungeeignet. In dem Haus wohnt ein Geist, versichert mir eine Isländerin am Strand. Das hat schon ihr Papa gesagt, als sie noch ein Kind war.
Ich lasse den Landy die Bergstraße hochkraxeln, nachdem die Isländer mit ihren Fahrzeugen verschwunden sind.
Der Regen hat aufgehört. Es ist stürmisch geworden. Auf dem Campingplatz in Reydarfjördur stelle ich mich eng an eine Birkenreihe und stehe so schön windgeschützt. Die zwischen Stoßstange und Baum gespannte Heckmarkise trocknet im Wind und ich packe sie später am Abend ein.
Der Windschutz hinter der Birkenreihe hat mir eine sehr erholsame Nacht verschafft. Das Hubdach klappe ich am Morgen trocken zusammen, was mir immer besonders wichtig ist. Dann bleiben Matratze und Schlafsack bis zum Abend auch trocken.
Mit Djúpivogur liegt mein Tagesziel heute nicht so weit entfernt und die Straße schlängelt sich immer entlang der Fjorde, wenn Mann denn will. Ich will nicht und habe gestern schon eine gestrichelte Linie östlich des Lambárfells entdeckt. Eine Abkürzung der 955 durch die Berge.
Ich gebe den nördlichen Abzweig von der 955 in mein Garmin ein und tingel auf der gut befahrbaren Piste am Reydarfjördur entlang. Mir kommt nur ein einziges Auto entgegen. Vor der Eröffnung des Tunnels auf der 96 muss hier deutlich mehr Verkehr gewesen sein.
Bei den Zielkoordinaten finde ich tatsächlich den Einstieg in den Track vor. Er führt entlang einer Stromleitung sehr malerisch in die Bergwelt. Viel befahren ist diese Piste augenscheinlich nicht mehr und auch nicht in der allerbesten Verfassung. Das satte Grün vertuscht den tatsächlichen Zustand.
Es heißt also erneut Differentialsperre und in Untersetzung fahren. Langsam, aber stetig zieht der Landy seine Bahn. Immer wieder kommt mir dabei eine Besonderheit vom TD4 Motor entgegen. Die "anti stall" Funktion verhindert ein Absterben des Motors und mit Standgas kraxelt der Landy sehr gemächlich die Piste hoch.
Manch eine Bachrinne ist kurz und knackig und es geht kurz runter und wieder rauf. Die Auswaschungen längs der Piste haben es auch in sich und an einer ganz miserablen Stelle wurde zum Glück eine neue Fahrspur aufgetan.
Um an Höhe zu gewinnen haben die Pistenerbauer eine sehr enge und steile Serpentine eingebaut, die ich gerade so, ohne zurücksetzen zu müssen, erklimmen kann. Danach wird die Piste etwas felsiger und führt weiterhin entlang der Stromleitung. Ein paar kleinere Felsbrocken liegen auf der Piste und ich lege dort keine Pause ein.
Auf dem Plateau angekommen, bläst der Wind ganz ordentlich und verwacklungsfreie Fotos sind nur durch das geöffnete Fenster an Lee möglich. Ein kleiner Abstecher führt zu einer bis auf die Bodenplattform verfallenen Hütte, die den Leitungsbauern vielleicht als Unterkunft gedient hat.
Die Abfahrt entlang des Fáskrúdsfjördur ist nicht weniger spektakulär und ich fahre weiter in Untersetzung und mit eingelegter Differentialsperre. Nur ganz so grün ist die Piste jetzt nicht mehr. Die einzigen Lebewesen, die mir an der Piste begegnen, sind verdutzte Schafe und schnatternde Vögel. Manchmal laufen die sehr gut getarnten Küken mitten vor mir quer über die Piste und ich muss gut aufpassen, keines von ihnen unter die Stollenreifen zu bekommen. Wegfliegen können sie noch nicht.
Kurz vor Erreichen der 955 bin ich extrem froh, die Piste in Nord-Süd-Richtung befahren zu haben. Ein extrem steiler und kniffliger Hügel ist zu bewältigen. Den herunterzufahren gefällt mir deutlich besser als heraufzufahren.
Die weitere Fahrt auf der 96 und der anschließenden Ringstraße 1 verläuft sehr entspannt. Die Strecken hier in den Ostfjorden sind alle Neuland für mich. Bei früheren Urlauben habe ich immer die 939 als kürzeste Verbindungspiste zwischen Egilsstadir und dem Süden genommen.
Der Ort Breiddalsvik liegt 1 km abseits der Hauptstraße aber irgendwie entscheide ich mich doch, den Abstecher mitzunehmen. Ich cruise so richtig gemütlich durch den Ort, da fällt mir auf der rechten Seite ein parkender Trabbi mit einem extrem coooolen Nummernschild auf.
Das es überhaupt Trabbis nach Island geschafft haben, finde ich sehr verwunderlich. Im Ort selbst gibt es eine Brauerei und einen schönen Regenbogen vor dem Hotel. Meine Fahrt geht weiter bis in das Gewerbegebiet am Hafen, wo ich einen 130er Defender vor einer Halle parken sehe. Neben der Halle steht ein roter 110er, der mit seinen normalen Räder und den weit ausgestellten, isländischen Kotflügel eine seltsame Figur abgibt.
Erst auf dem Rückweg sehe ich, dass im Grün auch noch zwei ältere Fahrzeuge geparkt sind. Ein schönes Fotomotiv, denke ich mir und steige aus.
Ich merke gar nicht, wie der Besitzer aller diese Reichtümer aus der Halle kommt und mein Treiben beobachtet. Wir kommen ins Gespräch und er zeigt mir seine weiteren Schätze. In einer Halle sind weitere Fahrzeuge gestapelt, die auf eine Restaurierung warten. In dem angrenzenden Nebenraum stehen Kisten voller Ersatzteile in den Regalen und auf dem Fußboden. Ein Fahrzeug ist bereits aufbereitet und fertig zur Neulackierung.
In der Werkstatt nebenan steht ein fast fertig aufgebauter 90er TD4, der hier nach einem Überschlag zu neuem Leben erweckt wird. Und das alles als Freizeitbeschäftigung und weniger als Haupteinnahmequelle, wenn ich das richtig verstanden habe.
Und wieder einmal habe ich die Offenheit der Isländer erlebt, mir ihre Welt zu zeigen, sobald man sich eben auch für sie interessiert. Und der Landy ist immer eine ganz gute Brücke zur gegenseitigen Verständigung.
Mit all den neuen Eindrücken verabschiede ich mich aus Breiddalsvik und bin wirklich froh, dem Ruf des Ortes gefolgt zu sein.
Es sind noch ca. 80 km bis Djúpivogur, wovon ca. 40 km um den Berufjördur herumführen. Auf der Straße ist jetzt schon etwas mehr Verkehr und ich bleibe hinter einem isländischen T3 Campingbus als "Rückendeckung". Er hat augenscheinlich recht wenig Motorleistung, da er an den Steigungen mächtig zu knabbern hat.
In Djúpivogur angekommen, erledige ich ein paar Einkäufe im Supermarkt, der direkt an der N1 Tankstelle zu finden ist. Mit integriert ist der Schnapsladen, wo ich für David, seinen Bruder und mich ein 6-Pack richtiges Bier einkaufe. Danach biege ich 2x rechts ab und bin schon auf dem Campingplatz, wo ich zum dritten mal auf Georg und Christa mit dem Steyr treffe.
Noch ist der Platz relativ leer und ich suche mir einen Stellplatz auf der Wiese. Die Nase parke ich erneut im Wind, da dieser mal wieder ganz schön motiviert bei der Arbeit ist.
Zu Fuß gehe ich die paar Meter zum Hotel runter in den Hafen, da man dort auch für den Campingplatz eincheckt. Beim Portier erkundige ich mich nach Peter, mit dem ich über das Blacklandy Forum in Kontakt bin. Er hat zwar auf meine letzte Email nicht reagiert, aber ich möchte ihn trotzdem am nächsten Tag gerne besuchen. Als Nicht-Isländer mit einem Landy im 450 Seelen Ort ist man natürlich bekannt und mir wird der potentielle Wohnort am Rechner gezeigt. Ob das jemand in Deutschland so einfach machen würde? Ich hege da so meine Zweifel.
Am Abend unternehmen wir drei Deutschen einen Spaziergang zu der Attraktion des Ortes. Ein Künstler hat für jede auf Island brütende Vogelart ein Vogelei aus Stein gehauen. Diese sind auf Säulen entlang der Uferpromenade aufgereit.
Am nächsten Morgen verabschiede ich mich von Georg und Christa. Die beiden machen sich Richtung Fährhafen auf den Weg und ich versuche mein Glück, Peter zu finden.
An besagter Adresse parkt tatsächlich ein schwarzer Defender und da es schon 11:00 Uhr ist, klopfe ich an die Tür. Erst macht keiner auf. Doch als ich schon wieder auf dem Weg zum Landy bin, höre ich jemanden rufen.
Und tatsächlich bin ich an der richtigen Adresse gelandet und Peter und Daniela haben trotz der intensiven Renovierungsarbeiten am Haus Zeit für mich und freuen sich über den unerwarteten Besuch (meine letzte Email war im Spam Folder gelandet).
Aus dem 'nur mal kurz Hallo sagen' wird ein sehr langer und intensiver Gesprächstag. Es gibt so viel zu bequatschen und auszutauschen und schon steht am Abend das Nachtessen auf dem Tisch. Ich konnte zumindest eine Flasche Rotwein beisteuern und schlafe die Nacht in meinem Landy in der Einfahrt. In der sehr ruhigen Wohngegend schlafe ich ausgezeichnet und vor 10:00 traue ich mich am nächsten Morgen auch gar nicht aus dem Schlafsack raus. Ich darf mich ja auch ein wenig akklimatisieren.
Nach einem ausgezeichneten Frühstück kriege ich nach dem Mittag die Kurve und fahre mit vielen neuen Eindrücken und Tipps versorgt Richtung Höfn. Aber nicht, ohne vorher noch die Erdbeeren aus dem eigenen Garten probiert zu haben. Vielen Dank an Peter und Daniela für Eure Gastfreundschaft.
Es geht auf der Ringstraße 1 weiter nach Westen, die Wolken hängen tief und die schöne Küstenlinie bleibt mir diesmal verborgen. Ich habe sie zum Glück schon bei Sonnenschein erleben dürfen.
Auf dem Garmin sehe ich eine gestrichelte Linie voraus und biege ab. Nach kurzer Zeit stoße ich auf ein Autowrack. Es sieht aus wie eine Volvo Limousine, besser gesagt, das was von ihr übrig geblieben ist. Sie liegt so tief am Boden, dass man mit einem Schuhanzieher einsteigen müßte.
Die zahllosen Fliegen vertreiben mich schnell von diesem Ort.
Und wie ich so die diesige Küstenstraße entlang fahre, fällt mein Blick nach einer Rechtskurve in ein sonniges Tal. Ein Blick auf mein Garmin verschafft Klarheit. Es führt ein Track in dieses Tal hinein.
Der Weg führt zuerst durch ein Gatter und dann ein paar Meter parallel zur Straße, ehe er in das Tal abzweigt. Die Piste folgt einem Fluß und scheint sehr wenig frequentiert zu sein. Ich kann keine alten Reifenspuren ausmachen. Und dann erweist sich die Piste auch noch als anspruchsvoll, da es in trockene Flußläufe runter und wieder raus geht.
Ringsherum nur pure Natur und ein paar Schafe. Die Schlüsselstelle kommt bei einem quer verlaufenden Fluss. Wasser ist hier nicht das Problem, aber das Flußbett aus Kieselsteinen. Einen fahrbaren Weg erkunde ich zu Fuß und finde ihn dann auch.
Zentimeter um Zentimeter kraxelt der Landy über die Kieselsteine. Im halbwegs trockenen Flußbett muss ich einmal kurz zurücksetzen, um eine andere Richtung einzuschlagen. Erst über ganz grobe Kiesel und dann eine Steigung hinauf, führt die Piste weiter ins sonnige Tal hinein. Die Piste ist eine Sackgasse und am Ende angekommen, genieße ich die Stille umgeben von Natur.
Die 8 km Rückweg kommen mir etwas leichter vor. Zeit brauche ich aber trotzdem. Ich schließe erneut das Gatter hinter mir und fahre meinem heutigen Zielort entgegen.
Kurz vor Höfn gibt es einen kurzen Tunnel durch den Berg, aber ich nehme den Abzweig über die Passstraße. Auf der Passhöhe existiert eine Absperrung und eine fette Fahrspur daran vorbei. Ich sehe keine Verbotsschilder und folge den Spuren in die Sonne hinein.
Nach Höfn hinein führt die 99 und ich erkenne den Campingplatz direkt wieder. Ich buche für 2 Nächte, da heute Nacht oder im Laufe des kommenden Tages David mit seinem Bruder anreisen will. Wir haben uns hier verabredet. Eigentlich wollten David und ich uns im Dezember 2019 in Tokio treffen, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Wer von uns beiden hätte am 1.1.2019 gedacht, dass wir uns in Island treffen werden? Ich glaube, keiner.
Zum Abend wird es mal so richtig voll auf dem Campingplatz. Huch, wo kommen denn so viele Camper auf einmal her? Auch der grüne T3 Doka Bus aus Recklinghausen ist da. Den hatte ich vor ein paar Wochen mit einer anderen Mannschaft getroffen und nun ist der Sohn mit Freunden unterwegs. Die brüten alle zusammen über einer Landkarte und ich kann ihnen noch ein paar wertvolle Tipps zu ihren Traumzielen geben. Aber nicht verraten, gell.
Die zwei Radfahrer kommen gegen Mitternacht an, als ich schon im Reich der Träume bin. Ich habe sie für den Morgen zum Frühstück eingeladen.
Zur Abwechslung soll es heute ein sehr sonniger Tag werden. Der letzte Tag, bevor tagelanger Regen die Südküste heimsuchen soll. Ich bereite alles für ein ordentliches Radfahrerfrühstück vor: Eier, Speck, Käse, Honig, Marmelade und Kaffee. Und da kommen sie dann auch: David und Raphael. Die Wiedersehensfreude ist groß, der Appetit der beiden ist noch größer. Klar, die brauchen auch ordentlich Kalorien für die schon zurückgelegten und noch vor ihnen liegenden Kilometer.
Gegen Mittag machen wir uns auf und bummeln durch den Ort. Die Suche nach einem Cafe gestaltet sich schwierig und so landen wir auf der Außenterrasse des Pakkhus'. Wir genießen ein frisch gezapftes Bier in der Sonne und tauschen uns über das Erlebte aus. Da es so viel zu erzählen gibt, reicht es auch für ein zweites Bier und wir tanken noch einmal so richtig viel Sonne für das bevorstehende Schietwedder.
Die wichtigen Lebensmitteleinkäufe werden erledigt und zum Abendessen realisieren wir den Tipp von Peter und Daniela: Hummersandwich mit Fritten in der Hafnarbudin. Mit Müh und Not bekommen wir drinnen einen Platz. Der Laden ist klein und überaus beliebt. Kein Wunder, bei der gebotenen Qualität. Für den Weg zurück zum Campingplatz nehmen wir noch ein Softeis mit. Ganz schön voll die Waffel für ein kleines Eis.
Am Campingplatz angekommen, verabreden wir uns für den weiteren Teil des Abends im Gemeinschaftsraum. Dort geht es endlich der Flasche Killepitsch an den Kragen und auch das bereits eingekaufte Bier nehme ich mit. Während die anderen Anwesenden Camper etwas essen, reichen uns die mitgebrachten Getränke. David darf die Flasche Killepitsch öffnen und der Kräuterschnaps ölt die Kehlen.
Ich bin ordentlich müde, als ich im Schlafsack verschwinde. Meine restlichen Bikerfrühstücksvorräte werden wir morgen früh im Landy zu dritt vertilgen, ehe sich unsere Wege trennen.
Der Morgen mit Sturm und Regen ist der Vorgeschmack für die kommenden Tage. Also alle Mann rein in den Landy und Bikerfrühstück verzehren. Und so bleibe ich nicht auf Eiern und Speck hängen.
Ich verabschiede mich von David und Raphael, die noch einen Tag in Höfn dranhängen und fahre weiter Richtung Westen. Hier im Süden Islands gibt es keine Alternative zur Ringstraße 1. Die oder keine, eine parallel führende Straße gibt es nicht. Im Norden trohnt der mächtige Gletscher Vatnajökull mit seinen Ausläufern, im Süden der peitschende Atlantik.
Und wie er heute peitscht. Am Strand bei der Gletscherlagune Jökulsarlón, laufen 5-6 m hohen Wellen auf. Die in der Lagune umhertrudelnden Eisberge sind durch den starken Ostwind alle an einem Uferende zusammengepfercht. So habe ich das auch noch nicht erlebt. Und so wenige Besucher hier vor Ort auch nicht. Ich mache ein paar wenige Fotos aus dem Fenster und schon geht es weiter.
In Höhe des Virkisjökull geht plötzlich die Sonne auf und ich nutze die mir gebotene Gelegenheit, den Gletscher anzusehen. Von der Ringstraße führt eine wohl nur für Superjeeps vorgesehene Piste zu einem Parkplatz bis fast vor den Gletscher.
Das Zusammenspiel aus Sonne, Wolken und Natur ist grandios und ein schöner Regenbogen umspannt die ganze Szenerie.
Vom Parkplatz aus sind es nur ein paar Meter zu Fuß bis zu der Stelle, wo das Schmelzwasser aus dem Gletschereis tritt. Eine Fußgängerbrücke überspannt den Fluß, die leider nicht erreichbar ist. So nah vor den riesigen Eismassen zu stehen, läßt mich ein wenig erschaudern. David und Goliath so nah beieinander. Schokoladeneis im Waffelhörnchen wäre mir jetzt lieber, als so nah vor der sich vor mir auftürmenden Eiswand zu stehen. Ich trete dann mal die Rückfahrt an, aber danke für diese tollen Eindrücke.
Zurück an der Ringstraße gibt es an dem "Achtung Vorfahrt" Schild nur eine Richtung: nach rechts abbiegen. Dorthin, wo das Wetter deutlich besser zu sein scheint.
Es folgen 30 km Kilometer durch eine Zone, in der Unmengen an Schmelzwasser vom Skeidarárjökull in den Atlantik strömen können. Das Szenario möchte ich mir nicht einmal im Traum vorstellen und bin froh, als ich die Strecke hinter mir lasse.
Bis zu meinem Tagesziel Kirkjubaejarklaustur sind es nur noch 45 km. Den dortigen Campingplatz habe ich schon oft besucht. Die Schranke mit Empfangshäuschen und Sohnemann ist allerdings neu für mich. Da hat sich seit 2018 doch etwas getan.
Aber die schöne Campingwiese mit dem Wasserfall im Rücken gibt es noch, nur ist der Wasserfall versiegt. Ich parke den Landy schön nah und somit windgeschützt an den Bäumen. Das Hecktarp bietet mir erneut einen sehr guten Regenschutz. Da wieder strengere Versammlungsregeln gelten, sind die unterschiedlichen Sanitärgebäude durch einen Bauzaun getrennt. Die rechte Hälfte ist den Campern im östlichen Platzbereich zugeordnet, die linke Hälfte den Campern auf der großen Wiese. Außer mir sind nur noch drei Isländer mit Geländewagen und Zeltanhängern auf der Wiese. Das wird dann hoffentlich eine angenehme Nacht.
Der angrenzende Supermarkt macht schon um 10:00 in der Früh auf und ist gut sortiert. Was allerdings komplett fehlt, sind die Preisauszeichnungen an den Regalen und Produkten. Da bieten sich elektronische Regaletiketten geradezu an. Oder die Sachen werden eh eingekauft, da der nächste Supermarkt 68 km entfernt ist. Dann erübrigt sich die Preisauszeichnung wohl.
Mit Proviant und Diesel gut versorgt, fällt heute der Startschuss für eine größere Runde durch das Hochland. Auch die beiden Reservekanister auf dem Dach sind mit jeweils 19 L Diesel gefüllt. Die Strecke über die F207/6 nach Laki kenne ich schon und so fahre ich weiter bis zur 208.
Uups, was ist das denn? Da haben die Isländer in den letzten 2 Jahren eine neue Brücke gebaut und die 5 t Beschränkung der alten Brücke gehört somit der Geschichte an. Mein Kartenanbieter aus Island muss die neue Strecke in seinem Kartenmaterial für mein Garmin noch berücksichtigen.
Nach der 208 biege ich auf die 210 ab. Der nachfolgende Einstieg in die F210 ist etwas bröckelig, die Piste schmal, aber traumhaft. Ich folge dem Hinweisschild zum Axlarfoss und lege dort eine kleine Verpflegungspause ein.
Dann geht es weiter bis zum Abzweig der F233, der ich folge. Die letzte Furt, bevor es auf die F208 geht, hat es mächtig in sich. Mein Trackbook schreibt etwas von 70 cm Wassertiefe, aber es sieht nach deutlich mehr aus. Auf der anderen Seite kommt ein Toyota Hilux angefahren, der Fahrer steigt aus und schwingt sich in seine Wathose. Mit einer Schüppe in der Hand betritt er den Fluss. Er erreicht nicht einmal die Flußmitte und da steht ihm das Wasser schon bis zur Hüfte. Diese Furt wird heute weder von mir noch von dem Hilux durchquert.
Also zurück zur Kreuzung mit der F210 und Planänderung. Aber auch hier habe ich heute kein Glück und stehe vor einem ziemlich breiten Fluss. Da niemand in der Nähe ist, kehre ich erneut um. Da hilft dann heute wohl nur, in das Hochland über die F208 einzusteigen und an der gleichnamigen Piste den Campingplatz als Ausgangspunkt zu nehmen. Zum Glück habe ich genug Sprit gebunkert und keinen Zeitdruck.
Etwas überrascht bin ich dann aber doch, als im Rückspiegel ein Landy aus Wuppertal auftaucht. Die haben doch tatsächlich die Furt auf der F210 bewältigt, da ihnen ein Isländischer Arctictruck Hilux den Weg gezeigt und auch gewartet hat. Was für ein Glück für die beiden auf ihrem Weg nach Kirkjubaejarklaustur.
Ich trudel am Nachmittag auf dem Campingplatz ein und buche 1x Duschen zu der Übernachtung dazu. Das Hecktarp wird im Nieselregen wieder mit aufgebaut und ein warmes Essen nach der Dusche tut gut.
Im leichten Nieselregen fahre ich am nächsten Morgen los. Nach wenigen Metern auf der F208 durch die erstarrte Lavalandschaft, komme ich an einem kleinen Felsen vorbei, der allseitig von fließendem Gewässer umspielt wird. Die kleinen Treppen im Gewässer mit dem saftigen Grün drumherum, zwingen mich geradezu zu einem kurzen Stopp. An der Piste wurde auch genau an dieser Stelle ein kleiner Parkplatz eingerichtet.
Wenig später trifft von links die F233 auf die F208. Genau hier wollte ich gestern auskommen.
Noch weit bevor die F233 nach Nordosten abzweigt, fahre ich meine Koordinaten zum Abzweigen an. Da hier ein Naturschutzgebiet beginnt, hat mich auch gleich die Rangerin vor Ort am Wickel. Ich erkläre ihr, was ich vorhabe und der Tripp wird für gut befunden. Neben ein paar Ratschlägen, gibt sie mir auch einen Übernachtungstipp mit. Dieser ist nicht direkt unerlaubt, aber nutzt eine ausformulierte Besonderheit im Naturschutzgesetz. Von der Rangerin erstehe ich für 300 ISK eine sehr detaillierte Landkarte.
Und dann geht es auch schon durch die erste und zweite Furt, die ich direkt wiedererkenne. Hier bin ich mit meiner Reisegruppe 2015 auch gefahren. Das war der berühmte Tag der Furten, wo ich irgendwann im Laufe des Tages aufgehört habe, die Anzahl der Flussdurchfahrten mitzuzählen.
Die Piste führt in etwa parallel zur F235, nur etwas weiter südlich. Das Wetter und die Sicht sind bescheiden und ich sehe nicht viel von der Naturschönheit der Eldgjá Schlucht. Also bleibt zumindest das fahrerische Erlebnis.
Die Piste führt an einer kleinen Hütte vorbei, vor der zwei isländische Superjeeps geparkt haben. Der Landy ist schmal und ich komme ganz locker an beiden Fahrzeugen vorbei. Danach schwenkt die Piste Richtung Norden und das absolute, fahrerische Highlight wartet auf mich.
Die ganz offizielle Piste führt durch einen See. Nein, nicht mittendurch, sondern schön nah am Ostufer entlang. Ein Schild weist eindrücklich darauf hin, dass der See nur ganz nah am Rand gefahrlos durchfahren werden kann. Weiter in den See hinein kommt ein Treppenabsatz, der das Ende für jedes Fahrzeug bedeutet.
Mit eingelegter Sperre und Untersetzung fahre ich ganz langsam in den See hinein. Mein Fahrerfenster ist offen und durch die türnahe Sitzposition sehe ich den Grund im klaren Wasser. Das beruhigt meine Nerven.
Der Untergrund ist eben und keine Felsen liegen im Weg. An zwei Stellen führt die Piste kurz aus dem See heraus und direkt wieder herein. Die Schräglage läßt mein Popometer ausschlagen. Peinlichst genau beobachte ich weiterhin den Grund, neben und vor meinem linken Vorderrad.
Ich bin wirklich erleichtert, als das Ende vom Seeweg erreicht ist und ich wieder festen Lavasand unter den Reifen habe.
Nach einer kurzen Verschnaufpause setze ich meine Fahrt fort und treffe weiter im Hochland auf die F235.
Schnellen Fußes, die Piste gibt es her, fahre ich Richtung Südufer Langisjör. Diese Piste ist durchaus LKW tauglich. Mir begegnet weit und breit jedoch kein einziges Fahrzeug. Ob das am Wetter oder an der Einsamkeit der Gegend liegt, erschließt sich mir nicht. Die Landschaft ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Am Südufer des Langisjör angekommen, stoße ich auf eine gesperrte Piste. Diese darf nur im Herbst und Winter befahren werden, da sie über das Eis führt. Ein Mindestabstand zwischen den Fahrzeugen wird auch vorgeschrieben. Nein danke.
An einer weiteren Rangerstation existiert eine offizielle Campingmöglichkeit. Eine planierte Fläche lädt Camper zum Verweilen ein, WC und Wasser sind auch vorhanden.
Noch ein kleines Stückchen weiter gibt es die Möglichkeit, quasi vom See umgeben, zu stehen. Wenn nur nicht diese lästigen Fliegen in diesem Jahr wären.
Der Tag ist jung und ich habe den Tipp der Rangerin im Kopf. Also auf zur Einstiegsstelle der Piste, die nur ein kleines Stück zurück von hier anfängt.
Von der F235 zweigt diese Sandpiste ab und nach wenigen Kilometern kommt eine Kreuzung. An der biege ich nach Rechts ab. Da die Piste eine Sackgasse ist, bin ich morgen erneut an der gleichen Stelle und fahre geradeaus weiter. Das sieht auch sehr spannend aus.
So macht das Fahren in Island richtig Spaß. Keine Felsen, keine Wellblechpiste, keine tiefen Wasserlöcher sondern einfach nur auf dem Lavasand dahingleiten. Fahren wie Gott in Island (Citroen hatte ja mal so einen ähnlichen Slogan). Allzu übermütig darf man aber trotzdem nicht sein und sollte die Piste stets peinlichst genau beobachten.
Quer zur Fahrtrichtung verlaufende, ausgetrocknete Rinnsale haben es in sich. Kurz aber knackig sind die Rinnen und können einem ordentlich die Fahrt vermiesen. Hier ist man weitgehend auf sich alleine gestellt, da es nicht einmal eine Telefonverbindung gibt.
Die Natur hat mich zu einem besonderen Schauspiel eingeladen. In Kniehöhe bläst der Wind weiße Wolkenbänder über den dunklen Sand und irgendwie fühle ich mich in eine dunkle Zeit, wie im Film Herr der Ringe, versetzt. Was für eine Szenerie.
Am Ende der so überaus schönen und mystischen Sandpassage, darf ich erneut über ein felsiges Teilstück an Höhe gewinnen. Sehen tue ich leider fast gar nichts.
Das ändert sich erst kurz vor meinem Tagesziel der Rangerin, als der Landy aus der Höhe hinabkraxelt und ich in ein zweifarbiges Kontrastmeer aus schwarz und grün eintauche.
So eine Landschaft habe ich noch nie gesehen. Die schwarze Piste schlängelt sich durch ein grün, welches den Anschein erweckt, gerade erst das Licht der Welt erblickt zu haben. Ganz zaghaft taste ich mich die Piste entlang, um bloß nicht auf dem Grün zu landen.
Ganz am Ende der Piste, für mich am Ende der Welt, baut sich majästetisch ein grüner Berg vor mir auf. Seine Spitze ist von Wolken verhüllt. Am Fuß des Berges befindet sich ein kleiner Wanderparkplatz. Ich bin überwältigt. So einsam, so still, so schön.
Im Rücken thront ein übermächtiger Gletscher, vor mir liegt ein See, neben mir baut sich ein Berg auf. Und ich habe keinen Mobilfunkempfang, um mich im Fall der Fälle bemerkbar zu machen. Ein klein wenig gruselig finde ich es schon. Zur Stärkung gibt es ein warmes Abendessen und totmüde verschwinde ich sehr zeitig im Schlafsack. Bloß nicht zuviel grübeln.
Der frühe Vogel fängt den Wurm. Mein früher Start in den Tag ist sicherlich dem Umstand geschuldet, dass ich gestern sehr früh im Schlafsack war.
Ausgeschlafen und mit einem guten Frühstück versehen, läuft der Motor schon vor 06:00. Ich sitze hellwach hinter dem Lenkrad. Das ist auch nötig, da es der Anstieg aus dem Talboden in sich hat.
Wie so oft im Hochland muss ich Sperre und Untersetzung bemühen, um den Hügel vor mir zu erklimmen. Die Steigung selbst ist nicht das Problem, aber die zwei, drei ausgewaschenen Absätze. Die neuen Reifen machen ihren Job echt gut. Trotzdem verliert ein Pneu dann doch die Traktion. Mit leichtem Druck auf das Gaspedal wühlt sich der Landy die Steigung rauf und ich bin froh, diese Schlüsselstelle gemeistert zu haben. Ein paar Gedanken waren mir bei der Abfahrt gestern schon durch den Kopf gegangen.
Der Morgennebel ist extrem dicht. Auf dem Sand kann ich gerade die nächste Wegmarkierung erkennen, ganz selten die Übernächste. Schön, aber auch gespenstig.
Noch bevor ich die gestrige Weggabelung erreiche, lichtet sich der Nebel. Ich biege nach rechts ab und gebe in mein Garmin Landmannalaugar als Zielort ein. Die Route steht und weiter geht es.
Auch nach dem Abzweig führt die Piste auf weichem Lavasand durch die bizarre Bergwelt. Hin und wieder schimmert es grün aus dem Schwarz hervor. Ein ausgetrockneter Bachlauf ist mit Vorsicht zu passieren und stellt kein Problem dar.
Was sich dann vor meinen Augen auftut, läßt meinen visuellen Speicher überlaufen. Dieses Grün, diese Formen und Farben. Die grünen Lebensadern mäandern durch das Schwarz. Von hier bis zum Horizont. Wo gibt es das sonst auf unserem Planeten? Ich habe so etwas noch nie vorher gesehen und muss eine Pause einlegen. Nur der Moment zählt und den bekomme ich gerade nicht verarbeitet.
Inmitten des Tales führt die Piste längs durch einen Flußlauf. Rechts Felsen und tieferes Gewässer, links Wasserfälle und Kieselsteine. Die letzte Furt hat eine tiefere Senke und rüttelt mich ordentlich wach.
Am Talende verabschiedet sich das Grün und ich verlasse dieses Paradies über ein schwarzes Pistenstück. Danke für diese umwerfenden Eindrücke.
Immer noch tief ergriffen erreiche ich erneut die F208, die Autobahn nach Landmannalaugar. Es ist nicht viel los auf der F208 und ich habe genug Zeit und Platz für ein paar Fotostopps.
Durch die starken Regenfälle der vergangenen Tage gleicht die Tungnaá mehr einem See als einem Fluß. Es ist total windstill, und majestätisch spiegeln sich die Berge in der Wasseroberfläche. Aus der Ferne kommt ein Landy angerumpelt, der ohrenscheinlich Probleme mit der Hinterachse hat. Dann wird es wieder still, sehr still.
Ich komme an die Kreuzung mit der F224, die nach Landmannalaugar führt. Die Piste ist in einem miserablen Zustand. Ein wassergefülltes Schlagloch reiht sich nahtlos an das Nächste. An der schmalsten Stelle lasse ich einen schweizer MAN mit G-Klasse im Schlepptau passieren. Ganz langsam ist der schwere LKW unterwegs und versucht die üblen Schlaglöcher zu vermeiden.
Der Parkplatz vor der tiefen Furt gleicht einem Auslieferungsstandort von Dacia für den Duster. Aber auch Minicamper sind hier anzutreffen. Alle haben das gleiche Ziel und wollen im Laugarfell wandern.
Ich fahre langsam durch die beiden Furten, suche mir einen Platz zum Parken, studiere Wettervorhersage und die Windrichtung. Alles zusammen sieht gut aus. Ich checke auf dem Campingplatz ein und stelle mein Hubdach auf.
Am Nachmittag scheint sogar die Sonne. Ich schnappe mir meine Kamera und breche zu einer Wanderung auf, die sich richtig lohnt.
Als ich zurück auf dem Campingareal bin, fallen mir die ganzen neuen COVID-19 Maßnahmen auf. Die Sanitärbereiche dürfen nur mit Mund-/Nasenschutz betreten werden und sind zusätzlich für Hütten- und Campinggäste durch Flatterband separiert. Da hat es mir auf den kleinen Campingplätzen doch viel besser gefallen.
Den frühen Abend nutze ich, um mir eine Route für den nächsten Tag zusammenzustellen. Derweil trocknet das Hecktarp im aufkommenden Wind.
Die 208 ist die Haupteinflugschneise nach Landmannalaugar, da sie von der asphaltierten 26 im Norden abzweigt und in dem Teilbereich auch keine "F" Kennung trägt. Somit dürfen hier auch alle Leihwagen fahren. Genau wie die 35, die auch keine "F" Kennung hat. Diese Piste möchte ich mir ersparen und zweige deswegen auf die F225 ab, die als Allradpiste gekennzeichnet ist.
Knapp 20 km führt die Piste von Ost nach West, bevor ich nach Norden abbiege um nach einem Halbkreis wieder auf der F225 zu landen.
Es ist eine kleine Furt zu bewältigen, die aber keinerlei Probleme bereitet. Der auf dem Weg liegende Campingplatz scheint hauptsächlich von Isländern aufgesucht zu werden und empfiehlt sich für denjenigen, der abseits vom Trubel in Landmannalaugar übernachten will. Ein paar Hütten laden ebenfalls dazu ein. Der Grill steht schon für das BBQ bereit.
Die Piste ist topfeben. Bevor es wieder auf die F225 geht, ist eine etwas breitere Furt zu überwinden. Aber auch hier gibt es keinerlei Komplikationen.
Meine angedachte Fahrtrichtung ist Süden und es gibt zwei Umfahrungen des Raudufossafjöll. Ich entscheide mich für die östliche Piste, die keine Nummerierung trägt und so erwarte ich dort auch nicht viel Verkehr.
Bodenerosion und Regen haben der Piste ganz schön zugesetzt. Mal ziehen sich tiefe Längsrillen durch die Piste, mal sind es tiefe, quer verlaufende Auswaschungen. Manchmal ist die Piste schmal, da der Rand weggeschwemmt wurde. Alles in allem eine anspruchsvolle Strecke und wieder einmal kommen Sperre und Untersetzung dauerhaft zum Einsatz, insbesondere bei den Kletterpartien.
Was mich etwas irritiert sind die Reifenspuren, die weder vom Profil noch vom Radabstand zu einem PKW passen. Das hier ein LKW gefahren ist, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Deshalb staune ich nicht schlecht, als ich an einem vor mir liegenden Bergrücken einen weißen Kastenwagen und einen roten Unimog sehe. Diese nähern sich einem Schneefeld und mir schwant nichts Gutes.
Bevor wir uns auf der schmalen Piste ausweichen müssen, parke ich den Landy an einer breiteren Stelle, von der es hinab in ein kleines Tal geht. Da aus dem Tal aber kein Fahrzeug empor klettert, sehe ich zu Fuß nach.
Der weiße Kastenwagen parkt neben einem Bachlauf, der rote Unimog kommt gerade aus dem Schnee angefahren und parkt hinter dem Kastenwagen, dessen Fahrer schon die Campingstühle rausgestellt hat.
Das stelle man sich mal bei uns in der Heimat vor. Bei ca. 5 Grad Außentemperatur stehen die Campingstühle zwischen Wasser und Schnee in der Sonne vor dem Camper.
Wenn die also parken, kann ich ja weiterfahren. Vorsichtig taste ich mich in das kleine Tal hinunter und bleibe bei den beiden Fahrzeugen stehen. Es sind Isländer, die mit mir auf Deutsch reden wollen. Während des Gesprächs fällt mir dann aber doch fast die Kinnlade in den Schnee, als aus dem Schnee vier Fahrradfahrer angeradelt kommen und dann auch noch den Bach durchqueren. Es sind die Frauen und Kinder der beiden Herren, mit denen ich so angenehm geplauscht habe. So sieht also die typisch isländische Sommerferienbeschäftigung im Hochland aus.
Die Isländer haben von noch 2 bis 3 kommenden Schneefeldern gesprochen. Dann schau ich mal, wie weit ich komme. Zur Not muss ich halt zur F225 zurück. Genug Diesel habe ich dabei.
Den Anstieg aus dem Tal den Berg hinauf und durch das kurze Schneefeld, meistert der Landy im 1. Gang mit Sperre und Untersetzung im Standgas von ganz alleine. Ich brauche nur lenken. Dann komme ich an eine Weggabelung. Nach links geht es in eine Sackgasse und meine Strecke führt nach rechts.
Kurz darauf liegt ein großes Schneefeld vor mir und ich frage mich, ob und wie die beiden LKW da wohl rübergefahren sind. Augenscheinlich gibt es zwei Wege. Ich folge dem Verlauf der Piste und versinke mit den Vorderrädern jämmerlich im Schnee. Trotz mehrerer Anläufe komme ich nicht weiter. Also auf zu der alternativen Strecke.
Doch auch hier komme ich nicht weiter und will schon aufgeben, da steht plötzlich ein Toyota Hilux der Bergrettung hinter mir. Ich mache erst einmal Platz und komme mit den Rettern ins Gespräch.
Die fahren eine Routinerunde durch das Hochland und sind auf der Suche nach eventuellen Hilfsbedürftigen. Ich bin zwar in keiner Notlage aber helfen wollen sie mir trotzdem, und zwar über das Schneefeld.
Mit dem Toyota fahren sie erst einmal vor und testen das Terrain. Als sie wieder zurück sind, schlagen sie mir vor, den Luftdruck in meinen Reifen abzulassen. Außerdem wollen sie mir bis zur nächsten Gabelung folgen, um mich bei eventuellen Problemen zu unterstützen. Das nenne ich mal ein Angebot.
Etwas unwohl wird mir allerdings bei dem vorgeschlagenen Luftdruck von 15 psi. Das entspricht nur 1 bar. Im Vergleich: ich fahre im Moment 2,5/2,7 bar. Einen Kompressor zum Aufpumpen habe ich dabei und so willige ich in den Vorschlag ein.
Die Isländer sind gut vorbereitet und haben jede Menge Erfahrung im Luft ablassen. In Windeseile schrauben sie das Ventil heraus und messen den Luftdruck mit einem ganz komischen Ding. So etwas ähnliches habe ich früher beim Fahrrad benutzt. Es sieht aus wie ein Kugelschreiber und der Druck wird über einen ausgefahrenen Stift angezeigt. Und ich bin doch so stolz auf mein analoges FLAIG Druckmessgerät "Made in Germany". Die Isländer sind mit ihrer Technik deutlich schneller als ich mit dem Luft ablassen.
Als alles so weit vorbereitet ist, mache ich mich auf den Weg. Im ersten Anlauf komme ich etwas zu weit nach rechts und rutsche in eine ungünstige Spur. Also zurücksetzen und einen neuen Anlauf auf frischem Untergrund unternehmen.
Und was ich nicht für möglich gehalten habe passiert. Der Landy zieht seine Bahn über das Schneefeld ohne zu versinken. Es sind halt absolute Profis, die mich da beraten haben. Einfach genial.
Mit dem niedrigen Luftduck geht meine Fahrt weiter durch das isländische Hochland. Das Fahren ist sehr komfortabel geworden, jedoch läßt der Seitenhalt der Reifen nun etwas zu wünschen übrig.
Am Ende der gemeinsamen Wegstrecke bedanke ich mich mit einer Prinzenrolle bei den Helfern. Im Gegenzug wechselt ein Stück Trockenfisch das Fahrzeug. Es riecht ordentlich nach Fisch im Landy. Ob es im Hilux nach Prinz riecht? Und wenn ja, wie riecht Prinz?
Das Wetter wird schlechter, als ich mein heutiges Etappenziel am Alfavatn erreiche. Der Campingplatz für Fahrzeuge gleicht einem Parkplatz mitten in der Pampa. Da haben es die Zelte besser. Die dürfen auf einer grünen Wiese stehen.
Am Abend zieht ein mächtiger Sturm mit Regen auf. Ich korrigiere die Fahrzeugposition etwas, damit der Wind direkt von vorne kommt. Gegen Mitternacht werde ich wach. Ich habe die Befürchtung, eine Windböe kann den Landy jeden Moment auf die Seite legen. An Schlaf ist nicht zu denken. Ich ziehe mir ein paar Klamotten über und klappe das Hubdach ein. Auf der Bodenplatte liegt das Fell und ich versuche, wenigstens etwas Schlaf zu bekommen. Zum Glück ist es nicht so kalt und 2 Stunden dämmere ich so vor mich hin.
Gegen 06:00 stehe ich auf. Es ist immer noch Sturm, der den Regen durch die Lüftung in den Landy gedrückt hat. Zu allem Überfluss haben die Sikaflex Nähte Risse bekommen und auch dort hat der Wind den Regen reingedrückt.
Das ganze Armaturenbrett ist nass, ein fünftel der Matratze ebenfalls. Mit einem Schwammtuch bewaffnet, sitze ich auf dem Fahrersitz und versuche die Lage in den Griff zu bekommen.
Als ich gegen 07:00 soweit bin, starte ich den Motor und verlasse ohne Frühstück den Campingplatz am Alftavatn. Es geht Richtung Süden und ich will nur raus aus dem Hochland an die Küste. Weit weg ist diese nicht. In ein paar Kilometern soll die F210 auf die F261 treffen und dann immer Richtung Südwesten.
Kurz nachdem ich Alftavatn verlassen habe, ist ein Fluß zu durchqueren. Früh am Morgen sollen die Flüsse ja den geringsten Wasserstand haben und erst am Nachmittag durch Schmelzwasser einen höheren Pegel. Der Fluß vor mir sieht aber schon jetzt ganz ordentlich gefüllt aus. Die Wanderer müssen den Fluß an einer anderen Stelle passieren, die heute auch bestimmt ganz anspruchsvoll ist.
Ich halte an, sondiere die Lage und wo es an der anderen Seite wieder hinaus geht. Differentialsperre und Untersetzung sind drin und im 1. Gang fahre ich ganz vorsichtig in den Fluss. Die Strömung kommt von links und ich sitze quasi mitten drin. Ganz so schlimm war die Furt dann doch nicht, wie sie auf den ersten Blick aussah. Ohne Sperre und Untersetzung geht die Fahrt am gegenüberliegenden Ufer weiter.
Die Piste steht voller Wasser und einige Pfützen haben sich gebildet. Ich passiere die Wanderhütte Hvanngil, zu der am vergangenen Abend noch Wanderer aufgebrochen waren. Außer Sichtweite von der Hütte steht ein großer Müllcontainer, in dem ich meinen Abfall entsorge.
Nur 2 Minuten später kommt die nächste Furt. Hier wurde für die Fußgänger eine eigene, schmale Brücke gebaut. Ich muss durch den Fluß. Also wieder Sperre und Untersetzung einlegen. Durch diese Furt muss ich in einem Halbkreis fahren und ganz vorsichtig taste ich mich im 1. Gang in das Wasser. Hier scheint es tiefer zu sein als bei der vorherigen Furt und ehe ich mich versehe, verlieren die Reifen den Kontakt zum Boden und der Landy wird von dem Wasser mitgezogen. Vor einem Felsen komme ich zu stehen, der Motor geht aus und läßt sich nicht erneut starten. Ich sitze fest, mitten im reißenden Fluß.
Die grau-braune Brühe steht links knapp an der Unterkante der Scheibe. Das Wasser läuft über die Motorhaube und so langsam steigt der Wasserpegel im Landy. Auf dem Fahrersitz sitzen bleiben ist keine Option. Ich klettere über die Küchenkiste nach hinten auf die Sitzbank. Dort bin ich erst einmal im Trocknen. Alle elektrischen Verbraucher sind aus und geistesgegenwärtig ziehe ich auch den Stecker von der Kühlbox ab.
Um mich herum tobt der Fluss. Irgendeine Tür aufmachen wäre blöd und im Landy fühle ich mich zunehmend unwohl. Irgendwie wie in einer Aluminiumdose gefangen. Ich überlege, was ich alles unbedingt brauche und packe Medikamente, Portemonnaie, ADAC Karte, Ersatzschlüssel und Speicherkarte der Kamera in einen Zip Beutel. Der wandert unter meine T-Shirt und somit dicht an meinem Körper. Landkarte und Handy landen in der Innentasche meiner Regenjacke. Kamera und Objektiv wandern in jeweils zwei Zip Beutel, mit dem Verschluß auf der gegenüberliegenden Seite. Dann kommt der ganze Kram oben auf den Schrank, den zweithöchsten Punkt im Landy. An das Bett komme ich jetzt nicht dran.
Ich öffne das Schiebefenster hinten rechts und klettere auf den Dachgepäckträger. Hier oben fühle ich mich sicherer, als eingesperrt unten im Landy. Bis an eines der beiden rettenden Ufer komme ich auf keinen Fall. Flußabwärts kann ich zur Not mit der Strömung auf eine aus dem Wasser ragenden Felsengruppe schwimmen, aber nur im äußersten Notfall. Solange ich hier oben im Trocknen sitze, besteht kein Grund zum Schwimmen. Die Wassertemperatur wird sich im unteren, einstelligen Bereich befinden.
Ich fingere mein Handy aus der Tasche und versuche über die isländische 112 App eine Notmeldung abzusetzen. Hier im Fluß ist allerdings gar kein Mobilfunkempfang und selbst im Stehen bekomme ich kein Signal. Da hilft dann wohl nur warten.
Ich bin ja an der Wanderstrecke und hoffentlich brechen von der Hütte ein paar Wanderer zeitig auf. Zusammengekauert, um mich vor dem Regen etwas zu schützen und nicht auszukühlen, hocke ich eine Stunde auf dem Landy, bis die ersten beiden Wanderer vorbeikommen. Die peilen die Lage und wollen Hilfe holen. Ein zweites Wanderpaar trifft auch ein und die gehen die 10 Minuten zu Fuß zur Hvanngil Berghütte zurück.
Als sie wieder am Fluß sind, geben sie mir zu verstehen, dass sie Hilfe angefordert haben. Ich bin sehr erleichtert und dankbar, dass es bis jetzt nur gut über eine eine Stunde gedauert hat. Während ich da oben auf dem Dachgepäckträger hocke, peile ich über die CB-Funkantenne nach vorne und über eine Kante des Gepäckträgers nach hinten, ob der Landy seine Position im Fluss verändert. Es sieht gut aus und ich scheine wirklich fest auf dem Grund oder vor einem Felsen zu stehen.
Von der nahen Alftavatn Hütte kommen zwei Fahrzeuge. Trotz der größeren Reifen, können die nicht in den Fluß fahren. Eine an einem Seil gesicherte Frau versucht etwas näher an mich heran zu kommen, aber die Strömung ist für so eine Aktion zu stark. Ich versuche Abschleppseil und Bergegurt zu ihr zu schmeißen, aber meine Reichweite ist zu gering und die Strömung trägt das Seil auf und davon. So wird das leider nichts. Nicht einmal mit dem schweren Schäkel vorne dran.
Über Funk wird dann Verstärkung aus dem gut 75 km entfernten Hella und Hvolsvöllur gerufen. So vergeht eine weitere Stunde des Wartens. Alle 10 Minuten werde ich angesprochen, wie es mir geht. "Alles OK", rufe ich ans Ufer. Mir ist nicht kalt, ich bin nicht müde und bewege von Zeit zu Zeit meine Zehen in den Schuhen. Mittlerweile hat der Regen aufgehört und ich kann mich auf eine der Aluminiumboxen auf dem Dach setzen.
Als die Retter an Land die Fahrzeuge sichten, wird mir diese positive Nachricht direkt übermittelt. Und dann biegt der Toyota Land Cruiser Superjeep der Bergrettung um die Ecke. Alle vier Männer sehen sich die Lage an. Drei von ihnen ziehen sich einen wasserdichten Rettungsanzug über und alle vier schwingen sich zurück in den Superjeep.
Unter der Motorhaube scheint ein mächtiger V8 zu werkeln. Wie ein Raubtier stürzt sich der Superjeep in die Fluten und nimmt den Kampf mit den Naturgewalten auf. Stück für Stück pflügt er durch das Wasser und die Retter sondieren dabei die Lage. Und schon zieht der Land Cruiser an mir vorbei und erreciht das rettende Ufer. Das sieht doch schon mal sehr gut aus.
Dann kommt der Toyo erneut in den Fluss gefahren und hält flussabwärts neben mir. Die drei "Froschmänner" öffnen die Türen, steigen aus, ohne dass auch nur ein Tropfen Wasser in deren Fahrzeug läuft. Ich klettere vom Dachgepäckträger herunter und die Bergretter helfen mir, trocken in den Toyo zu kommen. Schon geht die Fahrt rückwärts ans Ufer. Zumindest ich bin gerettet und mir fällt ein dicker Lavastein vom Herzen.
Nun ist der Landy an der Reihe. Ich erkläre den Bergrettern, das der Zündschlüssel steckt, ich eine Anhängerkupplung habe und die Gurte oben auf dem Dachträger liegen. Und erneut stürzt sich der Land Cruiser in die Fluten.
Ein "Froschmann" klettert durch das Schiebefenster auf den Fahrersitz und die beiden Anderen befestigen das Abschleppseil. Der Toyo zieht an und Stück für Stück wird der Landy rückwärts aus dem Fluss gezogen und neben der Straße im Lavafeld geparkt. "Immer auf der Piste bleiben" denke ich so noch, aber in diesem Fall darf wohl eine Ausnahme gemacht werden. Als dann die Türen aufgemacht werden, ergießen sich zig Liter Flußwasser in die Landschaft.
Auch aus der geöffneten Hecktür kommt mir eine Menge Hab und Gut entgegen. Vieles ist Kernschrott und darf entsorgt werden. Zum Glück ist der große Müllcontainer nicht weit weg.
So langsam wird mir das Ausmaß der Katastrophe bewusst, als der Adrenalinspiegel sinkt. Da aus dem Motorraum komische Geräusche kommen, klemme ich kurzerhand die Fahrzeugbatterie ab. Nur die blaue LED des Victron MPPT Solarreglers leuchtet in regelmäßigen Abständen. Im Batteriefach unter dem Fahrersitz sieht es gar nicht gut aus. Alles ist voller Sand. Genauso wie unter dem Beifahrersitz. Beide Sitzekissen sind klitschnass, ebenso der Teppich. Die Rückenlehnen sind im unteren Drittel mit Wasser vollgesogen. Zu meiner riesengroßen Verwunderung sind alle meine Klamotten im Schrank trocken geblieben. In der Küchenbox ist nur das unterste Abteil geflutet worden, die beiden oberen Etagen sind trocken. Die Cubby-Box steht bis zum Rand voller Wasser. Drinnen schwimmt so jedes Teil vor sich hin. Die Cubby-Box ist somit das einzige Teil an Bord, welches wirklich wasserdicht ist. Es fließt kein Wasser ab.
Egal, um den Landy kümmere ich mich später. Jetzt sind erst einmal meine Retter dran. Ich kann zumindest mit einem trocknen und funktionsfähigen Feuerzeug für deren Zigaretten dienen und habe damit die Lacher auf meiner Seite. Denn damit haben sie in meinem abgesoffenen Landy wirklich nicht gerechnet. Ich bedanke mich bei jedem Einzelnen diesseits des Flusses und schon entschwindet die Alftavatn Besatzung. Der Hüttenwirt der nahe gelegenen Berghütte reserviert mir schon einmal eine Matratze für die kommende Nacht.
Bevor sich die Bergretter in ihrem Superjeep auf die Heimreise begeben, überreiche ich ihnen meine angefangene Flasche Killepitsch. Mit einem guten Tropfen kann man auf Island Freunde gewinnen. "Don't drink and drive" gilt in dem Fall nur für den Fahrer. Die drei Froschmänner dürfen die Flasche kreisen lassen.
Ich bleibe mit meinem abgesoffenen Landy alleine zurück in der Pampa und fange mit den Aufräumarbeiten an.
Zum Glück habe ich Schwammtücher, einen Abzieher und einen Handfeger dabei. Mit dem Abzieher befördere ich eine Menge Schlamm aus dem Landy. Sobald der Rest getrocknet ist, kommt der Handfeger zum Einsatz. Und immer schön auf die Windrichtung achten, damit der Staub nicht wieder im Landy landet.
Alle losen Sachen liegen zum Trocknen um den Landy verteilt. Zum Glück scheint die Sonne und es ist windig. Das hilft beim Trocknungsprozess ungemein.
Alles was an Büchern, Zeitschriften und generell aus Papier im Landy war, ist Kernschrott und wird entsorgt. Ebenso die beiden Teppiche, das Schaffell und alle Lebensmittel in Pappkartons. Alles in allem kommen 3 Müllbeutel zusammen, die ich in dem nahen Müllcontainer entsorge.
Die ganze Putzprozedur zieht sich bis in den späten Nachmittag hinein. Dann packe ich ein paar Lebensmittel, Waschzeug und Schlafsack in den Rucksack, schließe den Landy ab und marschiere zur Berghütte Hvanngil Hut.
Mein Bett ist in dem Zimmer unten links. Eine Wanderin aus Deutschland und ein Paar aus Dänemark sind zusammen mit mir in dem Zimmer. Das Nebenzimmer ist voll mit einer isländischen Mutter/Kind Gruppe. In den beiden Zimmern der oberen Etage rumpelt es auch ganz ordentlich. Eine Elfe ist nicht dabei, außer sie gehört dem Stamm der stampfenden Plattfüße an.
Im Zimmer steht ein Tisch mit 2 Bänken, an dem gegessen werden kann. Die Küche ist direkt nebenan, einen Gemeinschaftsraum gibt es nicht. Meine Koje unten im Etagenbett ist ganz OK. Den Preis von 9.500 ISK finde ich, für die gebotene Leistung, ganz schön happig. Die warme Dusche kostet 500 ISK extra.
Auch den zweiten Tag widme ich ganz den Aufräumarbeiten im Landy. Ich höre etwas früher als gestern auf, da es leider anfängt zu regnen. Zu dem Matratzenlager (heute oben rechts) gönne ich mir noch eine Dusche. Die Bezahlung per NFC Chip auf der Kreditkarte funktioniert auch hier reibungslos. Es gesellt sich eine isländische Familie zu mir, die auf der klassischen, 52 km langen Wanderstrecke von Landmannalaugar nach Þórsmörk unterwegs sind. Sie begrüßen es, dass ich schön längere Zeit im Land bin und mein Covid-19 Test negativ ausgefallen war.
Am Freitagmorgen hilft mir der Hüttenwirt, den Abschlepper aus Hella zu organisieren. Der Fluss ist mittlerweile so weit abgeschwollen, dass der LKW da durch kann. Vor dem Mittag wird er nicht da sein und ich suche zwischendurch nach einer Werkstatt. Von Land Rover Island bekomme ich zwei Vorschläge und ich versuche Kontakt mit der Werkstatt in Selfoss aufzunehmen. Das gestaltet sich schwieriges als gedacht, da nicht nur Freitag sondern auch noch Schulferien sind und der Netzempfang an der Berghütte maximal 3G unterstützt.
Es wird dann doch 17:00, bis der LKW an der Berghütte auftaucht. Es ist ein etwas älterer, zuverlässiger MAN mit Allradantrieb, Sperre und Untersetzung. Ich verstauen meinen Rucksack hinter der Beifahrersitzbank und wir zuckeln zum Landy. Der MAN setzt sich vor den Landy, lässt die Rampe herunter und per Winde wird der Landy auf die Plattform gezogen. Aus dem Auspuff laufen ein paar Liter Wasser heraus, genauso wie auch aus der Hecktür.
Mit Ratschengurten wird der Landy auf der Platform fixiert, ich nehme im Führerhaus platz und schon geht es los. Bei jedem zu überquerenden Felsen neigt sich der Landy auf der Plattform. Es sieht im Rückspiegel etwas bedrohlich aus, ist es aber nicht. Mein Augenmerk gilt den Spanngurten. Es soll sich bloß keiner im Hochland während der Fahrt lösen.
Der Fahrer ist regelmäßig im Hochland unterwegs und sammelt Fahrzeuge ein. Dafür sei der MAN mit seiner geringen Breite, dem Untersetzungsgetriebe und der hinteren Sperre genau richtig.
Aus dem Führerhaus sehe ich mir die Landschaft an. Diesmal muss ich ja nicht auf die Piste achten, tue es als gewissenhafter Beifahrer aber doch. Als uns eine Pferdeherde mitsamt Jeep und Anhänger entgegen kommt, müssen wir kurz ausweichen. Alles geht gut.
Die Fahrt nach Hella dauert drei Stunden und ich bin froh, endlich wieder in der Zivilisation zu sein. Der Landy bleibt verschlossen bis Montag auf dem LKW vor der Werkstatt stehen und ich kann jederzeit an ihn ran.
Das an die Werkstatt angrenzende Welcome Riverside Guesthouse nimmt in den Covid-19 Zeiten keine Touristen auf. Ein paar Meter weiter zu Fuß, checke ich in dem Hotel Hella für drei Nächte ein. Das Hotelzimmer kostet ca. 40 EUR mehr als das Matratzenlager in der Berghütte, bietet dafür aber:
- Strom
- Wifi
- Frühstück
- Einzelzimmer
- Badezimmer mit Dusche und WC
Der Preis ist super und ich genieße den Luxus. Leider regnet es das ganze Wochenende. In den seltenen Regenpausen ich schnappe ein wenig frische Luft. Der gut sortierte Supermarkt Kjarval Hella lässt mich nicht verhungern und verdursten und auch die Burgerbude der Olís Tankstelle trägt zu meinem leiblichen Wohl bei.
Ich telefoniere mit dem ADAC in Deutschland und schreibe per Email die potentiellen Werkstätten an. Dann heißt es bis Montag früh warten und ich verbringe das Wochenende mit Schreibkram und lege die Füße hoch.
Am Montag Vormittag bekomme ich eine Email aus Selfoss, dass die Hebebühnen der Werkstatt Bílaþjónusta Péturs für die ganze Woche belegt sind. Eine nahegelegene Werkstatt geht gar nicht erst ans Telefon. Es sind ja auch immer noch eine Woche Schulferien. Ich checke im Hotel aus und gehe zum Abschlepper rüber. Es nieselt mal wieder.
Der Abschlepper entpuppt sich als 1-Mann Werkstatt Bílaverkstæði E E T bílar ehf mit Grube und Bühne. Alle möglichen PKW werden hier behandelt und aus dem Ort kommt auch ein jeder mit seinen kleinen Problemchen vorbei. Auch Touristen mit ihren Mini Campern finden den Weg in die Werkstatt nach Hella.
Wir beratschlagen, welche Werkstatt noch so geeignet wäre und ich bekomme eine Telefonnummer aus Mosfellsbær in die Hand gedrückt. Die Firma ist SS Gíslason viðgerðir ehf.
Als ich dort anrufe, hat man sehr viel Verständnis für mein Problem und sichert mir zu, sich umgehend um den Landy kümmern zu wollen. Ich kann mein Glück kaum fassen und reiche das Telefon zwecks weiterer Absprachen auf isländisch weiter.
Die Zeit bis zur Abfahrt am Nachmittag vergeht quälend langsam. Ich darf mich zumindest in der Werkstatt aufhalten und verlasse diese nur zur Mittagspause. Der Friseur vor Ort hat heute leider keine freien Termine mehr. Dann muss sich die Haarpracht ein wenig gedulden.
Gegen 15:00 scheint kein Kunde mehr zu kommen und wir machen uns abfahrbereit. Der MAN hustet und prustet beim Anlassen und bläst schwarze Grobpartikel Wolken aus seinem löchrigen Auspuff.
Über die Ringstraße 1 führt die Strecke nach Westen durch Selfoss hindurch bis kurz vor Reyjavik. In einer großzügigen Rechtskurve fahren wir weiter über die Ringstraße 1 bis nach Mosfellsbaer. Wir passieren das BAUHAUS und noch ein paar 2-spurige Kreisverkehre, ehe wir in Mosfellsbaer auf die 431 abbiegen. Wenige Minuten später stehen wir vor der Werkstatt.
Keine Land Rover Reklame ist zu sehen, doch die vor der Werkstatt geparkten Defender und Discovery zeugen von vor Ort vorhandener Kompetenz. In der Werkstatt werden wir schon erwartet und begrüßt. Auch dort stehen mehrere Fahrzeuge auf und neben den Hebebühnen.
Der Landy wird rückwärts vom Abschlepper gerollt und mit der Handbremse vorsichtig in der Geschwindigkeit gedrosselt. Nicht ideal, aufgrund der Wirkungsweise auf die Kardanwelle, aber so ist es nun einmal.
Mit einem kleinen Gabelstapler wird der Landy dann zur der freien Hebebühne gezogen und los geht es. Über Nacht sollen alle neu zu befüllende Aggregate trocknen und dazu wird das alte Öl abgelassen.
Aus dem hinteren Achsdifferential kommt nur Wasser, aus dem Vorderen auch. Beim Verteiler- und Schaltgetriebe sieht es genau so aus. Wo ist nur das ganze Öl geblieben? Aus dem Motor kommt auch erst eine große Menge an Wasser, aber dann ist da doch noch ein dunkler Strahl an Motoröl auszumachen. Einfach unglaublich, wie das Flusswasser die Öle verdrängt hat. Mit Druckluft wird über die Einfüllöffnungen der letzte Tropfen an Flüssigkeit aus den Gehäusen gepresst und der Landy ist bereit zum Trocknen. Ich soll mich morgen Mittag wieder melden.
Das Hotel Laxnes habe ich gebucht und es ist keinen Kilometer zu Fuß von der Werkstatt entfernt. Eine Fußgängerbrücke überspannt die 1, die Google Maps aber nicht kennt. Zum Glück hatte ich diese vorher aus dem LKW registriert.
Mein Zimmer liegt im Erdgeschoss, ist sehr groß und leider extrem überhitzt. Die Terassentür läßt sich nur einen Spalt öffnen und so kommt nicht wirklich viel erfrischende Luft in das Zimmer hinein. Das warme Wasser in der Dusche riecht nach Schwefel und kommt wohl direkt aus den Geothermalgebieten. Ganz in der Nähe lieht ein Einkaufszentrum mit Supermarkt, Bäcker, Eisdiele und Friseur. Aber nicht irgendein Friseur. Nein, es ist der isländische Meisterfriseur aus dem Jahre 2019. Ich bin auf die Preise gespannt. Einen Termin bekomme ich für morgen früh um 09:00.
Ich streife durch den sehr gut sortierten KRONAN Supermarkt und mich lacht die gut aussehende und frisch vor Ort hergestellte Sushi Auslage in der Kühlbox an. Die Getränkeauswahl ist sehr reichlich und ich stelle mir meine Tagesverpflegung zusammen.
Hier in der Nähe von Reykjavik werden mehr Masken getragen als auf dem Land und überall sind Einweghandschuhe und Desinfektionsmittel verfügbar. Diverse Hinweisschilder weisen auf die von der isländischen Regierung verordneten Hygienemaßnahmen hin.
Den Abend lasse ich bei kostenlosem Strom und Wifi mit ein paar YouTube Filmen ausklingen.
Am nächsten Morgen bin ich pünktlich beim Friseur. Eine eigene Maske habe ich mitgebracht und im Laden werden die Hygieneregeln sehr ernst genommen. Ein Lehrling nimmt sich meiner an und es wird über die zu verbleibende Länge der Haare beratschlagt. Alles deutlich kürzer als üblich, damit der farbliche Übergang von grau einigermaßen geschmeidig aussieht. Ein wenig Vikinger Style frotzele ich rum. Mein Wunsch nach vorher/nachher Fotos wird gerne erfüllt und auch das Lehrmädchen darf gerne Fotos mit ihrem Handy machen.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und auch der Preis ist ganz OK. Ich bin halt beim Meisterfriseur und dazu noch auf Island. Der gute Wechselkurs in diesem Jahr gleicht dann alles wieder ein wenig aus.
Beim angrenzenden Bäcker gönne ich mir zwei frische Croissants und eine große Tasse Kaffee aus der Maschine. Wie in vielen anderen Geschäften, so bietet auch der Bäcker ein kostenloses Wifi für seine Gäste. Ich nutze das, um meine installierten Apps und Offline-Karten zu aktualisieren.
Nach Friseur und Frühstück tingele ich ganz gemütlich durch die Wohnsiedlung zur Werkstatt rüber. Die kleinen Kinder fahren alle mit Helm auf dem Kopf und begrüßen mich ganz freundlich. Ich grüße ebenso freundlich zurück.
Mein Landy steht auf der Hebebühne und Chef und Schrauber sind zugange. Auf meine Frage, wie es denn generell aussieht, bekomme ich eine Antwort, mit der ich nicht im geringsten gerechnet habe. "Ich habe heute morgen schon eine Runde mit dem Land Rover gedreht", sagt Snorri. Mir fällt die Kinnlade auf den sauberen Werkstattboden und als ich mich berappelt habe, erkundige ich mich nach den Details.
Im Motor selbst ist nichts kaputt gegangen. Es hat also keinen Wasserschlag gegeben und Ventile und Pleuel wurden nicht beschädigt. Um das Wasser aus dem Motor zu bekommen, wurden die Injektoren gezogen und der Motor von Hand über die Kurbelwelle gedreht. Die ganze Abgasrückführung wurde trocken gelegt und auch die Lenkflüssigkeit bisher 3x gewechselt. Der Anlasser hat es einmal geschafft, den Motor zu starten, aber dann den Geist aufgegeben. Nun werkelt neben einem neuen Anlasser auch ein neuer Riemen und Riemenspanner im Motorraum. Der alte Riemen war am Rand ausgefranst und der Riemenspanner sah auch nicht mehr gut aus. Wenn es mehr nicht ist.
Jetzt macht allerdings die Dieselzuführung etwas Probleme und der restliche Diesel soll aus dem Tank raus. Wahrscheinlich hat das Flusswasser auch seinen Weg in den Tank gefunden. Frischer Diesel ist in den beiden Reservekanistern auf dem Dach und daraus können sie sich bedienen. Morgen Vormittag soll ich den Landy abholen kommen.
Total benommen und glückselig laufe ich etwas orientierungslos Richtung Hotel. Ich laufe an einigen, interessanten Fahrzeugen vorbei. Sollte der Landy dieses Abenteuer wirklich ohne Motorschaden überlebt haben?
Den Nachmittag und Abend vertreibe ich mir mit den Annehmlichkeiten, die so ein Hotel mit Anbindung zum Einkaufszentrum zu bieten hat. Das Fernsehprogramm zählt nicht dazu. Trotz Kabelfernsehen sind nur drei analoge Programme zu empfangen und die Glotze vermissen ich nicht wirklich. Da hat die isländische Natur doch deutlich mehr zu bieten. Neben der totalen visuellen Überreizung werden auch andere Sinne angesprochen. Der Audiopegel schlägt manchmal gar nicht aus und mit dieser Stille muss ich erst einmal klar kommen.
Ohne Frühstück mache ich mich auf den Weg zur Werkstatt. Landy und Snorri warten schon auf mich und die Hebebühne ist wieder frei. Der Dieseltank wurde entleert und neu befüllt und auch ein weiterer, neuer Dieselfilter verbaut. Meine Ersatzfilter in der Zarges-Box wurden nicht benötigt. Der Chef bittet mich zum Bezahlen nach oben ins Büro. Neben den Verbrauchsmaterialien wie Öle, Filter und den Ersatzteilen werden nur 9 Werkstattstunden berechnet und die Rechnung bleibt überschaubar. Wenn es dabei bleibt, bin ich mit mehr als nur einem blauen Auge davon gekommen.
Nach dem Anlassen klingt der Motor anders als vorher. Ob das an dem neuen Riemen und Riemenspanner oder woanders dran liegt, vermag ich nicht zu urteilen. Die erste Fahrt führt zur Tankstelle und bevor der Tank gefüllt wird, kippe ich auf Anraten der Werkstatt und nach Rücksprache mit Jörg von Allrad-Klassik, eine Flasche Injektorenreiniger in den Tank. Diese reicht für 60 L Diesel und es gehen auch fast genau noch 60 L Diesel in den Tank rein. Danach kontrolliere ich den Luftdruck und passe diesen auf meine Bedürfnisse an.
Ich drehe eine kleine Runde und bringe den Motor langsam auf Temperatur. Mein Weg führt mich zurück zum Hotel, wo ich den Landy auf dem Parkplatz in der Sonne parke. Ich komme mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der sich als der Hotelbesitzer entpuppt. Er fährt auch einen Land Rover und bietet mit seine Hilfe an. Ich könnte mich jederzeit an der Rezeption melden, wenn ich etwas benötige. So ein Land Rover Bonus in der Fremde ist schon etwas Feines. Oder liegt es daran, dass er mich aus den Fernsehnachrichten vom 5. August 2020 kennt? Meine Rettungsaktion hat ganz schöne mediale Kreise gezogen und auch die schreibende Zunft hat über die Aktion berichtet.
https://www.visir.is/g/
https://www.icelandreview.com/
https://icelandmonitor.mbl.is/
https://www.icelandreview.com/
Kartenzahlung geht auch, allerdings ist sie dann weg :) :) :)
AntwortenLöschenDanke für den sehr schöner und ausgiebiger Reisebericht.
AntwortenLöschenWas gab die Entscheidung mit dem Landy die Tour zu machen und nicht mit dem G90, wenn ich fragen darf.
Bin selbst auf der Suche nach G90 oder 75-16
Danke für die Blumen. Angedacht war dieses Jahr als PKW Tourguide unterwegs zu sein, aber durch Corona wurde das hinfällig und meine Zeit auf Island weniger. Jetzt scoute ich neue Strecken und lerne dazu. 4 Wochen habe ich noch.
AntwortenLöschenGruss aus Islands Norden,
Bernd
wäre der g90 denn für alle Routen ebenso geeignet gewesen als der Landy ?
LöschenDas ist eine gute Frage. Einerseits habe ich selbst bis jetzt keine Geländeerfahrung mit dem G90 und kann das schwer einschätzen. Andererseits sind mir unterwegs LKW Spuren aufgefallen, die etwas zu breit für so schmale Pisten waren und am Rand einige Steine platt gefahren haben. Die Schräglage war im Landy manchmal auch nicht ohne und da wäre ich alleine mit dem G90 nicht durch. Generell sind F Straßen mit dem G90 eher machbar als Pisten ohne Nummer, aber dann sicherheitshalber trotzdem zu zweit an Bord und mit Funk zur Absprache. Oder auch mit 2 LKWs zusammen unterwegs sein. Gerade im Hochland ist eine gewisse Sicherheit ratsam. Und ich müßte den G90 erst einmal im Gelände kennenlernen. Das habe ich mit dem Landy auch so gemacht.
LöschenGruss, Bernd
Hach so Island Wanderreisen würden mich auch wirklich reizen... Danke für die Eindrücke-Sehen super aus:)
AntwortenLöschenHallo Sabine,
Löschenzu der Zeit, als ich die Mehrtageswanderer getroffen hatte, war das Wetter grottig und an Camping nicht zu denken. Es gibt aber diese klassische Tour, u.a. hier: https://www.islandspezialisten.de/reise/individuelle-wanderreise-laugavegur/
Viel Spaß, Bernd