Der obligatorische WOMO Führer liegt seit einem Jahr bereit und wurde kurzfristig durchgearbeitet.
Die Anreise erfolgt direkt vom Willys Fernreisemobiltreffen und führt von der Mosel Richtung Ostsee. Zur Einstimmung haben wir uns auf YouTube ein paar Beiträge über das Fischland Darß Zingst angesehen und die Traumlandschaft bis hinüber zu den Inseln Hiddensee und Rügen. Einfach phantastisch und etwas für die Sinne, insbesondere optisch und kulinarisch.
Tag 1
Es geht von Enkirch ganz gemütlich über Land bis an den Rhein und bei Lorch setzen wir mit der Fähre über.
Achtung: die Unterführung unter dem Bahndamm hat eine maximale Durchfahrtshöhe von 2,70 m und ist somit nichts für LKWs.
Weiter geht es durch das Wispertal in den Rhein-Taunus Kreis. Der ausgesuchte Campingplatz liegt direkt an der Straße und verspricht wenig Nachtruhe und so legen wir noch ein paar Kilometer drauf. Über die sehr gut ausgebaute B49 geht es von Limburg nach Wetzlar und der Campingplatz Wissmarer See ist unser Übernachtungsplatz.
Eine erfrischende Dusche im neuen Sanitärgebäude und ein leckeres Abendessen im Restaurant verwöhnen den Körper.
Tag 2
Die Sonne scheint schon früh am Morgen. Bei erfrischenden 9 Grad frühstücken wir im Landy.
Über die B3 fahren wir gemütlich durch das Bundesland Hessen und sehen schöne Fachwerkhäuser und Hofanlagen. Zur Mittagszeit machen wir einen Zwischenstopp in Hann.Münden und drehen eine Runde durch die wunderschöne Altstadt mit den Fachwerkhäusern.
Obligatorisch ist auch der Besuch vom Weserstein.
Weiter geht es in den Harz, wo wir einen schönen Wohnmobilstellplatz mit Wiesengrundstück finden. Der Ortsname "Elend" will so gar nicht dazu passen. Das Pfeifen, der ganz in der Nähe vorbei fahrenden Dampfloks der Harzer Schmalspurbahn, ist gut zu hören und mehr darüber gibt es morgen zu lesen.
Tag 3
Heute früh haben wir die Standheizung angeschmissen. 1x pro Monat soll sie ja mal ordentlich heizen und heute war halt der Tag.
Dann ging es mit dem Landy ein paar Kilometer weiter bis Drei Annen auf einen Parkplatz. Die Ausfahrschranke ist abgerissen also gibt es einen Tag kostenloses Parken.
Von dem Parkplatz aus führt der Wanderweg mit dem Hexensymbol direkt die 10 km hinauf zum Brocken. Unterwegs gibt es mehrere schöne Aussichtspunkte wie den Trudenstein.
An jeder Weggabelung sind die möglichen Wanderwege gut ausgeschildert.
Weiter oben ist der Wald in sehr großen Teilen dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen und es sieht nicht schön aus. Überall toter Fichtenwald. Einige Wege sind deswegen komplett gesperrt.
Oben auf dem Brocken angekommen frischt es etwas auf und nach der 3-stündigen Wanderung gönnen wir uns ein leckeres Mittagessen in der "Berghütte". Die Lebensgeister kommen wieder und wir erklimmen die letzten Meter hinauf zum Plateau.
Den Weg hinunter nach Drei Annen bedienen wir uns der altertümlichen Dampftechnik und genießen die sonnige Fahrt mit der Eisenbahn.
Vom Harz führt uns der Weg ins Havelland und an einem kleinen See stehen wir direkt am Ufer und genießen das schöne Licht.
Tag 4
Frühstück am See bei milden Temperaturen ist etwas Feines. Danach sind wir ganz gemütlich weiter durch schier endlose Baumalleen gefahren und haben Verwandte von Silvia besucht. Neben dem Besuch im Cafe vor Ort mit ganz ausgezeichnetem Kuchen war das absolute Highlight die Führung durch die Privatsammlung der Motorräder.
Neben Schwalbe, Spatz, Simson, MZ und weiteren Originalen und liebevoll restaurierten Motorrädern haben wir auch eine BMW aus dem Jahre 1932 bestaunt. Der Klang der alten Schätzchen ist einfach umwerfend.
Unser Weg führt uns weiter nach Neustrelitz und dann zu einem Wohnmobilstellplatz nach Neubrandenburg. Mit einem jungen Igel teilen wir uns das Stückchen Wiese für die Nacht.
Tag 5
Die Sonne scheint schon früh auf das Hubdach und in der Nacht habe ich wohl etwas Regen verschlafen. Die Motorhaube ist ganz sandig und auch die Frontscheibe zeigt deutliche Tropfspuren vom Dachgepäckträger.
In Neubrandenburg tanken wir für 1,15 €/L Diesel direkt an der B96, ehe wir uns wieder den kleineren Straßen zuwenden.
Bei Wolgast fahren wir zur Insel Usedom. Im Ort selbst gibt es eine enge und knifflige Stelle, wo Fußgänger und Radfahrer unerwünscht sind. Die entgegenkommende Spur ist über mehrere Kilometer total verstopft.
Hinter Karlshagen macht die Straße einen Schlenker um ein abgesperrtes und minenverseuchtes Gebiet herum. Dann sind wir schon in Peenemünde, wo wir das Historisch-technisches Museum besuchen. Von dem ehemaligen Raketentestgelände steht nur noch ein Großteil vom Kraftwerksgebäude.
Eine interessante Ausstellung ist über drei Etagen verteilt. Ein Aufzug bringt uns auf das Dach vom Kraftwerksgebäude.
Auf dem Rückweg nach Wolgast ist der Stau verschwunden und wir passieren ohne Probleme die Klappbrücke.
Entlang der Küste geht es vorbei an Freest und Lubmin und dann direkt bis zu einem Parkplatz am Museumshafen. Dort liegen ein paar wirklich schöne Segelschiffe.
Den langen Nikolaus erklimmen wir über die 262 Stufen und genießen einen tollen Blick auf Greifswald und das Umland.
Der Tag neigt sich schon fast dem Ende zu. Bevor wir den Campingplatz an einem Ende der Welt hinter Zicker auf Rügen erreichen, nehmen wir die Fähre von Stahlbrode. Die Rezeption ist nicht mehr besetzt, aber mittels Telefon bekommen wir den Zugang zum Tresor, in dem ein Umschlag mit Anmeldeunterlagen, Schrankenkarte und Duschmünzen hinterlegt ist.
Tag 6
Die Nacht war sehr ruhig und das kleine Wäldchen, in dem wir stehen, hat uns guten Windschutz geboten.
Am Morgen ist keine Wolke am blauen Himmel zu sehen. Vor dem Frühstück im Landy machen wir von den Duschmünzen gebrauch und bunkern frisches Trinkwasser in unserem 10 L Wasserkanister.
Die Rezeption ist besetzt und entrichten unseren Obolus für die Nacht. Dann geht es über die 2-streifige Betonpiste zurück nach Zicker durch alleenreiche Straßen nach Binz. Auf dem großen Parkplatz im Norden der Stadt dürfen auch Wohnmobile auf den Wiesenflächen für 24 Stunden stehen. Im Ortskern fahren generell keine Fahrzeuge und die Fußgänger dürfen hier flanieren oder sich schon früh am Morgen bei einem Aperol Spritz zeigen.
Von der Seebrücke legen Schiffe zur Rundfahrt über das Prorer Wieck ab. Wir nehmen den Landweg nach Prora.
Ein Großteil der mehreren Kilometer langen Häuserzeile wurde oder wird renoviert und ein schönes 64 qm Apartment mit Ostseeblick ist schon ab 289.000 € zu bekommen. Für das Geld kann man aber auch 10.321 Tage einen Strandkorb in Binz mieten.
Über Sassnitz geht es weiter nach Hagen. Vom dortigen Park- bzw. Stellplatz geht es 3,5 km zu Fuß durch den historischen Buchenwald zum Nationalpark Zentrum. Den Blick auf den Kreidefelsen darf man sich für 9,50 € erkaufen. Interessant sind die Informationen im Nationalpark Zentrum.
Da der Kreidefelsen durch die Besucher und Erosion ganz schön leidet, ist eine freitragende Plattform geplant.
Vollgestopft mit Informationen gehen wir die 3,5 km mit ganz anderen Augen durch den Buchenwald zurück zum Landy. Wir stehen am Rande einer schönen Wiese und bleiben für die Nacht hier stehen.
Tag 7
Erneut weckt uns die Sonne und es verspricht ein schöner Tag zu werden. Nach dem Frühstück geht es von Hagen am Tromper Wiek entlang nach Arkona. In Arkona angekommen müssen wir auch hier wieder auf einen Parkplatz und löhnen. Bezahlparkplätze, Kurtaxe, bezahlen nur mit Bargeld und schlechter Internetempfang zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Urlaub. Ganz das Gegenteil von z.B. Island oder Finnland und ich frage mich, wie attraktiv Deutschland für Urlauber aus weiter entwickelten Ländern ist?
Über Nebenstraßen geht es nach Wiek und mit der Wittower Fähre weiter nach Schaprode. Im Ort selbst gibt es gar keine Parkplätze aber einen ganz großen Parkplatz am Ortsrand, den insbesondere auch die Touristen nutzen müssen, die mit dem Schiff nach Hiddensee übersetzen.
Wir sind aber aus einem ganz anderen Grund nach Schaprode gekommen. Die Familie Schilling von der Insel Öhe betreibt dort ein Restaurant und einen Hofladen, in dem u.a. das Salzwiesenrindfleisch angeboten wird. Wir entscheiden uns aber für fangfrischen Dorsch und werden nicht enttäuscht.
Wir verlassen Rügen und benutzen die alte Landstraße mit der Zugbrücke, die parallel zur Eisenbahn verläuft. Wir kurven durch Stralsund und schleichen weiter durch die Vorpommersche Boddenlandschaft. Erneut hat ein Hofcafé genau an diesem Wochenende geschlossen und so wird es heute leider nichts mit einem leckeren Stück Kuchen.
In Barth bleiben wir auf dem Campingplatz für zwei Tage und wollen morgen mit geliehenen Fahrrädern nach Zingst fahren.
Tag 8
Die Fahrräder gibt es direkt auf dem Campingplatz zu leihen und parallel zu einer alten Eisenbahntrasse führt der Fahrradweg nach Zingst. Es geht vorbei an der nicht mehr benutzten Eisenbahnbrücke, an einer Ferienwohnung auf Schienen bis zur neuen Klappbrücke. Der restliche Weg führt durch ein Waldstück direkt hinein nach Zingst.
Unser Ziel ist das Haus der Fotografie, auch Max Hünten Haus genannt.
In der unteren Etage befindet sich eine Bilderausstellung, ein umfangreiches Angebot an Kaufbüchern, Glasvitrinen mit Gerätschaften von Canon, Leica, Olympus und Sigma. Das Ausleihen von Kameras und Optiken ist hier tageweise möglich.
In der oberen Etage befindet sich ein Seminarraum und eine Leihbibliothek. Das Max Hünten Haus bietet interessante Seminare an, um seine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern.
Vor dem Kurhaus tobt das touristische Leben und nach einem kurzen Besuch der Flaniermeile schwingen wir uns wieder auf die Fahrräder, dem Deich folgend nach Westen.
Am Nachmittag trudeln wir auf dem Campingplatz ein und genießen noch den restlichen, sonnigen Tag. Die Markise rollen wir vorsorglich ein, da für die Nacht bereits Regen angekündigt ist.
Tag 9
Es fängt in der Nacht an zu regnen und hört auch am Morgen nicht auf. Also packen wir unsere Sachen und fahren am Deich entland Richtung Darß, diesmal allerdings mit dem Landy. Zwischendurch füllen wir die Lebensmittel auf und kaufen etwas Räucherfisch für das Abendessen ein.
Unterwegs wechseln wir dann mal wieder den Lichtschalter. Die Kontakte sind erneut zu heiß geworden und das Abblendlicht ist ausgefallen. Zu Hause werde ich auf Relaistechnik umrüsten, damit nicht mehr so hohe Ströme durch den Schalter fließen und die Kontakte nicht in den Kunststoff abtauchen. Ist halt eine Landy Krankheit, die es zu kurieren gilt.
Der Regen läßt nicht nach und gemäß der Regenradar App soll es auch nicht wirklich so schnell besser werden. Wir beschließen, uns bis nach Lüneburg durchzuschlagen, aber wettertechnisch ist es kein Gewinn. Das Regenband zieht doch weiter nach Westen rüber und auf dem Campingplatz in Lüneburg regnet es heftig. Eine gute Gelegenheit, dass größere Tarp von Obelink auszuprobieren. Einigermaßen gemütlich lassen wir uns unter dem Tarp den Räucherfisch schmecken.
Tag 10
In der Nacht hat es irgendwann doch noch aufgehört zu regnen. Am Morgen scheint die Sonne und blauer Himmel lugt durch die Bäume hindurch.
Ich spreche zwei Herren an, die mit einem außergewöhnlichen Gespann unterwegs sind. Ein INTERNATIONAL Trecker mit Wohnwagen und einem Fahrrad. Beide fahren tagsüber getrennte Wege und treffen sich abends auf dem vorher vereinbarten Campingplatz. Seit 9 Jahren machen beide so zusammen Urlaub und schaffen bis zu 120 km am Tag. Und sogar der "Deutz -illi" hat schon vor deren Wohnwagen gesessen und sie haben Reiseerlebnisse ausgetauscht.
Wir lassen im aufkommenden Wind Handtücher und das Hecktarp trocknen. Als alles verstaut ist geht es ein paar Kilometer aus Lüneburg hinaus und wir besuchen das Schiffshebewerk in Scharnebeck. Leider wird eine der beiden "Badewannen" nebst Türmen renoviert und ein Großteil der Anlage ist eingerüstet. Trotzdem lohnt sich der Besuch. Es ist reger Schiffsverkehr auf dem Elbe-Seitenkanal und ein Schiff nach dem Anderen bewältigt die 38 m Höhendifferenz.
In jedem der vier zugehörigen Türme sind die zwei Lagen der Beton Gegengewichte zu sehen. Geräuschlos gleiten sie auf oder ab und bewegen sich entgegen der Fahrtrichtung der "Badewanne".
Am oberen Teil der Anlage behindern leider die Bauzäune eine freizügige Sicht auf das Schiffshebewerk und den Kanal. Nur auf einer kleine Plattform erschließt sich einem die Dimension.
Wir fahren nach Lüneburg rein und finden einen Parkplatz am Rande der Altstadt. Beim alten Ladekran geht es über die Ilmenau in die historische Altstadt hinein.
Nach dem Rundgang folgen wir einem Tipp von Kai und Birgitt. In Meyer's Cafe Mühle gibt es eine erlesene Auswahl an Kuchen. In der Mühle nebenan wird das Mehl für den Kuchen noch ganz traditionell gemahlen. Echt lecker!
Tja, und dann landen wir wieder auf dem Campingplatz an der roten Schleuse. Einen Sonnenplatz hatten wir bereits am Morgen reserviert.
Tag 11
Keine Ahnung, was die beiden Jungs aus Karlsruhe mit ihrem T3 Bulli heute Nacht angetrieben hat aber a bisserl laut war es schon. Es hat zum Glück nicht so lange gedauert, bis Töpfe und Geschirr und die Fahrräder sortiert waren.
Die Biker aus Berlin nebenan waren wie wir vor dem Regen geflohen, aber es hatte sie Vorgestern trotzdem so richtig erwischt. Die Mopedjacken konnten sie abends zum Glück in einem Wäschetrockner wieder mit Wohlfühlklima anreichern und die Feuchtigkeit aus ihnen vertreiben. Ihr Zelt hingegen ist dicht und sie haben eine komfortable Nacht verbracht. Gute Weiterreise nach Amsterdam.
Auch wir satteln unser Gefährt und spulen ein paar Kilometer über die Autobahn ab.
Unser Ziel auf dem Weg nach Hause ist das historische Schiffshebewerk in Henrichenburg, so mitten drin im Pott.
Die alte Anlage ist ein Museum und toll dokumentiert. Man darf sich sehr frei auf der Anlage bewegen und Schautafeln erklären die Gegebenheiten. Sogar Kaiser Wilhelm II war eigens zur Eröffnung angereist. Leider spielt das Wetter nicht so mit wie in Lüneburg und es gibt nicht so sonnenverwöhnte Fotos.
Nach dem Besuch kommen wir zur richtigen Zeit an einer günstigen Tankstelle vorbei und lassen die Luft aus dem Tank.
Am Ende der nächsten Etappe stehen wir am frühen Abend bei einem Landwirt in der Nähe von Winterswijk auf dessen gepflegtem Rasen vor dem Haus und bereiten uns mental auf die Shoppingtour bei Obelink vor. Doch dazu morgen mehr.
Tag 12
Heute früh ist es noch etwas bewölkt. Die Sonne müht sich redlich durch die Wolken zu stoßen aber schafft es noch nicht.
Nach dem Frühstück fahren wir nur wenige Kilometer bis nach Obelink. Die Shoppingtour zieht sich über 3 Stunden hin und ist der Größe der "Campingmall" geschuldet. Die Ausbeute hält sich im Rahmen und so zieht es uns vor der Heimfahrt noch in den nächsten Supermarkt: "Segelplätzchen" kaufen. Meine Eltern können mit dem Begriff etwas anfangen.
Nach 2.400 zumeist Landstraßenkilometern sind wir gut behalten wieder zu Hause eingetrudelt.
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